Deutschland

Skandal um belastete Eier weitet sich aus

Inzwischen warnen elf Bundesländer vor Eiern aus den Niederlanden und Niedersachsen.
03.08.2017 17:14
Lesezeit: 1 min

Der Lebensmittelskandal um mit dem Insektizid Fipronil belastete Eier breitet sich bundesweit aus, berichtet AFP. Die Anzahl der Bundesländer, die Verbraucher vor den Eiern warnen, erhöhte sich am Donnerstag auf elf. Das vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit betriebene Portal www.lebensmittelwarnung.de listete die Länder Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Schleswig-Holstein auf.

Angesichts des Ausmaßes bemängelte der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), dass es keine bundesweit einheitlichen Handlungsempfehlungen für Verbraucher gebe. „Risikobewertung und Risikokommunikation dürfen nicht getrennt werden“, erklärte vzbv-Ernährungsexpertin Jutta Jaksche. „Das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft muss hier dringend die Koordinierung übernehmen.“

Am Wochenende war bekannt geworden, dass mit Fipronil belastete Hühnereier aus den Niederlanden nach Deutschland geliefert wurden. Verbraucherschützer raten dazu, den Stempel von Eiern zu prüfen.

„Eier aus Holland sind leicht an dem Aufdruck NL zu erkennen“, sagte Annabel Oelmann, Vorstand der Verbraucherzentrale Bremen. „Da aber auch Betriebe in Niedersachsen Desinfektionsmittel mit Fipronil verwendet haben, empfehlen wir vorsorglich Familien mit Kindern, vorerst auf niedersächsische Eier zu verzichten.“ Diese seien auf dem Stempelaufdruck an der Ziffer 03 zu erkennen, die direkt nach dem DE-Kennzeichen folgt.

„Es muss jetzt schnellstens aufgeklärt werden, wer die Verantwortung für den Skandal trägt“, erklärte Oelmann. „Zudem stellt sich die Frage, inwieweit auch Geflügelfleisch mit Fipronil belastet ist.“ Auch die Verbraucherorganisation Foodwatch befürchtet, dass die Belastung nicht nur Eier betrifft.

„Behörden und Unternehmen müssen jetzt nachverfolgen und unverzüglich öffentlich machen, welche Eier betroffen sind und vor allem auch, in welchen Lebensmitteln belastete Eier verarbeitet wurden“, erklärte Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker. „Auch diese Produkte gehören vorsorglich aus dem Verkehr gezogen und öffentlich zurückgerufen.“

Das Insektizid Fipronil wird nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) unter anderem gegen Flöhe, Läuse, Zecken, Schaben und Milben eingesetzt. Eine Anwendung an lebensmittelliefernden Tieren ist nicht zulässig.

„Die Verbraucherinnen und Verbraucher sollten die Eier nicht konsumieren, sondern entsorgen oder ihrem Einzelhändler zurückgeben“, erklärte die Bremer Senatorin für Gesundheit und Verbraucherschutz, Eva Quante-Brandt am Mittwoch. „Fipronil kann in hohen Konzentrationen toxisch auf das Nervensystem wirken.“

Die Supermarktkette Rewe hatte am frühen Mittwochabend mitgeteilt, ab sofort in allen Rewe- und Penny-Märkten keine Eier aus den Niederlanden mehr zu verkaufen. Bereits gekaufte Eier aus den Niederlanden können Kunden zurückgeben. Sie bekommen den Verkaufspreis erstattet.

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