Finanzen

Federal Reserve leitet Ende der Wertpapierkäufe ein

Die Federal Reserve will die Geldflut eindämmen, bleibt aber bei den Zinssätzen vorsichtig.
21.09.2017 01:06
Lesezeit: 3 min

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Als erste große Notenbank weltweit dämmt die amerikanische Fed die nach der Finanzkrise ausgelöste Geldflut ein. Sie will ihre durch Wertpapierkäufe auf 4,5 Billionen Dollar aufgeblähte Bilanz angesichts der brummenden Wirtschaft ab Oktober verringern. Zudem peilen die Währungshüter eine weitere Zinserhöhung in diesem Jahr an. Laut Fed-Chefin Janet Yellen werden die Folgen der verheerenden Hurrikans im Süden der USA ihre Pläne nicht durcheinanderwirbeln, da der Aufschwung nicht strukturell unterbrochen worden sei. Da praktisch Vollbeschäftigung herrscht, muss die Notenbank auch andere Gefahren im Auge behalten: "Wir werden nicht zulassen, dass die Wirtschaft überhitzt", sagte Yellen.

Einstweilen beließ die Fed den Schlüsselsatz für die Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld in der Spanne von 1,0 bis 1,25 Prozent. Die Rahmenbedingungen für eine straffere geldpolitische Linie scheinen jedoch günstig: Die Wirtschaft wuchs zuletzt so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr. Doch der als zu niedrig empfundene Preisauftrieb bereitet den Währungshütern Kopfschmerzen: Sie streben eine Inflationsrate von zwei Prozent an, doch diese Marke ist noch nicht in Sichtweite. Laut Yellen ist es den Währungshütern ein "Rätsel", warum die Preise trotz der guten Arbeitsmarktlage nicht stärker anziehen.

Die Aussicht auf höhere Zinsen beflügelte den Dollar, der kräftig zum Euro zulegte. Sollten die Anleger mit ihrer Spekulation richtig liegen, wäre es bereits die dritte Zinserhöhung in diesem Jahr, nach Schritten im März und Juni.

Tatsächlich messen viele Anleger den Zinssätzen nur noch eine geringe Bedeutung bei der Beurteilung der Aktienmärkte bei.

In der Euro-Zone und auch in Japan wird hingegen weiter eine Nullzinspolitik betrieben. Die US-Währungshüter sind mit dem strafferen Kurs und insbesondere dem Bilanzabbau somit Vorreiter: "Es ist nur ein kleiner Satz für die Fed, aber ein großer Schritt für die globale Geldpolitik. Damit verabschiedet sich die erste Zentralbank aus dem größten geldpolitischen Experiment der jüngeren Geschichte", so Ökonom Martin Moryson von der Privatbank Sal. Oppenheim. Das Fed-Portfolio soll zunächst um monatlich zehn Milliarden Dollar reduziert und das Tempo dann sukzessive auf 50 Milliarden gesteigert werden.

In Japan schießt die Notenbank seit Jahren aus allen Rohren. Sie will die als Gift für die Konjunktur geltende ultra-niedrige Inflation anheizen. Die Europäische Zentralbank (EZB) prüft derzeit zwar die Zukunft ihres vor allem in Deutschland umstrittenen Anleihen-Kaufprogramms. Doch geht es dabei eher darum, das monatliche Tempo der Käufe zu verringern, ohne bereits Pflöcke für ein Ende einzurammen. In jedem Fall wird die EZB ihre Bilanz auf absehbare Zeit nicht eindampfen: "Der geldpolitische Kontrast zwischen den USA und der Euro-Zone ist durch die Fed-Entscheidung noch schärfer geworden. Der Druck auf den EZB-Rat, im Oktober endlich zu handeln, ist dadurch weiter gewachsen", sagte ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann.

Die Fed hatte mit den Käufen von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren mit dafür gesorgt, dass sich die Wirtschaft zwischen San Francisco und New York nach der 2007 einsetzenden Finanzkrise aus der Rezession löste und wieder auf Wachstumskurs ging. Zudem ermöglichte die Geldflut der Wall Street einen anhaltenden Höhenflug.

Der seit Januar amtierende Präsident Donald Trump reklamiert diese Erfolgsbilanz jedoch für sich, wie er jüngst in seiner Rede vor den Vereinten Nationen deutlich machte. Er hat Yellen im Wahlkampf hart attackiert und ließ zuletzt offen, ob er sie über das Ende ihrer im Februar auslaufenden Amtszeit weiter an der Spitze der Fed halten will. Yellen schwieg sich am Mittwoch über ihre Zukunftspläne aus: "Kein Kommentar", sagte die Fed-Chefin nur.

Nach der Zinsentscheidung der US-Notenbank hat sich die New Yorker Börse uneinheitlich gezeigt. Nachdem sich die Anleger vor der mit Spannung erwarteten Fed-Erklärung am Mittwoch zurückgehalten hatten, legte der Dow Jones anschließend zu und schloss mit einem Plus. Die technologielastige Nasdaq zeigte sich dagegen unter anderem wegen eines fallenden Apple-Kurses schwächer.

Der Dow-Jones-Index stieg um 0,2 Prozent auf 22.413 Punkte. Der breiter gefasste S&P legte um 0,1 Prozent auf 2508 Stellen zu. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor dagegen 0,1 Prozent auf 6456 Zähler. Der Dax hatte sich zuvor mit einem Plus von 0,1 Prozent auf 12.569 Punkte aus dem Handel verabschiedet. Der EuroStoxx50 verlor 0,2 Prozent auf 3525 Zähler. Die Aussicht auf höhere US-Zinsen beflügelte den Dollar, der zum Euro zulegte.

Händler stellen sich auf eine geldpolitische Straffung im Dezember ein: "Vielleicht beginnt sich am Markt die Erkenntnis durchzusetzen, dass sie wirklich im Dezember loslegen wollen", sagte der Ökonom Tom Porcelli von RBC Capital Markets der Nachrichtenagentur Reuters.

Bei den Einzelwerten standen lange Zeit die Technologie-Werte im Fokus. Der Apple-Kurs lastete nach Berichten über Verbindungs- und Batterieproblemen bei der neuen Generation der Apple-Watch auf der Stimmung. Die Aktie schloss knapp 1,8 Prozent im Minus. Western-Digital-Titel gaben 3,9 Prozent ab. Der Festplattenhersteller dürfte im Rennen um Toshibas Chipsparte das Nachsehen haben.

An der New York Stock Exchange wechselten rund 837 Millionen Aktien den Besitzer. 1602 Werte legten zu, 1268 gaben nach und 178 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 2,02 Milliarden Aktien 1646 Werte im Plus, 1271 im Minus und 197 unverändert.

Auch die US-Staatsanleihen zeigten sich uneinheitlich. Die zehnjährigen Papiere fielen um 6/32 auf 99-28/32 Dollar und rentierten mit 2,27 Prozent. Die 30-jährigen Bonds stiegen dagegen um 5/32 auf 98-28/32 Dollar. Sie hatten eine Rendite von 2,81 Prozent.

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