Die Europäische Kommission hat Italien in der Flüchtlingskrise weitere Hilfen zugesagt, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker stellte am Dienstag in einem Brief an Ministerpräsident Paolo Gentiloni zusätzlich 100 Millionen Euro in Aussicht. Bisher hat die Kommission bereits 800 Millionen Euro zugesagt. Zudem werde die Brüsseler Behörde „schnell erreichbare Kontaktpersonen“ ernennen, schrieb Juncker.
Vor allem Flüchtlinge aus dem südlichen Teil Afrikas treten von Libyen aus die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer nach Italien an. Fast 94.000 Menschen erreichten seit Jahresbeginn die italienischen Küsten, wie das Innenministerium in Rom mitteilte. Das entspricht einer Steigerung von mehr als fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Die Regierung in Rom hatte zuvor den Druck auf die anderen EU-Staaten erhöht und damit gedroht, hunderttausende Migranten nach Norden zu schicken und die Fortsetzung der EU-Mission im Mittelmeer zu blockieren.
Die Gespräche zwischen der italienischen Regierung und Hilfsorganisationen über einen Kodex zur Flüchtlingsrettung wurden unterdessen vertagt, wie die Gruppe Sea-Eye mitteilte. Die Gespräche seien von dem italienischen Innenminister Marco Mortone nach 75 Minuten abgebrochen worden. Sie sollten am Freitag fortgesetzt werden.
Die private Seenotrettungs-Organisation rechnet nach eigenen Angaben damit, dass ein „tragbarer Kompromiss“ erreicht werden kann, denn viele Vorgaben würden schon jetzt erfüllt. Italien fordert von den Helfern unter anderem, die Ortungsgeräte ihrer Boote nicht auszuschalten und nicht mit Schleppern zu kommunizieren. Die Bundesregierung hatte die Arbeit einiger Organisationen im Mittelmeer bei der Aufnahme von Migranten vor Kurzem scharf kritisiert.