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Der Internationale Währungsfonds (IWF) drängt die Europäische Zentralbank (EZB), baldmöglichst Stresstests für griechische Banken durchzuführen. Wie Reuters berichtet, könnte die EZB könnte ihren Stresstest für griechische Banken im nächsten Jahr vorziehen. Die Prüfung könnte bereits Anfang Mai abgeschlossen werden, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Montag. Damit hätte die EZB Zugriff auf die Daten, bevor Griechenland ein dreijähriges rund 86 Milliarden Euro schweres Kredit-Programm verlässt.
Für eine mögliche Rekapitalisierung der griechischen Geldhäuser sei der Zeitpuffer bei einer vorzeitigen Prüfung groß genug. Der IWF dringt auf einen Check der griechischen Banken – wahrscheinlich als Teil der bevorstehenden Prüfung des hochverschuldeten Eurolandes im Rahmen der vergebenen Milliarden-Kredite.
Die EZB ist seit Herbst 2014 für die Aufsicht über die größten Banken im Währungsraum zuständig. Inzwischen kontrolliert sie 126 Institute direkt – darunter auch die Deutsche Bank und die Commerzbank.
EZB-Chef Mario Draghi sagte, der „SSM (Einheitlicher Bankenaufsichtsmechanismus) wird seine Entscheidung komplett unabhängig treffen“. Der SSM plane den Stresstest der Geldhäuser für 2018. Es sei jedoch möglich, dass dieser im kommenden Jahr rascher als erwartet stattfinde.
Die EZB hat die Forderung nach einer früheren Prüfung bislang zurückgewiesen. Draghis Worte deuten jedoch darauf hin, dass die EZB etwas flexibler mit dem Termin umgehen könnte. Bislang liegt kein Zeitplan für den Stresstest der Banken in der Europäischen Union vor.
Die griechischen Finanzinstitute wurden seit 2010 bereits drei Mal durch massive Kreditinjektionen rekapitalisiert. Sie sitzen jedoch immer noch auf ausfallgefährdeten Krediten von mehr als 100 Milliarden Euro. Griechenland und seine Geldgeber hoffen, dass Athen nach Beendigung des Programms im nächsten August wieder vollen Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten und sich dann selbstständig weiter verschulden kann.
Trotz der wiederholten Forderung des Internationalen Währungsfonds hat der EU-Währungskommissar Valdis Dombrovskis einen Schuldenschnitt für Griechenland erneut abgelehnt. „Die Eurogruppe hat im Mai 2016 ein Paket von kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen beschlossen, mit dem wir einen Schuldenschnitt vermeiden können. Ich sehe nicht, dass sich daran etwas geändert hat“, sagte er der Rheinischen Post.
Dass der IWF einen Schuldenschnitt fordert, erklärt Dombrovskis, der auch Vizepräsident der EU-Kommission ist, so: „Der IWF hatte deutlich pessimistischere Prognosen als die EU-Kommission. Die griechische Wirtschaft wächst wieder, und wir hoffen, dass der Rat später in diesem Monat das Verfahren gegen Griechenland wegen übermäßigen Defizits aufhebt.“
Auch mit Blick auf Bulgariens Weg in die Euro-Zone zeigt sich Dombrovskis optimistisch. „Ja, das Land arbeitet zielstrebig an seiner Euro-Perspektive“, sagte er der Zeitung. Ein Beitritt dauere aber seine Zeit. „Wenn man das vorgeschriebene Verfahren zugrunde legt und auch wenn alles glatt abläuft, würde dies länger als drei Jahre dauern.“