Politik

Russland vermittelt weitere Waffenruhe in Syrien

Russland hat um Homs eine weitere Waffenruhe in Syrien vermittelt. Der Abzug der Söldner verläuft offenkundig in Abstimmung mit der US-Regierung.
04.08.2017 02:15
Lesezeit: 2 min

In der syrischen Provinz Homs ist am Donnerstag ein neuer Waffenstillstand zwischen Regierungstruppen und Söldnern in Kraft getreten, von der rund 150.000 Einwohner profitieren sollen, berichtet die AFP. Die Feuerpause gilt nach russischen Angaben für 84 Ortschaften nördlich der Stadt Homs. Dort liegt die dritte von vier sogenannten Deeskalationszonen in Syrien, auf die sich Russland, die Türkei und der Iran mit den syrischen Milizen und Söldnern verständigt hatten.

Gemäß einer Vereinbarung, die Ende Juli in Kairo zwischen russischen Militärs und syrischen Rebellen ausgehandelt worden war, sollen "moderate Oppositionsgruppen und Regierungstruppen vollständig die Waffen niederlegen", teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und der Al-Kaida-Ableger al-Nusra (heute Fateh-al-Scham-Front) sind von der Vereinbarung ausgenommen.

Die al-Nusra-Kämpfer wurden lange von den USA unterstützt. Doch die USA kooperieren mit den Russen in Syrien trotz der geopolitischen Spannungen, die sich aus den neuen Sanktionen des US-Kongresses und des Senats ergeben haben.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow und sein US-Kollege Rex Tillerson verständigten sich laut AFP in einem Telefonat am Donnerstag auf ein Gespräch am Rande des Asean-Regionalforums am Wochenende in Manila, wie das russische Außenministerium mitteilte.

Den Angaben aus Moskau zufolge fand das Telefonat auf Initiative der US-Seite statt. Die beiden Außenminister wollen sich demnach in der philippinischen Hauptstadt über den "Stand der beiderseitigen  Beziehungen" sprechen. Nach Nordkoreas  jüngstem Raketentest vom 28. Juli werde es zudem um mögliche Reaktionen des UN-Sicherheitsrats gehen. In Manila findet von Freitag bis Sonntag ein Sicherheitsforum des Verbands südostasiatischer Nationen (Asean) statt.

In Syrien soll die russische Militärpolizei die Einhaltung der Waffenruhe überwachen, die Konfliktparteien auseinanderhalten und den freien Zugang für Hilfskonvois sicherstellen. Zunächst schien die Feuerpause zu halten. Ein Söldner namens "Mustafa Chaled" in Talbisseh sagte der Nachrichtenagentur AFP, es gebe keine Verletzungen der Waffenruhe. Ein unbekannter Einwohner in Al-Hula sagte ebenfalls, alles sei ruhig und kein Schuss sei zu hören.

Unter Vermittlung Russlands, des Irans und der Türkei wurde in den vergangenen Monaten die Schaffung von vier sogenannten Deeskalationszonen vereinbart. Nach Zonen um die Stadt Daraa im Süden und in der Region Ost-Ghuta bei Damaskus ist das Gebiet nördlich von Homs nun die dritte Zone, in welcher der Waffenstillstand umgesetzt wird. Die vierte Deeskalationszone soll in der nördlichen Provinz Idlib geschaffen werden.

Die US-Regierung hatte unter Präsident Donald Trump ihre Strategie aufgegeben, dass Söldner von der CIA mit Waffen beliefert werden. Seither fehlt den Söldnern eine Kampf-Perspektive, weil naturgemäß niemand ehrenamtlich kämpfen will. Die knappen Finanzen haben bereits zu Kämpfen unter den Söldner-Verbänden geführt.

An der syrisch-libanesischen Grenze ging der Flüchtlings- und Gefangenenaustausch zwischen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah und sunnitischen Söldnern weiter.

Wie ein AFP-Korrespondent berichtete, ließen die syrischen Rebellen im Gegenzug zwei gefangene Hisbollah-Kämpfer frei. Weitere Freilassungen sollten der Waffenruhe-Vereinbarung zufolge folgen. Die Hisbollah hatte am 21. Juli eine Offensive in der abgelegenen Grenzregion Dschurud Arsal gestartet, wo syrische Dschihadisten seit Jahren Unterschlupf fanden. Dabei konnte sie die Dschihadisten offenbar stark in die Enge treiben.

Im Krieg um Syrien kämpfen Söldner aus zahlreichen Nationen. Sie werden unter anderem vom Westen über die Verbündeten im Golf finanziert.

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