Finanzen

Apple holt Milliarden-Gewinne in die USA zurück

Lesezeit: 2 min
18.01.2018 17:11
Apple repatriiert etwa 38 Milliarden Dollar an Gewinnen, die im Ausland geparkt wurden.
Apple holt Milliarden-Gewinne in die USA zurück

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Erfolg für Präsident Trump: Apple nutzt die US-Steuerreform für ein riesiges Investitionsprogramm und will 20.000 Arbeitsplätze auf dem Heimatmarkt schaffen. In den nächsten fünf Jahren plant der weltgrößte Technologiekonzern, in den USA rund 30 Milliarden Euro zu investieren, unter anderem in einen neuen Standort, wie Reuters berichtet. Außerdem zahlt Apple 38 Milliarden Dollar an Steuern auf sein Auslandsvermögen.

US-Präsident Donald Trump triumphierte auf Twitter: „Riesiger Gewinn für die amerikanischen Arbeiter und die USA.“ Seine Steuerreform begünstigt Unternehmen durch einen niedrigen Steuersatz und Abschreibungsmöglichkeiten auf Investitionen in den USA.

Andere US-Unternehmen mit Vermögen im Ausland könnten Apples Beispiel folgen. Zuvor hatten unter anderem der Telekomkonzern AT&T und der Einzelhändler Wal-Mart neue Investitionen, Bonizahlungen oder Gehaltserhöhungen im Zusammenhang mit der Reform bekanntgegeben. Der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, sprach bereits von einem verschärften Wettbewerb unter den Ländern um die Ansiedlung von Investitionen und Arbeitsplätzen.

Apple steht seit dem Amtsantritt Trumps unter Druck, mehr in den USA zu investieren. Immer wieder hatte der Präsident die Produktion von iPhones oder iPads in Asien kritisiert. Die Steuerreform dürfte nun Anlass gewesen sein, auf dem Heimatmarkt aktiver zu werden. Allerdings wollte Firmenchef Tim Cook nicht, dass Trump alle Lorbeeren erntet: „Lassen Sie mich deutlich sein: Große Teile sind eine Folge der Steuerreform und große Teile hätten wir in jeder Situation getan“, sagte Cook in einem TV-Interview.

Zugleich erklärte er, die Erfolgsgeschichte des Konzerns habe nur in Amerika geschrieben werden können. „Wir sind stolz darauf, auf unserer langen Geschichte der Unterstützung für die US-Wirtschaft aufzubauen.“ Er wie auch andere Größen aus der kalifornischen Technologiebranche hatten sich in der Vergangenheit wiederholt bei verschiedenen Themen wie der Einwanderung und dem Umgang mit US-amerikanischen Rassisten gegen Trump gestellt.

Apple verfügt im Ausland über ein über die Jahre angehäuftes Barvermögen von über 252 Milliarden Dollar – mehr als jedes andere US-Unternehmen. Durch die Reform werden dafür nun 38 Milliarden Dollar fällig, was einer Einmalsteuer in Höhe von 15,5 Prozent entspricht. Der Konzern hatte zu diesem Zweck bereits 36,3 Milliarden Dollar zurückgelegt. Apple machte keine Angaben dazu, wie viel Geld tatsächlich in die USA geholt wird. Die Steuer greift unabhängig davon. Einige Geldgeber vermuteten bereits, dass Apple im Zuge der angekündigten Investitionen seine Aktienrückkäufe ausweitet und höhere Dividenden zahlt. Die Aktie ging am Mittwoch mit Gewinnen von 1,7 Prozent bei 179,10 Dollar aus dem Handel.

Apple kündigte an, in den nächsten fünf Jahren insgesamt 350 Milliarden Dollar in den USA ausgeben zu wollen. Ein Großteil davon wandert in Datenzentren, um das wachsende Cloud-Angebot, den App-Store und den Musikstreaming-Dienst besser verwalten zu können. Zudem nimmt der Konzern aus Cupertino mehr Geld für US-Zulieferer in die Hand. Bei dem neuen Standort ließ Apple bisher offen, wo dieser liegen soll. Amazon hat zuletzt in den USA ein Rennen unter den Städten ausgelöst, als es Bewerbungen für einen zweiten Hauptstandort neben Seattle einholte.

Ob die Rückholung von Auslandsvermögen tatsächlich der weltgrößten Volkswirtschaft und dem Arbeitsmarkt zugute kommt, muss sich noch zeigen. Als 2004 unter dem damaligen Präsidenten George W. Bush ein ähnliches Gesetz verabschiedet wurde, brachten zwar 843 international tätige US-Firmen ihre Gewinne zurück in die USA. Von den 362 Milliarden Dollar floss der größte Teil aber in Aktienrückkaufprogramme und Dividendenerhöhungen.

Negative Folgen hat die Reform ebenfalls: Vor allem Banken stehen unter Druck. So bezifferte Goldman Sachs die Belastungen für das vierte Quartal auf 4,4 Milliarden Dollar. Andere Finanzinstitute wie JPMorgan oder die Bank of America müssen ebenfalls Milliardenkosten für die Steuerreform schultern. Und die Deutsche Bank belastet sie mit rund 1,5 Milliarden Euro, womit 2017 erneut keine schwarzen Zahlen geschrieben werden. Profitieren konnten hingegen deutsche Autobauer wie Daimler und BMW.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Goldrausch: Warum der Goldpreis immer weiter steigt und deutsche Anleger ausgerechnet jetzt verkaufen
19.03.2024

Der Goldpreis eilt von einem Rekordhoch zum nächsten – und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, wo die Zinsen besonders hoch sind....

DWN
Immobilien
Immobilien Immoscout: Vorsichtige positive Signale auf dem Immobilienmarkt
19.03.2024

Stark ansteigende Kreditzinsen und Baukosten haben den Kauf eines Eigenheims für viele in den vergangenen Jahren unerschwinglich gemacht....

DWN
Finanzen
Finanzen Fundamentale Aktienanalyse - so bewertet man Wertpapiere richtig
18.03.2024

Die fundamentale Aktienanalyse ist ein unverzichtbares Instrument für jeden Investor, der Wertpapiere nicht nur verstehen, sondern auch...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Umfrage: Sehr viele Deutsche sorgen sich vor weiteren Energiepreissprüngen
18.03.2024

Die Menschen in Deutschland haben einer Umfrage zufolge Sorgen vor weiteren Energiesprüngen und allgemeinen Preissteigerungen - trotz der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Airbus-Jubiläum: 50 Jahre Linienflüge im Airbus - Boeing hat Wettkampf quasi verloren
18.03.2024

Kein Hersteller baut so gute und so viele Flugzeuge wie Airbus. Eine Erfolgsgeschichte, an die sich Frankreich und Deutschland gerade in...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenaufsicht: Mehrzahl der Geldinstitute kann kräftigen Gegenwind überstehen
18.03.2024

In Deutschland und Europa ist das Gros der Geldhäuser gut kapitalisiert. Die Krise an den Märkten für Büro- und Handelsimmobilien...

DWN
Technologie
Technologie Verhandelt Apple mit Google über KI-Technologie?
18.03.2024

Gibt es bald Googles KI auf Apples iPhones? Laut gut informierten Kreisen verhandelt Apple angeblich mit Google über die Integration von...

DWN
Panorama
Panorama ifo-Institut und EconPol Europe: Wirtschaftsforscher fordern mehr Energie-Zusammenarbeit in Europa
18.03.2024

Wirtschaftswissenschaftler appellieren an die EU, im Zusammenhang mit ihrer Energiepolitik aus der aktuellen Energiekrise zu lernen und mit...