Die umstrittene Digitalwährung Bitcoin hat kurz vor Weihnachten massiv an Wert verloren. Auf diversen Handelsplattformen rutschte der Bitcoin am Freitag um etwa 20 Prozent ab und fiel unter die Marke von 13 000 US-Dollar. Zuletzt erholte sich der Kurs wieder etwas. Auf Bitstamp, einer der größten Handelsplattformen, lag er am Vormittag bei 13.700 Dollar. Das waren aber immer noch rund 25 Prozent weniger als die zu Anfang der Woche erreichten 19.000 Dollar.
Bitcoin stürzte um mehr als 30 Prozent auf 10.800 Dollar ab. Timo Emden, Deutschland-Chef des Online-Brokers DailyFX, sprach von Panik-Verkäufen. "Zahlreiche Privatanleger dürften sich in den letzten Tagen die Finger an digitalen Talern verbrannt haben." Allerdings traf es nicht alle Krytowährungen im selben Ausmaß: Ethereum konnte gegen den Trend deutlich zulegen.
Am Abend erholten sich die Kurse jedoch wieder weitgehend und konnten die Verluste wieder einigermaßen wettmachen.
Da drastische Kursausschläge nicht ungewöhnlich seien, lasse sich aber nicht abschätzen, ob die Spekulationsblase geplatzt sei, sagte Analyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital. "Um die Totenglocken zu läuten, ist es noch zu früh. Es sieht eher danach aus, dass es an der Zeit ist, Gewinne einzustreichen und sie für extra-festliches Weihnachten auszugeben." Trotz der aktuellen Verluste kostet Bitcoin immer noch rund zehn Mal so viel wie zu Jahresbeginn.
Der Bitcoin-Ausverkauf brachte Aktien von Unternehmen, die im weitesten Sinne mit der Cyber-Devise zu tun haben, ins Trudeln. Die Titel der Bitcoin Group, die mit Bitcoin.de die einzige deutsche Börse für Kryptowährungen betreibt, verloren 14,3 Prozent ihres Wertes. An der Wall Street brachen Long Island Iced Tea, LongFin, Marathon, Overstock.com, Riot, Social Reality, Square und Xunlei um bis zu 27 Prozent ein. Diese Unternehmen beschäftigen sich mit der Blockchain-Technologie, auf der Bitcoin und andere Cyber-Devisen basieren.
Der steile Kursanstieg des Bitcoin in den vergangenen Wochen hat mit dem Einbruch zumindest vorerst ein abruptes Ende gefunden. Am vergangenen Wochenende war der Bitcoin auf diversen Handelsplätzen noch auf 20.000 Dollar zugelaufen. Ein Grund war die Einführung von Terminkontrakten durch die große US-Börse CME. Seither aber steht der Bitcoin unter Druck. Anderen Kryptowährungen wie Ethereum oder Litecoin erging es ähnlich. Am Freitag büßten auch sie stark an Wert ein.
„Ist die Blase letztlich geplatzt?“, fragte Neil Wilson, Marktanalyst vom Handelshaus ETX Capital. Zahlreiche Fachleute bezeichnen den Höhenflug des Bitcoin, der seit Jahresbeginn bis zu 1.900 Prozent zugelegt hatte, als nicht nachhaltig. Laut Wilson ist die von ihm aufgeworfene Frage aber schwer zu beantworten. Starke Kursbewegungen seien beim Bitcoin quasi normal. Deshalb könne es auch gut sein, dass sich der Kurs wieder fange.
Auch was den Grund des Preissturzes angeht, tappe eher im Dunkeln. Zwar habe es zuletzt einige schlechte Nachrichten für den Bitcoin gegeben, etwa Hackerangriffe auf Bitcoin-Börsen und die Androhung einer staatlichen Kontrolle des weitgehend unregulierten Handels. Denkbar sei aber auch, dass einige Marktteilnehmer vor dem Jahresende schlicht Gewinne mitgenommen und den Bitcoin deshalb verkauft hätten.
Notenbanker und Experten warnen immer wieder vor der Unberechenbarkeit des Bitcoin und sprechen eher von einem Spekulationsobjekt als einer Währung, da eine der wichtigsten Eigenschaften von klassischem Geld - die Wertstabilität - nicht gewährleistet sei. Gleichzeitig faszinieren Bitcoin und andere Kryptowährungen die Anleger vor allem in Asien. Neben der CME hat auch die große US-Börse CBOE Terminkontrakte auf den Bitcoin aufgelegt - damit ist die Kryptowährung in der klassischen Finanzwelt angekommen.