Beobachtern zufolge wird die Steuerreform in den USA in den kommenden Monaten zu einem schrittweisen Anstieg der Renditen von amerikanischen Staatsanleihen führen.
Da die Steuereinnahmen des Staates durch die Reform geschmälert werden, Trump gleichzeitig aber große Mehrausgaben im Rüstungsbereich angekündigt hat, dürfte die Verschuldung der USA weiter deutlich steigen, weil die Regierung Geld am Kapitalmarkt aufnehmen werden muss. Dies wiederum nährt bei potentiellen Geldgebern die Sorge vor künftigen Zahlungsschwierigkeiten beziehungsweise und dürfte sie zu höheren Renditeforderungen veranlassen.
Auch die Schwäche des Dollar zu anderen wichtigen Währungen – zum Euro hat sich die US-Währung seit Anfang des Jahres 2017 deutlich von etwa 1,05 Dollar auf jetzt 1,20 Dollar verbilligt – weckt die Befürchtung einer stärkeren Inflation in den USA in den kommenden Jahren, worauf am Kapitalmarkt ebenfalls mit Zinssteigerungen reagiert wird.
Steigende Renditen bei US-Papieren könnten auch die Renditen europäischer Papiere unter Aufwertungsdruck setzen. Bereits heute gibt es einen beachtlichen Zinsunterschied zwischen US-Papieren und den meisten europäischen Anleihen. Beispielswiese ist der Zinsunterschied zwischen zehnjährigen US-Staatsanleihen (Treasuries) und zehnjährigen deutschen Anleihen derzeit mit etwa 200 Basispunkten auf einem historisch hohen Niveau.
Für Treasuries mit zehn Jahren Laufzeit muss die US-Regierung derzeit eine Rendite von 2,45 Prozent bezahlen – weit mehr als etwa Italien (2,07 Prozent), Spanien (1,6 Prozent) oder Frankreich (0,82 Prozent) berappen müssen. Selbst die Renditen portugiesischer Papiere liegen derzeit nur bei etwa 2 Prozent.
Steigen die Zinsabstände im Zuge der Steuerreform weiter, werden noch mehr Geldgeber als derzeit erwägen, in US-Papiere zu investieren. Da die EZB ihr Anleihekaufprogramm seit Jahresbeginn reduziert hat und eventuell zum Jahresende ganz beenden möchte, könnte diese wichtige Unterstützung – welche die Anleihe-Renditen der Eurostaaten seit 2015 drückte – bald wegfallen. Die Folge wären deutlich steigende Renditen auf die Staatsschulden der Euroländer, welche die finanzielle Situation insbesondere in großen Staaten wie Spanien, Portugal, Italien und Frankreich verschärfen könnte.