Politik

NATO darf Stützpunkt in Rostock als Hauptquartier nutzen

Lesezeit: 2 min
23.03.2018 00:48
Die NATO darf den Marinestützpunkt in Rostock bei Bedarf nutzen. Es soll der NATO als „taktisches Hauptquartier” dienen, um die Nordflanke des Bündnisses zu schützen.
NATO darf Stützpunkt in Rostock als Hauptquartier nutzen

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Die Deutsche Marine meldet in einer Mitteilung, dass sich der nationale Stab der Deutschen Marine (DEU MARFOR) ab dem Jahr 2019 zum multinational besetzten Baltic Maritime Component Command (BMCC) weiterentwickeln werde. Dieses Führungszentrum werde der NATO als taktisches Hauptquartier zur Verfügung gestellt werden, um die „nasse Nordflanke” der NATO zu stabilisieren.

Auf Nachfrage der Deutschen Wirtschaftsnachrichten, ob der Marinestützpunkt in Rostock tatsächlich auch von der NATO genutzt werden soll, antwortete ein Sprecher der NATO: „Um sicherzustellen, dass die NATO robust und agil bleibt, haben sich die Verteidigungsminister der NATO bereit erklärt, die NATO-Befehlsstruktur anzupassen. Details wie die geografische Präsenz der neuen Kommandostruktur sind noch nicht festgelegt und werden in den kommenden Monaten diskutiert. Wir gehen davon aus, dass dies eine Initiative zur Schaffung eines Hauptquartiers ist, das von Fall zu Fall der NATO-Streitkräftestruktur zur Verfügung stehen könnte. Für weitere Informationen verweisen wir auf das Bundesministerium der Verteidigung”.

Fregatten-Kapitän Gunnar Wolff sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten: „Nach einer Aufstellungs-, Trainings- und Zertifizierungsphase wird ein Baltic Maritime Component Command (BMCC) ab 2025 den Betrieb als ein mögliches maritimes Operationszentrum für die NATO aufnehmen können. Innerhalb der NATO gibt es bereits maritime Hauptquartiere mit der Befähigung zur Führung großer Verbände. Dem BMCC kommt aber durch die räumliche Nähe zur Ostsee eine einzigartige Rolle zu und bietet die Möglichkeit einer engen Einbindung unserer Ostseepartner. Das BMCC ist nicht Teil der NATO-Kommando Struktur, sondern wird der NATO im Bedarfsfalle als maritimes Operationszentrum auf taktischer Ebene zur Verfügung gestellt. Dies bedeutet, dass es sich nicht um ein NATO Hauptquartier handelt und die NATO nicht die Absicht hat, in Rostock eigene Strukturen zu errichten.”

Die Ostseezeitung (OZ) hatte erstmals am 11. Juli 2017 über dieses Vorhaben berichtet. Die OZ wörtlich: „Nun ist es Gewissheit: Die NATO will Schiffe zum Marine-Stützpunkt Hohe Düne entsenden. Dies bestätigt das Bundesverteidigungsministerium gegenüber der OZ. Deutschland habe dem Militärbündnis angeboten, dass der Stützpunkt ,von der NATO mitbenutzt werden kann’, erklärt ein Sprecher des Ministeriums. War bisher von einer logistischen Nutzung die Rede (die OZ berichtete), gehen die Pläne offenbar weiter: ,Die NATO hat die Nutzung von Liegeplätzen für unterschiedliche Schiffstypen sowie der Treibstoffkapazitäten ins Auge gefasst.’ Das Hauptquartier in Norfolk prüfe ,notwendige Baumaßnahmen’”.

Hintergrund

Hinzu kommt, dass die Seestreitkräfte Polens und Deutschlands die Marine-Basis in Rostock als gemeinsames Kommandozentrum nutzen sollen.

Die Inspekteure der deutschen und polnischen Seestreitkräfte hatten im Jahr 2016 eine gemeinsame „U-Boot-Betreiberbehörde” (GE-POL SubOpAuth) gegründet. Organisatorisch ist die „GE-POL SubOpAuth” Teil des „Maritime Operations Center” (MOC), das sich in Rostock befindet und den Einsatz aller deutschen See- und Seeluftstreitkräfte koordiniert.

„Es ist ein ganz besonderer Schritt, die Kontrolle über ein so wichtiges nationales strategisches Gut wie das U-Boot an eine gemeinsame Behörde zu übergeben”, zitiert Defense Aerospace Vizeadmiral Andreas Krause, Stabschef der Deutschen Marine, bei der Unterzeichnung eines deutsch-polnischen Memorandums. Konteradmiral Mirosław Mordel, Stabschef der polnischen Marine, kam nach Rostock, um das Abkommen zur Gründung der gemeinsamen Behörde zu unterzeichnen.

Die „GE-POL SubOpAuth” wird in Glücksburg in das deutsche MOC integriert sein und zwei polnische Marineoffiziere umfassen. Einer der Hauptvorteile des Abkommens soll sein, dass polnische U-Boote mit deutschen Führungssystemen, einschließlich der „U-Boot-Kontrollbehörde”, kommunizieren können.

Während die Deutsche Marine über sechs U-Boote der Klasse 212A verfügt, verfügt die polnische Marine derzeit über fünf U-Boote: ein ehemaliges sowjetisches U-Boot der Kilo-Klasse und vier U-Boote, die ursprünglich von den Nordseewerken in Emden für die norwegische Marine als Kobben-Klasse gebaut wurden. Diese wurden 2002 und 2003 an Polen übergeben.

Im Mai 2013 hatten die polnische Marineakademie und das deutsche Verteidigungsministerium eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Der Vereinbarung zufolge soll im Bereich der Marinetechnologie zusammengearbeitet werden. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe soll jährlich zusammenkommen, um einstimmige Entscheidungen im Bereich der technologischen Kooperation zu treffen. Die Informationen im Rahmen dieser Kooperation sollen mit der Geheimhaltungsstufe „Verschlusssache - Nur für den Dienstgebrauch”/„Zastrzezone” behandelt werden.


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