Die britische Industrie kommt nicht in Schwung. Ihre Produktion schrumpfte im März um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vormonat und damit zum zweiten Mal in Folge, wie das nationale Statistikamt ONS am Donnerstag mitteilte. Die Gesamtproduktion - zu der neben der Industrie beispielsweise auch die Energieversorger beitragen - legte dagegen um 0,1 Prozent zu. Sie ist für 14 Prozent des britischen Bruttoinlandsproduktes verantwortlich. "Das erste Quartal verlief sehr schleppend", sagte ONS-Experte Rob Kent-Smith.
Einer ersten Schätzung zufolge wuchs das Bruttoinlandsprodukt von Januar bis März lediglich um 0,1 Prozent, während die Euro-Zone auf 0,4 Prozent kam. Großbritanniens Wirtschaft hat seit vergangenem Jahr tendenziell an Schwung verloren. Grund dafür ist nicht zuletzt, dass das Brexit-Votum vom Sommer 2016 für eine höhere Inflation sorgt und damit die Kaufkraft der Briten dämpft. Zudem investieren viele Unternehmen weniger, auch wegen der Unsicherheit über die Handelsbeziehungen nach dem geplanten EU-Austritt.
Auch die Stimmung in britischen Industrieunternehmen ist im April auf ein 17-Monatstief gesunken. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex sei um einen Punkt auf 53,9 Zähler gesunken, teilte das britische Forschungsunternehmen Markit Anfang Mai in London mit. Volkswirte hatten hingegen lediglich mit einem Rückgang auf 54,8 Punkte gerechnet. Zudem wurde der März-Wert von zunächst 55,1 Punkten auf 54,9 Punkte nach unten revidiert. Werte oberhalb von 50 Punkten signalisieren Wachstum in der Industrie, während Werte unter dieser Marke eine Abschwächung anzeigen.