Der US-Dollar ist an den Devisenmärkten am Freitag erneut unter starken Druck geraten. Wie Bloomberg berichtet, stieg der Wechselkurs des Euro zur US-Währung so hoch wie zuletzt im Dezember 2014. Am frühen Abend mussten für einen Euro 1,21 Dollar bezahlt werden. Vor einem Jahr lag der Wechselkurs noch bei etwa 1,06 Dollar.
Der Bloomberg Dollar Spot Index fiel 0,5 Prozent auf den tiefsten Stand in vier Monaten. Die Abwertung war die stärkste in mehr als einer Woche.
Auch gegenüber den meisten anderen wichtigen Währungen wertete der Dollar am Freitag ab. Das britische Pfund legte um 0,7 Prozent auf 1,36 Dollar zu – den höchsten Stand der vergangenen 19 Monate. Die Aufwertung war die stärkste in mehr als einem Monat.
Wie City A.M. berichtet, basierte die Stärke von Euro und Pfund am Freitag auf guten Nachrichten, welche Devisenhändler aus dem am Donnerstag veröffentlichten Protokoll der EZB-Sitzung vom 14. Dezember herauslasen. Darin spricht der Gouverneursrat der Zentralbank von einer „kontinuierlich robusten und immer mehr selbsttragenden wirtschaftlichen Expansion.“
Aus Sicht der Analysten der niederländischen ING Groep sind die Aussichten für weitere Kursgewinne des Euro derzeit gut.
„Während wir für die kommenden Monate von einem Wechselkurs von etwa 1,20 zwischen Euro und Dollar ausgehen – solange es keine katalystischen Ereignisse gibt – waren die Protokolle der EZB doch eine Art Weckruf. Eine immer noch niedrige Inflation und die anstehenden Wahlen in Italien sollten den Aufstieg des Euro bremsen. Doch in der derzeitigen Schwächeperiode des Dollar sind auch weitere Zugewinne nicht ausgeschlossen. Das alles bedeutet, dass wir von einem Wechselkurs von etwa 1,30 Dollar am Jahresende ausgehen. Es ist mehr eine Frage wie – und nicht ob – wir dort hinkommen“, wird der Analyst Viraj Patel von City A.M. zitiert.
Sollte der Euro weiter aufwerten, wird irgendwann Handlungsbedarf für die Europäische Zentralbank bestehen. Denn ein zu starker Euro schwächt nach Meinung der meisten Beobachter die Exportfähigkeit der europäischen Industrie. Um weiteren Gewinnen entgegenzuwirken, müsste die EZB die Finanzierungsbedingungen lockern – was der von ihr angekündigten Strategie für die kommenden Jahre deutlich zuwiderlaufen würde.
Letztendlich könnte die Entwicklung in einem Wiederaufflammen jenes Währungswettlaufs beziehungsweise Währungskrieges gipfeln, welcher seit Jahren schwelt.