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Trotz der seit Jahren guten Konjunktur stehen immer mehr Privatpersonen finanziell schlecht da. Gut 6,9 Millionen Erwachsene – und damit rund 65.000 mehr als im Vorjahr – haben Probleme, ihre Rechnungen und Kredite zu bezahlen, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten SchuldnerAtlas Deutschland der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervorgeht.
Zum Stichtag 1. Oktober 2017 stieg die Überschuldungsquote auf 10,04 Prozent und damit zum vierten Mal in Folge. „Obwohl die deutsche Wirtschaft seit etwa 2011 'brummt' und von Rekord zu Rekord eilt, fühlen sich immer mehr Menschen von der ökonomischen Aufwärtsentwicklung abgekoppelt“, erklärte Creditreform.
Wegen der guten Konjunkturlage spielten Arbeitslosigkeit und eine gescheiterte Selbstständigkeit als Auslöser bei der Überschuldung zuletzt keine so große Rolle mehr. Deutlich zugenommen hätten dagegen die Gründe Erkrankung, Sucht, Unfall oder eine sogenannte „unwirtschaftliche Haushaltsführung“. Diese bildet laut Studie oft „schleichend den Einstieg in eine Überschuldungsspirale“. Für die nahe Zukunft rechnet Creditreform trotz der positiven Wirtschaftslage nicht mit einer nachhaltigen Entspannung. „Vielmehr kann davon ausgegangen werden, dass die Überschuldungszahlen weiter steigen werden.“
Experten unterscheiden zwischen einer „harten“ Überschuldung – etwa bei einer Privatinsolvenz – oder einer „weichen“ Überschuldung, wenn mehrere Rechnungen nicht bezahlt werden können. Die Spanne, mit der Personen in der Kreide stehen, reicht von 7.500 Euro bei unter 25-Jährigen bis 46.400 Euro bei 60-bis 65-Jährigen. Die durchschnittliche Schuldenhöhe liegt laut Creditreform bei 31.610 Euro.
Am höchsten ist die Überschuldung in Bremen (knapp 14 Prozent) und Sachsen-Anhalt (12,7 Prozent), am niedrigsten im wirtschaftlich starken Süden Bayern (7,5 Prozent) und Baden-Württemberg (8,3 Prozent). Männer sind der Untersuchung zufolge stärker überschuldet als Frauen. Die meisten Geldprobleme haben 30- bis 39-Jährige, von denen fast jeder Fünfte als überschuldet gilt. Die Finanzprobleme älterer Menschen nehmen zwar leicht zu, allerdings auf vergleichsweise niedrigem Niveau.
Zudem ist zunehmend die Mittelschicht betroffen. „Auch in diesem Jahr stammen fast alle neuen Überschuldungsfälle aus der 'Mitte der Gesellschaft'“, hieß es. Hingegen habe sowohl die Zahl der Fälle aus den „gehobeneren“ wie auch aus den „unteren Schichten“ leicht abgenommen.