Finanzen

Banken-Krise Griechenland: Dubiose Machenschaften, EZB schaut zu

In Griechenland sind die Krisen-Banken zu Selbstbedienungsläden verkommen – die EZB hat keine Chance einzugreifen.
20.10.2017 01:14
Lesezeit: 2 min

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Die drei griechischen Großbanken Piraeus, National und Alpha planen Branchenkreisen zufolge einen milliardenschweren Verkauf von Problemkrediten zu Beginn des nächsten Jahres. Grund sei der zunehmende Druck, den die Zentralbank des Landes auf die Institute ausübe, sagten hochrangige Banker am Donnerstag. Anfang 2018 wollten die Geldhäuser die Rekordsumme von 5,5 Milliarden Euro an faulen Krediten losschlagen. Der Verkauf solle bis Ende März abgeschlossen werden. Derzeit sitzen die griechischen Banken auf Problemkrediten von insgesamt 103 Milliarden Euro. Die Europäische Zentralbank (EZB) pocht darauf, dass das Volumen bis Ende 2019 um 38 Milliarden Euro reduziert wird.

Die Verkäufe sind problematisch, weil sie intransparent erfolgen und daher illegale Transaktionen begünstigen, wie ein Fall der Piraeus Bank zeigt.

Gegen zehn Manager der größten Privatbank Griechenlands, Piraeus Bank, werden schwere Vorwürfe erhoben. Wie die Financial Times unter Berufung auf namentlich nicht genannte Insider berichtet, sollen die Direktoren eigene, privat ausgereichte Darlehen im Zuge eines zweifelhaften Verkaufs von Kreditpaketen der Piräus Bank deutlich unter Wert zurückgekauft haben.

Käufer des Paketes soll die in New York ansässige Libra Group – laut FT eine Großaktionärin der Piraeus Bank – gewesen sein. Diese habe das Paket mit einem Buchwert von etwa 1,2 Milliarden Euro für einen extrem vergünstigten Preis von 300 Millionen Euro im Jahr 2014 erworben. Neben den Privatdarlehen der zehn Direktoren im Gesamtumfang von 30 Millionen Euro soll das Paket aus Schiffskrediten im Umfang von etwa 1,1 Milliarden Euro und Krediten für Energiefirmen im Gesamtumfang von 80 Millionen Euro bestanden haben.

Weil das gesamte Kreditpaket als ausfallgefährdet eingestuft und mit einem hohen Rabatt für die Libra Group versehen wurde, waren die Manager offenbar in der Lage, ihre von der eigenen Bank an sie gewährten Darlehen deutlich unter par zurückzukaufen.

Einige der ausfallgefährdeten Schiffskredite, die der Piräus-Tochter Marfin gehörten, sollen zu einem Abschlag von bis zu 50 Prozent an die ursprünglichen Kreditnehmer verkauft worden sein, schreibt die FT.

Der Finanzexperte Achim Dübel kritisiert, dass somit auf die von Marfin verwalteten Kredite im Jahr 2014 erneut hohe Abschreibungen erhoben wurden, nachdem diese bereits im Jahr 2013 durch die Europäische Zentralbank als ausfallgefährdet eingestuft und im Wert herabgestuft worden sind. Die Kredite stammten nämlich ursprünglich aus dem Bestand der zypriotischen Laiki-Bank, in der Marfin ab einem Aktienkauf im Jahr 2006 eine dominierende Stellung innehatte und die im Zuge der Zypern-Krise neu bewertet werden mussten. Die Frage stehe im Raum, ob diese ursprüngliche Bewertung durch die EZB im Jahr 2013 nicht bereits übertrieben war. „Warum macht man keine griechische Bad Bank, in der die Verkäufe öffentlich kontrolliert werden?“, sagt Dübel den Deutschen Wirtschafts Nachrichten.

Die FT berichtet, dass sich die Libra Group 200 Millionen Euro von der Piraeus Bank lieh, um das Paket zu kaufen. Teile des Kreditpakets, welche die Privatdarlehen der Manager beinhalteten, sollen im Sommer 2015 zudem in die Steuerparadiese British Virgin Islands und Zypern verschoben worden sein.

Die zehn betroffenen Manager der Piraeus Bank verließen alle zwischen Juli und September die Bank und strichen ihre vollen Kompensationsansprüche ein, berichtet die FT.

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