Politik

Studie: Einlagensicherung kann Banken-Crash in Europa nicht abwenden

Das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft sieht in der geplanten europäischen Einlagensicherung keinen Schutz gegen einen Banken-Crash in Europa.
02.05.2018 14:06
Lesezeit: 2 min

Die umstrittene EU-Einlagensicherung könnte einer Studie zufolge die Gefahren in der Euro-Zone durch faule Bankkredite nur schwer auffangen. Es gebe weiter signifikante Risiken in den Bilanzen systemrelevanter Geldhäuser des Währungsraumes, heißt es in einer Reuters am Mittwoch vorliegenden Untersuchung des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Der Anteil an faulen Krediten sei dabei zwischen den einzelnen Banken so unterschiedlich, dass eine gemeinsame Einlagensicherung zu einem dauerhaften Transfermechanismus führe.

So würden die Rekapitalisierungskosten zur Beseitigung fauler Bankkredite (non-performing loans - NPL) zwischen 2019 und 2022 in Zypern 2,4 Prozent der dortigen Wirtschaftsleistung (BIP) verschlingen, heißt es in der Studie zu 76 systemrelevanten Geldhäusern. Dort liege die Höhe der faulen Kredite gemessen am BIP bei 90 Prozent. In Griechenland lägen die Rekapitalierungskosten bei zwei Prozent des BIP, in Italien bei 0,8 Prozent.

Dort sei eine Bankenkrise infolge der NPLs am wahrscheinlichsten, da eine signifikante Zahl italienischer Banken zehn oder mehr Prozent fauler Kredite in der Bilanz mitschleppten. Von den untersuchten Banken hätten die italienischen Institute zudem mit rund 189 Milliarden Euro den größten Berg an NPLs abzutragen, obwohl sie seit 2016 bereits rund 47 Milliarden Euro losgeworden worden seien. Auch die Geldhäuser in Spanien (rund 100 Milliarden) und Frankreich (85 Milliarden Euro) tragen demnach noch hohe Summen solcher Kredite mit sich.

In Deutschland gehe ein größerer Teil der Summe von 48 Milliarden Euro an NPLs Ende 2017 auf die Kappe der HSH Nordbank. Diese hatte aber ihr Portfolio in der sogenannten Abbaubank im Vorjahr auf 6,7 Milliarden Euro halbiert. Im Zuge der Privatisierung verkauft das Institut ein weiteres NPL-Paket von 6,3 Milliarden Euro an Investoren. Wenn der Deal über die Bühne gegangen ist, wird die Bank nach eigenen Angaben "nahezu vollständig bilanziell von Altlasten befreit sein". Zudem werde der Anteil ausfallgefährdeter Darlehen am gesamten Portfolio mit unter zwei Prozent auch im europäischen Vergleich künftig niedrig sein, erklärte die HSH.

Der Studie zufolge konnten Banken mit geringeren NPL-Quoten ihre faulen Kredite zuletzt weiter reduzieren, während das Problem bei den ohnehin belasteten Häusern bestehen bleibt. Sollte dafür keine Lösung durch die zuständigen Staaten oder den dortigen Privatsektor gefunden werden, sei es besser, von der Idee einer EU-Einlagensicherung Abstand zu nehmen, folgert das IW. In Deutschland stößt die Edis-Idee der EU-Kommission, die als Vollendung der Bankenunion gesehen wird, unter anderem auf massiven Widerstand der Banken und der Unionsfraktion im Bundestag.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Amerika: Hat Joe Biden jemals wirklich die USA regiert?
11.03.2025

Wurde die US-Regierung per Autopen (Unterschriftenautomat) gesteuert? Ein Bericht enthüllt, dass fast alle Biden-Dokumente maschinell...

DWN
Politik
Politik BSW klagt in Karlsruhe auf Neuauszählung der Wahl
11.03.2025

Knapp gescheitert, doch nicht bereit aufzugeben: Das Bündnis Sahra Wagenknecht zieht vor das Bundesverfassungsgericht. Die Partei zweifelt...

DWN
Politik
Politik Bargeldreform: Verschwinden bald die Ein- und Zwei-Cent-Münzen?
11.03.2025

Kaum jemand zahlt noch mit Ein- und Zwei-Cent-Münzen – stattdessen verstopfen sie Geldbeutel oder verschwinden in Sparschweinen. Die...

DWN
Technologie
Technologie Der Verbrenner-Golf bleibt mindestens bis 2035: Volkswagen Vertriebschef Martin Sander im Interview
11.03.2025

Volkswagen steht vor einer doppelten Herausforderung: Einerseits soll die ID-Familie den Markt für Elektroautos erobern, andererseits...

DWN
Politik
Politik Grönland wählt heute Parlament
11.03.2025

Die Menschen auf Grönland wählen ein neues Parlament – doch der Wahlkampf wird von außen beeinflusst. Trump mischt sich ein, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Künstliche Intelligenz: KI-Trading revolutioniert den Anlegermarkt – Welche Vorteile, Risiken und Möglichkeiten es gibt
11.03.2025

KI-Trading ermöglicht es Anlegern, durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz schneller und präzisere Marktanalysen zu erstellen und...

DWN
Politik
Politik Drohnenangriff auf Moskau fordert drei Todesopfer - Friedensgespräche beginnen
11.03.2025

Ein massiver Drohnenangriff auf Moskau erschüttert Russland: Zwei Tote, beschädigte Gebäude und gesperrte Flughäfen. Während der Kreml...

DWN
Immobilien
Immobilien Neues Büro finden: Was ist zu beachten und wie vermeidet man kostspielige Fehler bei der Suche?
11.03.2025

Die Firma wächst schneller als erwartet und mit ihr das Personal? Oder die Firmenräumlichkeiten werden nicht mehr benötigt? Je nachdem...