Aus Furcht vor einer aggressiveren Geldpolitik der US-Notenbank ziehen sich Anleger aus den Aktienmärkten zurück. Zudem verdarb ihnen eine Reihe enttäuschender Firmenbilanzen die Laune. Der Dax verlor am Donnerstag rund 2 Prozent auf 12.180 Punkte, der EuroStoxx50 büßte 0,8 Prozent auf 3.411 Zähler ein.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sei die italienische Parlamentswahl am kommenden Wochenende, deren Ausgang offen sei, sagte Analyst Gregor Kuhn von der Bernstein Bank. „Da der Mittelmeeranrainer eine der größten Volkswirtschaften der Euro-Zone darstellt, hat das Wahlergebnis entsprechende Konsequenzen für die Währungsunion.“ In Deutschland könnte parallel dazu ein Nein der SPD-Mitglieder zur Fortsetzung der großen Koalition die politische Stabilität gefährden. Das Ergebnis des Votums soll am Sonntag vorgelegt werden.
Hauptgesprächsthema auf dem Börsenparkett war aber die US-Geldpolitik. Die jüngsten Aussagen des Fed-Chefs Jerome Powell schürten die Erwartung, dass die amerikanische Notenbank den Leitzins 2018 vier statt der bisher signalisierten drei Mal anheben wird, sagte Analyst Lukman Otunuga vom Brokerhaus FXTM. Sollte Powell sich beim zweiten Teil seiner Anhörung vor dem US-Kongress am Nachmittag (MEZ) ähnlich äußern wie am Dienstag, könnte er diesen Spekulationen zusätzlichen Schub liefern.
Vor diesem Hintergrund stieg der Renditeabstand zwischen den niedriger verzinsten zweijährigen Bundesanleihen und ihren höher verzinsten US-Pendants auf den höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, legte ebenfalls zu und markierte mit 90,868 Punkten ein Sechs-Wochen-Hoch. Der Euro verbilligte sich im Gegenzug auf 1,2175 Dollar.
Den Rohstoffen machte die Stärke der US-Währung dagegen zu schaffen, weil sie dadurch für Anleger außerhalb der USA unattraktiver werden. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um etwa 3,5 Prozent auf etwa 63,50 Dollar pro Barrel (159 Liter). Auch Kupfer und Gold verbilligten sich deutlich.
Am deutschen Aktienmarkt gehörte Beiersdorf zu den größten Verlierern. Die Papiere des Nivea-Herstellers fielen um bis zu 5,5 Prozent und steuerten auf den größten Tagesverlust seit mehr als sieben Jahren zu. Der Netto-Quartalsergebnis bleibe hinter den Erwartungen zurück, urteilte Analystin Laura Cherdron von Independent Research. Enttäuschend sei zudem die Aussicht auf eine stagnierende Gewinnmarge.