Der französische Oppositionsführer Laurent Wauquiez hat Präsident Emmanuel Macron die Errichtung einer "Diktatur" vorgeworfen. Die Äußerungen sind in einem Audiomitschnitt festgehalten, den der Fernsehsender TF1 am Montagabend ausstrahlte. Darin sagt der Vorsitzende der konservativen Partei Les Républicains (Die Republikaner): "Es gibt überhaupt kein Gleichgewicht der Kräfte in Frankreich. Es gibt also eine totale Diktatur."
Den Mitgliedern der von Macron gegründeten Bewegung La République en Marche (Die Republik in Bewegung) warf der Oppositionsführer demnach vor, "Marionetten" Macrons zu sein. "Wenn sie nur den kleinsten Missklang erzeugen, bekommen sie einen Schlag mit dem Knüppel verpasst."
Teile des Gesprächs mit Studenten im ostfranzösischen Lyon waren schon am Wochenende bekannt geworden. Darin hatte Wauquiez auch gegen das eigene Lager ausgeteilt. Dem früheren Präsidenten Nicolas Sarkozy warf er vor, während Kabinettssitzungen die Telefone von Regierungsmitgliedern angezapft zu haben. Im Sarkozy-Lager hieß es, der 42-jährige Parteichef habe sich inzwischen entschuldigt.
Die Bewegung von Macron forderte laut der vom offiziellen französischen Nachrichtenagentur AFP den Rücktritt des Macron-Kritikers. Von mehreren von der AFP nicht namentlich genannten Abgeordneten hieß es, der Oppositionsführer mache der politischen Klasse Schande und könne nicht an der Spitze der Republikaner bleiben. Wauquiez war im Dezember zum neuen Parteichef gewählt worden.