Finanzen

Demografische Lücke bedroht Wohlstand in Deutschland

Die demografische Lücke bedroht den Wohlstand in Deutschland. Die Politik spricht das Grundproblem nicht an.
08.09.2017 17:16
Lesezeit: 2 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Das zurückgehende Angebot an jungen Fachkräften wächst sich zum ernsten Problem für die Sicherung von Wohlstand und Wachstum in Deutschland aus. Die Bundesregierung sieht trotz Fortschritten bei der Mobilisierung von mehr Erwerbstätigen, etwa bei Frauen und älteren Menschen, großen Handlungsbedarf, wie aus einem Fortschrittsbericht zum Fachkräftekonzept hervorgeht, berichtet Reuters.

Das Beratungsunternehmen Prognos sagte voraus, dass bis 2030 etwa drei Millionen Fachkräfte fehlen dürften, 2040 seien es rund 3,3 Millionen. Arbeitsministerin Andrea Nahles warnte: „Die Herausforderung bleibt riesengroß“. Der Regierungsbericht mahne zum Handeln.

Die aktuelle Ausbildungsentwicklung belegen das wachsende Fachkräfteproblem. Nach Angaben des Statistisches Bundesamtes ging die Zahl der Auszubildenden im vergangenen Jahr zum wiederholten Male zurück. Nur noch knapp 510.000 Jugendliche schlossen Ausbildungsverträge ab: 1,3 Prozent weniger als 2015. Achim Dercks, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), sprach von 37 Prozent der Unternehmen, die mittlerweile Problemen bei der Besetzung von Lehrstellen hätten. Dabei zahle sich Ausbildung aus: Die Arbeitslosenquote von beruflich Qualifizierten sei in den vergangenen zehn Jahren um nahezu 50 Prozent gesunken. Zugleich spürten die Betriebe die rückläufigen Zahlen bei den Auszubildenden: „Den Unternehmen fällt es zunehmend schwer, geeignete Kandidaten mit dualer Ausbildung zu finden“, erklärte der DIHK.

Der Hauptgrund für den Fachkräftemangel ist die katastrophale demografische Entwicklung in Deutschland, welche dazu führt, dass die Anzahl der Kinder seit Jahrzehnten zurückgeht. Bemerkenswert ist, dass von Seiten der Politik nicht auf diesen Umstand eingegangen wird, sondern dass Lösungsansätze primär in anderen, weniger wichtigen Bereichen gesucht werden:

Beispielsweise schlug die Vize-Fraktionschefin der Grünen, Kerstin Andreae, mehrere Ansatzpunkte wie einen freiwilligen späteren Beginn der Rente, flexiblere Arbeitszeiten und auch die Fachkräfte-Anwerbung im Ausland auf Basis eines Einwanderungsgesetzes als Lösung vor. „Es reicht nicht, den Fachkräftemangel zu beklagen, wir müssen etwas dagegen tun, um unseren Wohlstand zu sichern“, sagte sie zu Reuters.

Der Chef des Prognos-Beratungsunternehmens Christian Böllhoff bezeichnete die Fachkräftelücke als wachsende Herausforderung für deutsche Unternehmen. Die Lage werde sich auf mittlere Sicht massiv verschärfen, und zwar über alle Branchen hinweg. „Es werden sowohl Arbeitskräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung, als auch solche mit Hochschulabschluss fehlen“, stellte er fest. Unqualifizierten Arbeitnehmern dagegen drohe verstärkt die Arbeitslosigkeit.

Die Bundesregierung sieht immerhin Fortschritte, spricht das Thema demografische Lücke aber nicht an. „Wir sind bei der Fachkräftesicherung gut vorangekommen“, sagte Nahles. Es müsse aber mehr getan werden. So müssten die Erwerbstätigen unterstützt werden, mit den Veränderungen in der Arbeitswelt umzugehen. Dabei müssten alle, unabhängig vom Geldbeutel, die gleichen Chancen haben. Als eine zentrale Herausforderungen für die Zukunft nannte das Ministerium noch größere Anstrengungen, um die Erwerbstätigkeit von Frauen zu erhöhen. Daneben müsse mehr in Bildung und in Weiterbildung investiert werden. Die Zuwanderung von Fachkräften sollte verstetigt und besser gesteuert werden. Die Kompetenzen und Qualifikationen der Erwerbstätigen müssten kontinuierlich dem Wandel in der Nachfrage angepasst werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen EU-Vermögensregister und Bargeldbeschränkungen: Risiko für Anleger

Das EU-Vermögensregister gehört derzeit zu den größten Risiken für Anleger. Daher ist es wichtig, sich jetzt zu überlegen, wie man...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Börsencrash, Blase oder Börsenrally? So brisant wird das zweite Halbjahr an den Aktienmärkten
08.07.2025

Zins-Chaos, Trump-Drohungen und eine Blase bei Rüstungsaktien: Drei Top-Strategen warnen vor einem explosiven Börsenhalbjahr – mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Exportflaute durch Handelsstreit: Unsicherheit belastet deutsche Firmen
08.07.2025

Trotz einer weiteren Fristverlängerung im Zollkonflikt mit den USA bleibt die Lage für deutsche Exportunternehmen angespannt. Die...

DWN
Politik
Politik Bundestag stimmt über Verfassungsrichter ab – Politische Debatte um Mehrheiten
08.07.2025

Im Bundestag steht eine wichtige Entscheidung an: Drei Kandidatinnen und Kandidaten für das Bundesverfassungsgericht sollen gewählt...

DWN
Technologie
Technologie Wettlauf der Supermächte: Wer gewinnt das Milliarden-Quantenrennen?
08.07.2025

Quantencomputer gelten als Schlüsseltechnologie der Zukunft – und könnten bestehende Sicherheitsstrukturen weltweit aushebeln. Der...

DWN
Politik
Politik Recht auf Schutz: Gericht bestätigt Anspruch afghanischer Familie auf Visa
08.07.2025

Trotz der Einstellung des Bundesaufnahmeprogramms für gefährdete Afghanen hat das Verwaltungsgericht Berlin eine klare Entscheidung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Urlaub wird teurer: Flugkosten steigen auch bei Billig-Airlines
08.07.2025

Fliegen vom deutschen Flughafen ist deutlich kostspieliger geworden – und das nicht nur bei klassischen Airlines. Auch...

DWN
Politik
Politik Haushaltsstreit 2025: Klingbeils Pläne, Kritik und offene Milliardenlücken
08.07.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat den Haushaltsentwurf für 2025 und die Finanzplanung bis 2029 in den Bundestag eingebracht....

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Konzern behauptet Spitzenposition im deutschen E-Auto-Markt
08.07.2025

Der VW-Konzern setzt im deutschen E-Auto-Markt neue Maßstäbe. Die aktuellen Zahlen zeigen eine eindrucksvolle Entwicklung – doch der...