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Deutsche Bank: Großaktionär HNA muss Immobilien verkaufen

Lesezeit: 2 min
10.02.2018 18:28
Aufgrund akuten Geldmangels muss das Konglomerat HNA offenbar in großem Umfang Immobilien verkaufen.
Deutsche Bank: Großaktionär HNA muss Immobilien verkaufen

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Das chinesische Konglomerat HNA will gewerbliche Immobilien in New York, Chicago, San Francisco und Minneapolis im Wert von 4 Milliarden US-Dollar verkaufen. Der Mischkonzern (Luftfahrt, Flughäfen, Immobilien, Hotels, Banken und Dienstleistungen) ist hoch verschuldet, was offenbar auf seine weltweiten Firmenaufkäufe und Beteiligungen zurückzuführen ist, für die HNA angeblich nicht mehr alle Kreditzinsen aufbringen kann.

Wie das „China Business Journal“ auf seiner Webseite berichtet, müsse HNA im ersten Halbjahr allein für die laufenden Zinsen 15,6 Milliarden Renminbi (zwei Milliarden Euro) zahlen. Darüber hinaus sei die Gruppe mit kurzfristig fälligen Krediten in Höhe von mindestens 185,2 Milliarden Renminbi (23,8 Milliarden Euro) konfrontiert. Erst im Januar hatte HNA-Vorsitzender Chen Feng gebeichtet, dass er Zahlungsschwierigkeiten habe, weil sein Unternehmen in der Vergangenheit im Ausland zahlreiche Übernahmen getätigt habe.

Überschuldete chinesische Konzerne haben mit dem großen Ausverkauf ihrer Wertanlagen begonnen, weil sie sich nach Ansicht der Regierung in Peking mit ihren Akquisitionen übernommen haben. Dabei handelt es sich neben HNA auch um den Versicherungskonzern Anbang, die Immobiliengruppe Dalian-Wanda und das Pharmaziegroßunternehmen Fosun.

Die Staatsbanken hatten ihnen bereits im vergangenen Jahr die Kredithähne zugedreht, weil ihre Einkäufe im Ausland offenbar nicht mehr zu den Prioritäten der Volksrepublik passten. Der Regierung zufolge sollen sie strategische Unternehmen oder ausländische Hochtechnologie erwerben, die das eigene Kerngeschäft und das Modernisierungsprogramm „China 2025“ unterstützen. Dagegen werden für Imageprojekte keine Kredite und keine Devisen mehr zur Verfügung gestellt.

Wie die South China Morning Post (SMP) berichtet, hat die HNA, um ihre Loyalität gegenüber Peking unter Beweis zu stellen, in dieser Woche einen eigenen Kongress von Mitarbeitern veranstaltet, die der Kommunistischen Partei angehören. Etwa 1.000 Parteimitglieder aus 139 Unternehmens-Standorten des Landes hatten hatten an einer Videokonferenz am Dienstag teilgenommen, um den Parteieid zu erneuern und um das Versprechen zu leisten, dem Land unter der Führung des Präsidenten Xi Jinping besser dienen zu wollen.

HNA reduzierte seinen Anteil an der Deutschen Bank zudem leicht. Wie aus einer am Freitag verbreiteten Stimmrechtsmitteilung hervorgeht, beträgt der teilweise über komplexe Derivatestrukturen gehaltene Anteil aktuell nicht mehr 9,9 Prozent, sondern nur noch 9,2 Prozent. Ein Sprecher des Wiener Finanzinvestors C Quadrat, über den HNA die Beteiligung hält, sagte auf Anfrage von Reuters, HNA bleibe „ein langfristiger Großinvestor der Deutschen Bank“.

Es könne aber aus technischen Gründen „im Zusammenhang mit der langfristigen Anpassung der Finanzierungsstruktur der Beteiligung an der Deutschen Bank (...) temporär zu Berührungen von Meldeschwellen mit entsprechenden Stimmrechtsmitteilungen kommen“. HNA hält über C Quadrat Deutsche-Bank-Aktien zum Teil direkt und zum Teil über Finanzderivate. Ein Sprecher der Deutschen Bank wollte sich nicht äußern.

HNA ist der größte Anker-Investor der Deutschen Bank, gefolgt vom Emirat Katar und den Finanzinvestoren Blackrock und Cerberus.


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