Finanzen

US-Justiz leitet Ermittlungen gegen Swiss Life ein

Das US-amerikanische Justizministerium hat Ermittlungen gegen die Schweizer Versicherung Swiss Life eingeleitet.
14.09.2017 17:01
Lesezeit: 1 min

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach den Banken nehmen die US-Behörden nun auch einen Schweizer Versicherer wegen möglicher Beihilfe zur Steuerhinterziehung ins Visier. Das Justizministerium habe Swiss Life in Zusammenhang mit dem aus Liechtenstein und Singapur betriebenen Geschäft mit US-Kunden kontaktiert, teilte der größte Schweizer Lebensversicherer am Donnerstag laut Reuters mit. „Es gibt gegenwärtig kein Verfahren und keine Anklage“, ergänzte ein Sprecher. Swiss Life kooperiere mit den Amerikanern. Zum Zeitrahmen des weiteren Verlaufs konnte er keine Angaben machen. An der Börse sank der Aktienkurs des Zürcher Konzerns um 1,6 Prozent.

Im Zentrum des Interesses der Amerikaner stehen sogenannte Versicherungsmäntel, ein Steuersparprodukt für vermögende Kunden. Auf dem Höhepunkt hätten sich die Bestände an solchen Produkten bei US-Kunden auf insgesamt rund eine Milliarde Franken belaufen, inzwischen sei das Volumen auf rund 250 Millionen Franken geschrumpft.

Konzernweit beliefen sich die in Versicherungsmänteln gehaltenen Vermögen zur Jahresmitte auf insgesamt rund 17 Milliarden Franken. Swiss Life war 2006 in das Geschäft eingestiegen.

Über Jahre gingen die US-Behörden auch gegen Banken vor, die reichen Amerikanern bei der Steuerhinterziehung geholfen hatten. Die meisten Geldhäuser wie UBS, Credit Suisse und Julius Bär haben das Thema inzwischen aber abgehakt. Für eine Handvoll Banken – darunter die Vermögensverwaltung Pictet – steht eine Einigung jedoch noch aus.

Die Banken mussten damals Geldzahlungen von ein bis sieben Prozent der betroffenen US-Vermögenswerte entrichten, erklärte ZKB-Analyst Georg Marti. Nimmt man diesen Prozentsatz zum Maßstab, würde sich eine mögliche Buße für Swiss Life auf höchstens 70 Millionen Franken belaufen. „Dies könnte von Swiss Life problemlos bezahlt werden, ohne dass es den Gewinn maßgeblich beeinträchtigen würde“, erklärte Marti. 2016 verdiente der Konzern unter dem Strich 926 Millionen Franken.

Bei den „Insurance Wrappern“ werden Anlagen wie Wertpapierdepots oder Fondsanteile in eine Lebensversicherung eingebracht. Diese Ummantelungen bringen Vorteile wie etwa einen Aufschub der Steuerpflicht bis zur Auszahlung und reduzierte Steuersätze. Doch das Geld bleibt bei der Bank und der Kunde kann weiterhin mitbestimmen, wie es angelegt wird. Lange Zeit reduzierte sich für Steuerflüchtlinge zudem die Gefahr, enttarnt zu werden, weil als Kontoinhaber bei der Bank nur die Versicherung auftauchte. Doch inzwischen schauen die Aufsichtsbehörden bei Finanzinstrumenten genauer hin und schließen immer mehr Schlupflöcher. So müssen unter dem Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA), mit dem die USA der Steuerhinterziehung von amerikanischen Bürgern über Auslandsanlagen einen Riegel vorschieben wollen, auch Versicherungsvermögen deklariert werden. Seit 2012 verkauft Swiss Life keine Produkte mehr an US-Kunden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...