Politik

Mord an Russlands Botschafter: Türkei nimmt Verdächtigen fest

Die Türkei hat im Mordfall um den russischen Botschafter in Ankara einen Verdächtigen festgenommen.
13.01.2018 22:39
Lesezeit: 2 min

Im Zusammenhang mit dem Attentat auf den russischen Botschafter in der Türkei, Andrej Karlov, haben die türkischen Behörden am 10. Januar einen Verdächtigen mit den Initialen V.K.A. festgenommen. Er soll ein ehemaliger Polizeibeamter sein. Dem Verdächtigen wird „Beteiligung an einem Mord” vorgeworfen, berichtet die türkische Zeitung Stargazete.

Der Verdächtige soll ein Mitglied der Bewegung des in den USA lebenden islamischen Predigers Fethullah Gülen sein. Aufgrund seiner Mitgliedschaft in der Bewegung wurde der Verdächtige zuvor vom Polizeidienst suspendiert, berichtet Ria Novosti. Die russische Nachrichtenagentur führt aus, dass zuvor weitere fünf Verdächtige von der türkischen Polizei festgenommen wurden.

Der russische Botschafter in der Türkei, Andrej Karlov, wurde im Dezember 2016 bei einer Eröffnungsfeier einer Fotoausstellung in Ankara erschossen. Der Attentäter Mevlüt Mert Altıntaş wurde getötet. Das russische Außenministerium klassifizierte den Mord als „Terroranschlag”, so die Tass.

Das russische Untersuchungskomitee hat einen Strafprozess gegen einen „Akt des internationalen Terrorismus” eingeleitet. Karlov wurde posthum der Ehrentitel „Held Russlands” verliehen.

Das iPhone des Attentäters

Das Attentat konnte bisher nicht vollständig aufgeklärt werden, da über eine VPN-Verbindung auf das Handy des Attentäters zugegriffen und alle Kommunikationsdaten des Attentäters auf Facebook und in seinem Gmail-Konto gelöscht wurden. Die dazugehörige IP-Adresse wurde über die Firma ExpressVPN versteckt. Das Unternehmen ist auf den Britischen Jungferninseln ansässig. Somit entzieht sich die Firma der Jurisdiktion US-amerikanischer oder europäischer Behörden, berichtet die Zeitung Diken. ExpressVPN teilt in einer Mitteilung mit: „Wie wir den türkischen Behörden im Januar 2017 mitgeteilt haben, verfügt ExpressVPN über keinerlei Kundenverbindungsprotokolle, die es uns ermöglichen zu wissen, welcher Kunde die von den Ermittlern zitierten spezifischen IPs verwendet hat. Darüber hinaus können wir nicht sehen, welche Kunden während der fraglichen Zeit auf Gmail oder Facebook zugegriffen haben, da wir keine Aktivitätsprotokolle führen. Wir glauben, dass die Beschlagnahme und Inspektion des VPN-Servers durch die Ermittler diese Punkte bestätigt haben. ExpressVPN hat seinen Sitz auf den Britischen Jungferninseln, einer Offshore-Jurisdiktion mit strengen Datenschutzgesetzen und ohne Anforderungen zur Vorratsdatenspeicherung. Dies bedeutet jedoch nicht, dass ExpressVPN oder seine Benutzer über dem Gesetz stehen. Die Ermordung von Botschafter Andrej Karlov war ein tragisches Verbrechen. Wir dulden keinerlei Versuche, die Untersuchung des Vorfalls zu stören.”

Die türkischen und russischen Behörden hatten anschließend die „iCloud”-Adresse des Attentäters gefunden, um anschließend beim US-Technologiekonzern Apple eine Zugang zu erfragen.

Cult of Mac führt dazu aus: „Apple hat ein weiteres iPhone-Entriegelungs-Rätsel! Diesmal soll die Anfrage von russischen und türkischen Behörden stammen, die Apple bei der Umgehung des PIN-Codes auf einem iPhone 4s helfen wollen, der am Ort des Mordes an Andrej Karlov, Russlands Botschafter in der Türkei, gefunden wurde.”

Apple verweigerte den türkischen und russischen Behörden den Zugang zum iPhone 4s des Attentäters.

Anschließend setzten sich die türkischen Behörden mit einer israelischen Technologiefirma in Verbindung, um das Handy des Attentäters entsperren zu lassen, berichtet die Hürriyet. Sie bestanden jedoch darauf, dass das Handy in der Türkei unter der Aufsicht der Behörden freigegeben wird. Dies lehnte die israelische Firma ab. Anschließend einigten sich die Behörden mit einer indischen Firma, die das Handy des Attentäters vor Ort in der Türkei zugänglich machen wird.

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