Finanzen

Schatten-Händler „Spoofy“ manipuliert den Bitcoin-Markt

Lesezeit: 2 min
10.08.2017 17:08
Ein unbekannter Händler mit großen finanziellen Ressourcen manipuliert den Bitcoin-Preis.
Schatten-Händler „Spoofy“ manipuliert den Bitcoin-Markt

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Ein Händler mit umfangreichen finanziellen Ressourcen manipuliert den Bitcoin-Markt. Seinen Spitznamen „Spoofy“ hat er nach der Methode des „Spoofing“ erhalten. Dabei platziert ein Trader Kauf- oder Verkaufsangebote ohne die Absicht, diese später auch tatsächlich auszuführen. Kurz vor der Ausführung zieht er das Angebot wieder zurück.

Auf regulierten Märkten wie dem Gold- und dem Silbermarkt ist Spoofing seit Jahren illegal. Doch auf dem Bitcoin-Markt ist dies weiterhin möglich. Ein Trader stellt dabei ein relativ großes Angebot ein, das knapp neben, über oder unter dem aktuellen Preis liegt.

Ziel ist es dabei, dass andere Spekulanten nun wegen der Größe des eingestellten Angebots davon ausgehen, dass es in Kürze im Markt eine größere Bewegung nach oben oder nach unten geben wird. Daher spekulieren sie nun genau auf eine solche Preisbewegung und versuchen, dieser zuvorzukommen.

Als zum Beispiel der Bitcoin-Preis knapp über 2.000 Dollar lag, hat Spoofy ein extrem großes Kaufangebot von 2.000 Bitcoin für einen Preis von 1.960 Dollar eingestellt, berichtet der Blogger BitCrypto’ed. Insgesamt hatte das Angebot also einen Umfang von knapp vier Millionen Dollar.

Wegen dieses äußerst großen Kaufangebots gingen die Spekulanten davon aus, dass der Bitcoin-Preis nicht fallen kann und spekulierten auf einen Preisanstieg. Damit hatte „Spoofy“ sein Ziel erreicht. Der Markt bewegte sich nach oben, ohne dass er selbst gehandelt hatte.

Spoofing ist also eine Art Bluff und auf dem Markt der Kryptowährungen durchaus üblich. Doch was im Fall des Traders „Spoofy“ ungewöhnlich ist, sind die extremen finanziellen Ressourcen, die ihm dafür zur Verfügung stehen.

Regelmäßig platziert er an der Online-Börse Bitfinex Angebote in Höhe von bis zu 60 Millionen Dollar. Bitfinex ist eine der größten Bitcoin-Börsen. Hier werden pro Woche im Schnitt Bitcoin im Wert von rund 500 Millionen Dollar gehandelt.

Neben dem Spoofing verwendet „Spoofy“ noch eine weitere Methode der Manipulation an: das sogenannte „Wash Trading“. Dabei handelt ein Trader mit sich selbst. Die Handelskosten bei Bitfinex sind mit nur 0,1 Prozent überschaubar.

Doch das dabei vorgetäuschte massive Handelsvolumen kann Spekulanten dazu bewegen, ebenfalls massiv zu kaufen oder zu verkaufen. Wie beim Spoofing sind in der Folge auch hier massive Preisbewegungen möglich.

Manchmal versucht „Spoofy“, den Bitcoin-Preis nach oben zu manipulieren – manchmal nach unten. Seine Identität ist vollkommen ungeklärt. Es könnte sich um einen einzelnen Trader handeln. Es könnte sogar das Management der Börse Bitfinex selbst dahinterstecken. In diesem Fall wären die Handelskosten sogar null.

Die Manipulationen bei Bitfinex haben Auswirkungen auf die anderen Bitcoin-Börsen. Das gesamte Handelvolumen von Bitcoin liegt im Schnitt bei rund 1,5 Milliarden Dollar pro Tag. Zum Vergleich: Das tägliche Handelsvolumen der Apple-Aktie an der Nasdaq-Börse beträgt im Schnitt etwa drei bis vier Milliarden Dollar.

Bitcoin ist also im Vergleich zu anderen Märkten noch immer relativ klein und dadurch leichter manipulierbar. Am Dienstag erreichte Bitcoin ein neues Rekordhoch von mehr als 3.450 Dollar – mehr als siebenmal so viel wie noch zu Jahresbeginn. Unklar bleibt, wie viel von diesem Preisanstieg eine Folge von Manipulation ist.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Vor 20 Jahren: Größte Erweiterung der Nato - eine kritische Betrachtung
29.03.2024

Am 29. März 2004 traten sieben osteuropäische Länder der Nato bei. Nicht bei allen sorgte dies für Begeisterung. Auch der russische...

DWN
Technologie
Technologie Viele Studierende rechnen mit KI-Erleichterungen im Joballtag
29.03.2024

Vielen Menschen macht Künstliche Intelligenz Angst, zum Beispiel weil KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. In einer Umfrage stellte sich...

DWN
Politik
Politik Verfassungsgericht stärken: Mehrheit der Parteien auf dem Weg zur Einigung?
28.03.2024

Das Verfassungsgericht soll gestärkt werden - gegen etwaige knappe Mehrheiten im Bundestag in aller Zukunft. Eine Einigung zeichnet sich...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands maue Wirtschaftslage verhärtet sich
28.03.2024

Das DIW-Konjunkturbarometer enttäuscht und signalisiert dauerhafte wirtschaftliche Stagnation. Unterdessen blieb der erhoffte...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Lauterbach will RKI-Protokolle weitgehend entschwärzen
28.03.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat angekündigt, dass einige der geschwärzten Stellen in den Corona-Protokollen des RKI aus der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
28.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...