Finanzen

Gericht verurteilt Samsung-Chef zu fünf Jahren Haft

Lesezeit: 2 min
25.08.2017 17:54
Ein Gericht in Südkorea hat den Chef und Firmenerben von Samsung zu 5 Jahren Haft verurteilt.
Gericht verurteilt Samsung-Chef zu fünf Jahren Haft

Mehr zum Thema:  
Justiz >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Justiz  

Der Erbe des südkoreanischen Samsung-Imperiums, Lee Jae Yong, ist wegen versuchter Präsidenten-Bestechung und anderer Vergehen zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, berichtet die dpa. Hintergrund des Verfahrens gegen den 49-jährigen Vizevorsitzenden des Smartphone-Marktführers Samsung Electronics war eine Korruptionsaffäre um eine enge Freundin der früheren Präsidentin Park Geun Hye, die im März aus dem höchsten Staatsamt entfernt worden war.

Das Bezirksgericht in Seoul fand Lee am Freitag der Bestechung, der Untreue und des Meineids für schuldig. Auch soll er Vermögenswerte im Ausland und Gewinne aus kriminellen Straftaten verborgen haben.

„Der Kernpunkt dieses Falls ist die enge Verbindung zwischen politischer und wirtschaftlicher Macht“, wurde das Richtergremium von der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap zitiert. Lee sei in der Position gewesen, davon am meisten zu profitieren. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von zwölf Jahren gefordert. Außer Lee wurden vier frühere Topmanager des Konzerns zu Haft- oder Bewährungsstrafen verurteilt.

Die Ermittler beschuldigten Samsung, hohe Summen an Unternehmen und Stiftungen der umstrittenen Park-Freundin Choi Soon Sil und ihrer Verwandten gezahlt und im Gegenzug politische Unterstützung für die Fusion zweier Konzerntöchter vor zwei Jahren erhalten zu haben. Es ging dabei um 43,3 Milliarden Won (32,5 Millionen Euro). Ein Teil davon solle aus Konzernkassen veruntreut worden sein.

Die Verurteilung stellt einen Image-Schaden für Lee wie für den größten Familienkonzern des Landes dar, zu dem unter anderem ein Schiffbauer, Baukonzerne, eine Versicherung sowie ein Betreiber eines Freizeitparks gehört. Langfristig könnte nach Meinung von Marktspezialisten ein Führungsvakuum entstehen und die Strategie des Konzerns behindern.

Inwieweit die Geschäfte speziell des Konzern-Flaggschiffs Samsung Electronics beeinträchtigt werden könnten, gilt als offen. Im zweiten Quartal hatte der Technologieriese dank guter Geschäfte der Chipsparte und des Erfolgs mit seinem Smartphone-Spitzenmodell S8 einen Quartalsgewinn in Rekordhöhe von elf Billionen Won (etwa 8,3 Milliarden Won) verzeichnet.

Lee ist der Sohn des schwer erkrankten, früheren Konzernchefs Lee Kun Hee, der maßgeblich die Entwicklung des Geschäftszweigs mit Elektronik vorangetrieben hatte. Bereits vor knapp zehn Jahren legte Lee Kun Hee jedoch wegen eines Skandals als Vorsitzender alle Posten nieder. Sein Sohn sitzt bereits seit Februar in Untersuchungshaft. Lees Anwälte hätten angekündigt, in die Berufung zu gehen, berichteten südkoreanische Sender. Er selbst hatte seine Unschuld beteuert.

Lee soll unter anderem 7,2 Milliarden Won für das Reittraining der Tochter Choi Soon Sils zur Verfügung gestellt haben. Das Gericht wertete den Transfer als Bestechungsversuch. Außerdem seien 1,6 Milliarden Won an eine Wintersport-Organisation einer Nichte von Choi geflossen.

Choi und Ex-Präsidentin Park stehen in separaten Prozessen vor Gericht. Park soll direkt oder indirekt Druck auf die staatliche Pensionskasse ausgeübt haben, damit diese ihre erforderliche Zustimmung für die Fusion zweier Samsung-Töchter vor zwei Jahren erteilt.


Mehr zum Thema:  
Justiz >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Europäische Unternehmen sehen düstere Aussichten in China
10.05.2024

Die jährliche Geschäftsklimaumfrage der EU-Handelskammer in Peking zeigt, dass europäische Unternehmen ihre Wachstumschancen in China so...

DWN
Technologie
Technologie Lithium-Abbau in Deutschland: BGR-Forscher starten Tiefenförderung in der Lüneburger Heide
10.05.2024

Der Weg zu einer nachhaltigen Elektromobilität führt möglicherweise durch die Lüneburger Heide: Die Die Bundesanstalt für...

DWN
Finanzen
Finanzen Genomsequenzierung: Investieren in die personalisierte Medizin der Zukunft
09.05.2024

Genomsequenzierung, Gentherapie, personalisierte Medizin: Die Medizin- und Pharma-Industrie steht vor einem Wendepunkt. Gleichzeitig sind...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview zur Mafia in Deutschland: „Hier gehe ich von Strafvereitelung im Amt aus“
09.05.2024

Italienische Mafia-Organisationen gewinnen in Deutschland zunehmend an Einfluss – und können dabei teilweise auf das stillschweigende...

DWN
Technologie
Technologie Luftfahrt: Klimaneutralität bis 2050 wohl unrealistisch
09.05.2024

Der Luftverkehr gilt als ein starker Treiber zur Klimakrise. Mit technischen Lösungen klimaschonendes- oder gar klimaneutrales Fliegen zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien: Warum die Kapitalrendite eines Unternehmens wichtiger als die Bewertung ist
09.05.2024

Was bestimmt eigentlich den Wert einer Aktie? In der Berichterstattung stehen häufig Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis im...