Finanzen

Künstliche Hausse: Zentralbanken treiben Aktienkurse

Lesezeit: 2 min
19.09.2017 17:15
Der Bank of America zufolge ist der fortwährende Aufschwung bei Aktien nur den Interventionen der Zentralbanken zu verdanken.
Künstliche Hausse: Zentralbanken treiben Aktienkurse

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Aus Sicht der Bank of America sind es hauptsächlich die Liquiditätshilfen der Zentralbanken, die den fortwährenden Aufschwung an den Aktienmärkten ermöglicht haben. Inzwischen, schreibt der Chefanalyst Michael Hartnett in einem Anfang September erschienenen Bericht, hätten sich die Aktien- und Anleihemärkte deutlich von der realwirtschaftlichen Entwicklung und den geopolitischen Risiken abgekoppelt.

Hartnett zufolge haben die großen Zentralbanken von Jahresbeginn bis Anfang September Finanzinvestitionen im Gesamtumfang von etwa 1,96 Billionen Dollar getätigt – der allergrößte Teil davon entfiel demnach auf Aktien- und Anleihekäufe, so BoA-Analyst Michael Hartnett. Die Flutung der Finanzmärkte mit günstigem oder zinslosem Zentralbankgeld sei an der Tatsache zu erkennen, dass sich die Bilanzen der großen Notenbanken seit Herbst 2008 um rund 11,3 Billionen Dollar auf aktuell 15,6 Billionen Dollar aufgebläht hätten. An erster Stelle bei der Manipulation der Anleihemärkte steht seit März 2015 die EZB mit ihrem Kaufprogramm, nachdem die US-Zentralbank Federal Reserve in den Jahren zuvor mehrere ähnliche Kaufprogramme ausgeführt hatte.

Hartnett erwartet allerdings, dass die Rally an den Aktienmärkten in ein bis zwei Monaten einen deutlichen Dämpfer erhalten werde. Den (vorläufigen) Höhepunkt des S&P 500-Index sieht er bei etwa 2630 Punkten. Derzeit steht der Index bei rund 2500 Punkten.

Ein bremsender Faktor ist die Abschwächung bei den Aktien-Rückkäufen, welche in den vergangenen Jahren signifikant zum Anstieg der Kurse beigetragen hatten. Wie die Financial Times berichtet, hatte sich die Dynamik hier bereits Ende 2016 abgeschwächt. Der Trend setzte sich im laufenden Jahr fort. Auch die massiven Aktien-Rückkäufe hängen direkt mit der expansiven Geldpolitik vieler Zentralbanken zusammen.

„Aktien-Rückkäufe waren die größte Quelle für Nachfrage nach US-amerikanischen Aktien seit der Finanzkrise. Viele Unternehmen haben sich nicht mehr um ihre Geschäftsentwicklung gekümmert, sondern versucht, ihre Einnahmen zu erhöhen. Sie haben sich zunehmend billiges Geld geliehen, um eigene Aktien zurückzukaufen“, schreibt die FT.

In den 12 Monaten bis Ende Juni 2017 hätten Unternehmen aus dem S&P 500 insgesamt über 500 Milliarden Dollar für Aktien-Rückkäufe ausgegeben – etwa 14,5 Prozent weniger als in den 12 Monaten zuvor. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres wurden 120 Milliarden Dollar ausgegeben – etwa 10 Prozent weniger als im ersten Quartal und 5,8 Prozent weniger als im zweiten Quartal 2016, berichtet die FT.

Das mit Abstand aktivste Unternehmen bei Aktien-Rückkäufen ist Apple, dessen Rückkäufe allein im zweiten Quartal größer waren als jene der drei folgenden Unternehmen auf der Liste zusammengenommen.

Einen weiteren Grund für den Aufschwung identifiziert die FT zudem in der Abkopplung der Aktienhändler von realwirtschaftlichen und politischen Risiken wie beispielsweise den Spannungen um Nordkorea. Der Grund dafür liege im Zwang, in einem Niedrigzinsumfeld Rendite zu erwirtschaften. Auch dieses Phänomen ist demzufolge ein direktes Produkt der expansiven Geldpolitik der Zentralbanken:

„Das Argument ist einfach aber einleuchtend. In einem Umfeld niedriger Renditen schichten Anleger ihre Investitionen in riskantere Märkte um, um Gewinne zu erzielen. Weil Investoren in diese Märkte drängen und weil Rückschläge dazu genutzt werden, neu zu kaufen, erscheinen die Marktbedingungen an der Oberfläche als gesund und signalisiere ein robustes Wachstum. Dadurch sinkt wiederum die Anfälligkeit für Schwankungen und Investoren sind noch überzeugter, dass es sich um einen gesunden Markt handelt. Sie bauen ihre Positionen weiter auf, weil sie am Aufschwung teilhaben wollen“, schreibt die FT.


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