Politik

Macron kann Reformen per Verordnungen durchsetzen

Das Parlament hat Präsident Emanuel Macron dazu ermächtigt, die umstrittenen Arbeitsmarktreformen per Verordnungen durchzusetzen.
04.08.2017 17:20
Lesezeit: 2 min

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hat freie Bahn für sein erstes großes wirtschaftspolitisches Reformvorhaben, berichtet AFP. Das Parlament erlaubte dem Präsidenten am Mittwoch, seine Arbeitsmarktreform über Verordnungen umzusetzen. Nach der Nationalversammlung stimmte der Senat als zweite Parlamentskammer für ein entsprechendes Gesetz. Die Regierung will die Verordnungen Ende September veröffentlichen, dann tritt die Arbeitsmarktreform in Kraft.

Im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit will Macron das häufig als zu starr kritisierte Arbeitsrecht lockern und Unternehmen mehr Flexibilität einräumen. Seine umstrittene Reform will der Präsident über Verordnungen umsetzen und damit schneller vorankommen als beim üblichen parlamentarischen Gesetzgebungsprozess.

Das Parlament musste ihm den Rückgriff auf Verordnungen aber zunächst per Gesetz bewilligen. Die Senatoren gaben am Mittwoch mit 225 Ja-Stimmen gegen 109 Nein-Stimmen grünes Licht. Bereits am Dienstag hatten die Abgeordneten der Nationalversammlung einem zuvor im Vermittlungsausschuss erarbeiteten Kompromissvorschlag zugestimmt. Der Gesetzestext erlaubt Macron den Rückgriff auf Verordnungen und setzt zugleich die Umrisse der Reformen fest.

Die Arbeitsmarktreform ist eines der wichtigsten Wahlversprechen Macrons. Unter anderem sollen Betriebsvereinbarungen im Vergleich zu Branchenvereinbarungen mehr Gewicht bekommen. Betriebsbedingte Kündigungen sollen erleichtert, Entschädigungen nach einer unrechtmäßigen Entlassung gedeckelt, verschiedene Arten von Arbeitnehmervertretungen in einem Unternehmen fusioniert werden. Die Regierung verspricht "mehr Freiheit" für Unternehmen und zugleich „mehr Sicherheit“ für Arbeitnehmer.

Kritik an der Reform kommt von Gewerkschaften und linken Parteien. Diese werfen dem im Mai gewählten Macron eine zu unternehmerfreundliche Politik vor und sprechen von einem Abbau des Sozialstaates. Zwei Gewerkschaften haben für den 12. September zu Kundgebungen aufgerufen, der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon für den 23. September.

Der genaue Inhalt der Verordnungen soll Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden ab dem 21. August vorgestellt werden. Die Regierung will die Verordnungen dann Mitte September nach einer juristischen Überprüfung im Kabinett verabschieden und um den 25. September im Amtsblatt veröffentlichen. Die Reform tritt am Tag nach der Veröffentlichung in Kraft.

Macron ist mit dem Versprechen angetreten, Frankreich umfassend zu reformieren und die Wirtschaft des Landes wieder wettbewerbsfähiger zu machen. Auch Berlin und Brüssel setzen große Hoffnungen in die Reformen des jungen Präsidenten. Frankreich leidet seit Jahren unter einer hohen Arbeitslosigkeit: Im Juni waren 3,48 Millionen Menschen ohne Arbeit, laut Eurostat liegt die Arbeitslosenquote bei 9,6 Prozent.

Drei Monate nach seinem klaren Wahlsieg sinken die Umfragewerte des Präsidenten. Wie eine am Donnerstag veröffentlichte Erhebung des Institutes YouGov ergab, wird Macron von 36 Prozent der Franzosen positiv gesehen. Vor wenigen Wochen waren es sieben Punkte mehr. Der Anteil der Kritiker erhöhte sich zugleich von 36 auf 49 Prozent.

Der 39-Jährige ist der jüngste französische Staatschef seit Napoleon. Er war mit dem Versprechen angetreten, tiefgreifende Reformen anzupacken, um die Wirtschaft des Euro-Landes anzukurbeln. Macrons erste Monate im Elysee-Palast sind aber von einem Streit über Kürzungen des Wohngeldes, Steuersenkungen für Mieter und mehreren Skandalen in seinem Kabinett überschattet worden. Zudem trat der Chef der Streitkräfte aus Protest gegen die Politik des neuen Präsidenten zurück.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...