Finanzen

Währungskrieg: China erwägt Abwertung des Yuan

Die chinesische Regierung denkt Medienberichten zufolge über Wege nach, den Yuan als Werkzeug im Handelskrieg mit den USA einzusetzen.
09.04.2018 17:18
Lesezeit: 2 min

Die chinesische Regierung prüft namentlich nicht genannten Quellen zufolge eine Abwertung der Landeswährung Yuan. Führende Offizielle untersuchten diese Möglichkeit sowohl als Druckmittel gegen die USA in Handelsverhandlungen als auch zur Linderung der Folgen eines bereits ausgebrochenen Konflikts mit hohen Strafzöllen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag mit Verweis auf mit der Sache vertraute Personen. Dies bedeute jedoch noch nicht, dass das Instrument tatsächlich zum Einsatz kommen werde. Chinas Zentralbank wollte die Aussagen zunächst nicht kommentieren.

Die chinesische Regierung allerdings bezeichnete es am Montag als „unmöglich“, in der jetzigen Verfassung mit der US-Regierung zu verhandeln. „Mit der einen Hand drohen die USA mit Sanktionen, mit der anderen Hand bieten sie Gespräche an. Ich weiß nicht, für wen die USA dieses Schauspiel aufführen“, wird der Sprecher des Außenministeriums, Geng Shuang, vom englischsprachigen Dienst von Reuters zitiert.

Eine Abwertung des Yuan gegenüber dem Dollar könnte der chinesischen Industrie auf den Weltmärkten der vorherrschenden Theorie zufolge Wettbewerbsvorteile verschaffen, weil sie die Importe chinesischer Waren in andere Staaten verbilligt. Bereits zweimal – im August 2015 und im Januar 2016 – hatte eine überraschend durchgeführte Abwertung des Yuan zu Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten geführt.

Die Überlegungen zum Einsatz des Yuan-Wechselkurses als Waffe im Handelskonflikt mit den USA verweist auf die Möglichkeit, dass es künftig auch zum Ausbruch eines „Währungskrieges“ kommen könnte. Ein solcher Währungskrieg zeichnet sich im Allgemeinen dadurch aus, dass eine internationale Abwertungsspirale in Gang kommt und die Volatilität an den Devisenmärkten zunimmt.

Der Yuan-Kurs zum Dollar gab am Montag leicht nach und fiel auf den niedrigsten Stand seit zwei Wochen. Seit geraumer Zeit stärkt China seine Währung eher künstlich, als sie zu schwächen. Anders als etwa der Euro oder der Dollar ist der Yuan nicht vollständig den Marktkräften unterworfen, sondern kann gegenüber einem täglich festgelegten Richtwert lediglich in einer vorgegebenen Spanne frei schwanken.

US-Präsident Donald Trump hatte China im Wahlkampf immer wieder vorgeworfen, den Kurs künstlich zu schwächen. Peking wolle damit der eigenen Exportindustrie durch entsprechend sinkende Preise für ausgeführte Waren auf dem Weltmarkt Vorteile verschaffen. Zuletzt war Trump aber von diesem Vorwurf abgerückt. Seit seinem Amtsantritt im Januar 2017 wertete der Yuan etwa 9 Prozent zum Dollar auf.

Der Dollar hat verglichen mit anderen wichtigen Währungen in den zurückliegenden beiden Wochen aufgewertet. Wie der englischsprachige Dienst von Reuters berichtet, könnte sich dies ändern, sobald klar wird, dass China und die USA auf einen ausweglosen Konflikt zusteuern. „Wir beobachten die Situation im schwelenden Handelskrieg genau, weil eine Eskalation zu einem großen Abverkauf (des Dollar – die Red.) führen könnte. Aber vorerst befinden sich die Märkte noch in jener ruhigen Position, in denen sie sich in den vergangenen Wochen befunden haben“, wird ein Devisenspezialist der Commerzbank von Reuters zitiert.

Die meisten Beobachter scheinen derzeit jedoch nicht damit zu rechnen, dass China den Yuan als Waffe einsetzen wird.

„Ist es wirklich in ihrem Interesse? Wahrscheinlich ist es eher unklug. Es könnte China mehr schaden als den USA, wenn sie Abwertungen als Waffe einsetzen. Die Stabilität bei den Wechselkursen hat zu einer Stabilität auf der Makroebene beigetragen. Wenn diese verschwindet, dann folgen Verwerfungen an den Finanzmärkten wie im Jahr 2015“, wird ein Analyst von Daiwa Capital Markets von Bloomberg zitiert. „China wird Abwertungen nur dann einsetzen, wenn ihnen alle anderen Mittel ausgegangen sind. Wahrscheinlicher ist, dass die beiden Länder einen Kompromiss schließen werden und China sein Handelskonto weiter liberalisieren wird“, sagte ein Analyst der Commerzbank.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley wankt: Zölle, Zoff und zerplatzte Tech-Träume
08.05.2025

Während Europa auf seine Rezession zusteuert und China seine Wirtschaft auf staatlicher Kommandobasis stabilisiert, gibt es auch im sonst...

DWN
Panorama
Panorama Verkehrswende: Ariadne-Verkehrswendemonitor zeigt Entwicklung auf
08.05.2025

Wie sich die Verkehrswende in Deutschland aktuell entwickelt, ist nun auf einer neuen Onlineplattform des Potsdam-Instituts für...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bewältigen: 7 Strategien für finanzielle Stabilität, weniger Belastung und einen nachhaltigeren Lebensstil
08.05.2025

Wer die eigenen Ausgaben kennt, kann gezielt handeln. So behalten Sie die Kontrolle über Ihr Geld. Mit Budgetplanung und klugem Konsum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau: Bedeuten die Trump-Zölle das Ende einer deutschen Schlüsselindustrie?
08.05.2025

Der Maschinenbau befindet sich seit Jahren im Dauerkrisenmodus. Nun droht die fatale Zollpolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump zum...

DWN
Politik
Politik Anti-Trump-Plan: Halbe Milliarde Euro für Forschungsfreiheit in Europa
08.05.2025

Während US-Präsident Trump den Druck auf Hochschulen erhöht, setzt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf gezielte Anreize...

DWN
Technologie
Technologie Bitkom-Umfrage: Deutsche kritisieren Abhängigkeit von KI-Anbietern aus dem Ausland
08.05.2025

Die Bevölkerung in Deutschland verwendet zunehmend Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz. Gleichzeitig nimmt die Sorge über eine...

DWN
Politik
Politik Migrationspolitik: Wie die Neuausrichtung an den deutschen Außengrenzen aussehen könnte
08.05.2025

Das Thema illegale Migration und wer bei irregulärer Einreise an deutschen Landesgrenzen zurückgewiesen wird, beschäftigt die Union seit...