Finanzen

US-Notenbank erhöht Leitzins maßvoll

Lesezeit: 2 min
22.03.2018 00:27
Die US-Notenbank erhöht den Leitzins maßvoll, um die Börsen nicht zu beunruhigen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Trotz des wirtschaftlichen Booms in den USA will die Notenbank Fed unter ihrem neuen Chef das Tempo der Zinserhöhungen nicht verschärfen. Sie setzte auf der ersten Sitzung unter Regie des seit Februar amtierenden Präsidenten Jerome Powell den Schlüsselsatz um einen Viertelpunkt hoch. Er liegt seit dem Beschluss vom Mittwoch in einer Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent. Die Währungshüter signalisierten zugleich, den Leitzins dieses Jahr nur noch zwei Mal anheben zu wollen.

Die Fed verzichtete damit auf eine härtere Gangart, wie sie manche Anleger am Aktienmarkt befürchtet hatten. Trotzdem wird die Zinskluft zur Euro-Zone und Japan noch tiefen: Denn dort wird vorerst nicht am Nullzins gerüttelt. Powell betonte auf der ersten Pressekonferenz als Fed-Chef, er wolle bei den Zinsen weder etwas überstürzen noch zu spät kommen: "Wir haben uns für einen Mittelweg entschieden: das bedeutet weitere schrittweise Anhebungen." Auch für 2019 werden drei Erhöhungen angepeilt.

Die Fed entfernt sich damit weiter vor den Konjunkturhilfen nach der weltweiten Finanzkrise. "Das ist ein Vorgang, der mehr als zwei Jahre in Gang ist", so der Fed-Chef. Er signalisierte damit Kontinuität zu seiner Vorgängerin Janet Yellen.

Powell, der lange Zeit als Direktor in der Fed-Führungsebene wirkte, gilt den Finanzmärkten Reuters zufolge als ruhender Pol und Garant für Stabilität.

"Es ist gut, dass der neue Fed-Chef mit der erneuten Zinserhöhung nahtlos die Normalisierungspolitik seiner Vorgängerin weitertreibt", sagte Ökonom Friedrich Heinemann vom Mannheimer Wirtschaftsinstitut ZEW. Die Fed sei dabei, sich einen ausreichenden Spielraum für die zinspolitische Bekämpfung der nächsten Krise zu erarbeiten. Dazu passt, dass die Währungshüter für den Beginn des nächsten Jahrzehnts mit einer Abkühlung der Wirtschaft rechnen: Dann soll es nur noch zu einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 2,0 Prozent reichen - also relativ weit weg vom Ziel des US-Präsidenten Donald Trump, der auf Jahre hinaus ein Plus von 3,0 Prozent anstrebt. Für dieses Jahr sagt die Fed ein Wachstum von 2,7 Prozent voraus.

2017 hatte die Zentralbank die Zinsen bereits drei Mal angehoben. Da die von Trump angestoßene radikale Steuerreform der Konjunktur zusätzlichen Schub verleihen dürfte, hatten sich manche Experten auf einen aggressiveren Kurs der Fed eingestellt. Auch wenn das Tempo der Erhöhungen nun wohl eher moderat ausfallen wird, dürften die Staaten der Euro-Zone von der wachsenden transatlantischen Zinskluft auf kurze Sicht durchaus profitieren, wie aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht. "Dank der Abwertung des Euro steigen die Exporte und können so die wegen der höheren Zinsen geringere Nachfrage aus den USA mehr als wettmachen", so DIW-Experte Max Hanisch. Dies gelte insbesondere für Deutschland.

Hierzulande geht jedoch auch die Sorge vor einem Handelskrieg zwischen den USA und der EU um. Sollte bis Freitag nicht noch eine Lösung im Streit über die von Trump angekündigten Schutzzölle auf Stahl- und Aluminium-Importe zustande kommen, will die EU ihrerseits mit einem Bündel von Gegenmaßnahmen reagieren. Auch mit China steuern die USA auf einen Handelskonflikt zu. Powell sagte, dieses Thema sei bei der Fed diskutiert worden. Einige hätten über Gespräche mit Wirtschaftsvertretern berichtet, die in Sorge seien. Doch für die Fed sei derzeit daraus keine Verschlechterung des Konjunkturausblicks abzuleiten.

Der Chefökonom der Förderbank KfW, Jörg Zeuner, erwartet jedoch, dass auf die Fed demnächst eine andere Herausforderung zukommen wird: Die kräftige Konjunktur und der brummende Arbeitsmarkt seien "Vorboten anziehender Inflationsraten". Bislang verfehlt die Fed beim Preisauftrieb allerdings ihre Zielmarke von zwei Prozent noch. Sie will aber auf jeden Fall vermeiden, dass die Preise über das Ziel hinausschießen. Powell gab sich diesbezüglich gelassen: "Aus den Daten lässt sich derzeit nicht herauslesen, dass wir vor einer Beschleunigung der Inflation stehen."


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Handwerksbetriebe in Not: Geschäftslage trübt sich ein
05.05.2024

Die aktuelle Lage im Handwerk bleibt düster, mit einer spürbaren Verschlechterung der Geschäftslage im ersten Quartal 2024 aufgrund...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Politik
Politik Angriff auf SPD-Europapolitiker: Matthias Ecke in Dresden schwer verletzt
04.05.2024

Schockierende Gewalt: SPD-Europaspitzenkandidat Matthias Ecke wurde brutal angegriffen. Politiker verurteilen den Angriff als Attacke auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...