Politik

Gabriel für schrittweisen Abbau der Russland-Sanktionen

Lesezeit: 2 min
18.02.2018 00:52
Bundesaußenminister Gabriel und die deutsche Wirtschaft fordern eine Lockerung der Russland-Sanktionen.
Gabriel für schrittweisen Abbau der Russland-Sanktionen

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hat sich für einen schrittweisen Abbau der EU-Sanktionen gegen Russland ausgesprochen. "Ich weiß, dass die offizielle Position eine andere ist", sagte Gabriel am Samstag bei einem Treffen mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz. Er forderte einen Waffenstillstand in der Ostukraine und den Abzug der schweren Waffen. Zudem sprach sich der SPD-Politiker erneut für die umstrittene Nordstream-II-Gaspipeline aus.

Gabriel unterstützte erneut den Vorschlag des russischen Präsidenten Wladimir Putin, einen Waffenstillstand über einen UN-Blauhelmeinsatz zu sichern. Der Vorschlag liege bereits seit einem halben Jahr auf dem Tisch, man müsse Tempo bei der Umsetzung machen. "Wenn uns das gelingt, dann müssen wir beginnen, schrittweise Sanktionen abzubauen", sagte Gabriel. Offiziell heiße es, dass die Sanktionen erst aufgehoben würden, wenn 100 Prozent des Minsker Friedensabkommens für die Ostukraine umgesetzt seien. "Ich halte das für keine sehr realistische Position. Wenn man Fortschritte macht, dann muss man Fortschritte auf beiden Seiten spüren und merken. Die Bundesregierung habe die Absicht, die Beziehungen zu Russland wieder zu verbessern. Die Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte dagegen der "Bild am Sonntag": "Solange Russland das Völkerrecht bricht, können Sanktionen nicht gelockert werden."

Auch der Vorsitzende des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft, Wolfgang Büchele, forderte einen Abbau der Sanktionen gegen Russland. "Nach vier Jahren Sanktionen liegen die Belastungen durch die Sanktionen für Unternehmen in der EU und Russland bereits im dreistelliger Milliardenbereich." In den Koalitionsverhandlungen seien durchaus Unterschiede zwischen Union und SPD etwa in der Frage der Gaspipeline Nordstream II deutlich geworden. Büchele sprach sich dafür aus, dass Gabriel Außenminister bleiben sollte. "Hoffentlich werden Sie, lieber Herr Gabriel, auch persönlich wieder Akzente setzen", sagte er.

Gabriel wehrte erneut Kritik ab, dass sich die Bundesregierung nicht gegen die von Osteuropäern und den USA kritisierte geplante zweite Pipeline aus Russland durch die Ostsee stellt. Es sei keine politische Aufgabe, den Unternehmen vorzuschreiben, woher sie ihr Gas bezögen. Aufgabe der Politik sei vielmehr, die Gasinfrastruktur in der EU so auszubauen, dass jederzeit jeder Lieferant bei einem Ausfall durch einen anderen ersetzt werden könne, sagte er mit Hinweis auf die Liefersicherheit.

Der Außenminister warf der EU-Kommission eine Politisierung des Themas vor. "Russland steht zu allen Regeln, die beim Offshore-Teil beachtet werden müssen" und erfülle auch alle Auflagen deutscher Regulatoren. Deshalb könne man nun mit dem neuen Energiepaket der EU nicht nachträglich die Spielregeln ändern. "Das unterminiert das Vertrauen der anderen Seite", kritisierte Gabriel. Allerdings poche Deutschland darauf, dass die bisherige Transitpipeline für Gas durch die Ukraine auch weiter genutzt werden müsse. Er habe nach den Gesprächen mit dem russischen Präsidenten den Eindruck, dass dies von der russischen Seite auch akzeptiert werde.

Ein ursprünglich für das Wochenende angepeiltes Treffen von Vertretern Deutschlands, Frankreichs, Russlands und der Ukraine zur Lösung des Konflikts im Donbass wird nicht zustandekommen. Eine solche Zusammenkunft werde nicht stattfinden, verlautete am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz aus Diplomatenkreisen. Der Konflikt sei allerdings intensiv bei einem bilateralen Treffen Lawrows und Gabriels besprochen worden, hieß es in der deutschen Delegation


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Technologie
Technologie Infineon vor herausforderndem Quartal: Augenmerk auf Zukunftsaussichten
02.05.2024

Der Chiphersteller Infineon sieht schwieriges Quartal voraus, mit moderaten Rückgängen und angespanntem Automobilmarkt. Wie geht es...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...