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SpaceX-Mission mit Spionage-Satellit gescheitert

Lesezeit: 2 min
10.01.2018 09:48
Ein geheimer Satellit, der von einer SpaceX-Rakete in die Erdumlaufbahn gebracht werden sollte, ist verschwunden.
SpaceX-Mission mit Spionage-Satellit gescheitert

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Am Montag-Nacht mitteleuropäischer Zeit war es soweit: Der geheime US-Spionage-Satellit unter der Bezeichnung „Zuma“ mit der Trägerrakete Falcon 9 des Unternehmens SpaceX des Tesla-Gründers Elon Musk war vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in die Erdumlaufbahn gestartet. Das Unterfangen ist aber offenbar gescheitert.

Nach Angaben des Wall Street Journals hat der geheime Satellit, der vom Flugzeughersteller Northrop Grumman für das US-Militär gebaut worden war, einen Milliardenverlust verursacht: „Es wird vermutet, dass es einen Totalverlust gegeben hat, da der Satellit die Umlaufbahn nicht erreichen konnte.“ Laut zweier nicht namentlich gekannter Beamter habe sich „Zuma" nicht von der zweiten Raketenstufe getrennt, sei möglicherweise zerbrochen oder ins Meer gestürzt. Es werde davon ausgegangen, dass der Satellit „abgeschrieben" werden könne. Die Mission trägt den gleichen Namen wie der unter Korruptionsverdacht stehende Präsident Jacob Zuma aus Südafrika.

Wie dem Bericht des Wall Street Journals zu entnehmen ist: „Gesetzgeber und Mitarbeiter des Kongresses, des Senats und des Weißen Hauses sind über die verpfuschte Mission unterrichtet worden.“ Inzwischen wird davon ausgegangen, dass der Satellit in die Atmosphäre abgestürzt sei, da sie sich nicht wie geplant von dem vorderen Teil der Rakete getrennt habe. Mit einem Mal habe die Zündung der zweiten Stufe der Rakete ausgesetzt. Wenn ein Satellit nicht wie vorgesehen zum richtigen Zeitpunkt freigesetzt werden kann oder durch den Vorgang beschädigt wird, wird er zur Erde zurückgeschleudert.

Unklarheit besteht nach wie vor darüber, was der Zweck oder das Ziel der Mission gewesen beziehungsweise wie die Absprachen mit den US-Behörden gelautet haben. Nicht wie sonst bei anderen Raketenstarts von SpaceX üblich wurden Einzelheiten über die Nutzlast zurückgehalten. In einem Fernsehbericht vom Sonntag hatte ein Offizieller von SpaceX berichtet, es gebe keine Hinweise auf Probleme, allerdings endete die Übertragung vor dem Beginn der Mission. Der geheime Satellit war wohl einige Milliarden Dollar wert. Das bedeutet, dass es bereits der zweite Milliarden-Flop eines Raumfahrzeugs ist, den Musk innerhalb von zwei Jahren hinnehmen muss. Im September 2016 war ein Internet-Satellit von Facebook, der von einer Falcon 9 in den Weltraum geschafft werden sollte, spontan auf der Startrampe explodiert.

Der Unfall könnte für SpaceX einen enormen Rückschlag bedeuten, da die Verträge mit der US-Regierung außerordentlich attraktiv zu sein scheinen und Steuerzahler nunmehr verlangen könnten, sich nach Alternativen zu Musks Angebot umzuschauen. Sollten der Satellit wirklich abgeschrieben werden, ist das ein schlechter Zeitpunkt für SpaceX. Das Unternehmen strebt an, im Jahr 2018 erstmals Menschen zur internationalen Raumstation ISS befördern und hofft daher auf weitere Aufträge des Verteidigungsministeriums. Bei wem die Verantwortung für das Verschwinden des Satelliten liegt, wird wohl erst in den kommenden Tagen zu klären sein.

Bezüglich der Ursachen des Vorfalls wird von den Behörden zurzeit ermittelt. Vorläufig gebe es jedoch keinerlei Hinweise darauf, dass es sich dabei um Sabotage oder Manipulationen gleich welcher Art gehandelt habe. In diesem Zusammenhang teilte James Gleeson, Sprecher von SpaceX, mit: „Wir kommentieren solche Missionen nicht, aber vorläufig zeigt die Überprüfung der Daten, dass Falcon 9 planmäßig durchgeführt wurde." Musks Rakete Falcon 9 hat gegenüber der Konkurrenz den Vorteil der Möglichkeit einer weichen Landung. Darüber hinaus hat Falcon 9 bereits einige erfolgreiche Starts und Landungen absolviert. Allerdings ist das System wohl nicht ausgereift, denn es gerät immer wieder aufgrund technischer Probleme in die Aufmerksamkeit der Medien. Beispielsweise explodierte vor kurzem das Triebwerk Merlin Block 5 einer Falcon 9 bei einem Test auf einem Übungsgelände von SpaceX.

Und auch schon mehr als einmal hat SpaceX geheime Raumfahrzeuge für die US-Regierung in den Weltraum befördert. Das Unternehmen des umtriebigen Milliardärs Elon Musk hatte erst im Mai vergangenen Jahres einen Satelliten für den militärischen Geheimdienst National Reconnaissance Office ins All geschossen. Und im September 2017 hatte die Gesellschaft im Auftrag der US-Luftwaffe das unbemannte Raumfahrzeug X-37B auf den Weg gebracht. Zu diesem Zeitpunkt war von SpaceX bekannt gegeben worden, für 2018 seien etwa 30 Starts vorgesehen.


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