Gemischtes

Chinas Autobauer fordern Westen mit Innovationen heraus

Die chinesischen Autobauer werden einer Studie zufolge immer innovativer.
20.05.2018 23:13
Lesezeit: 2 min

Die chinesischen Autohersteller holen bei der Entwicklung technischer Neuerungen rasant auf. Sie schließen laut einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Centers of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach immer schneller zu den deutschen Herstellern auf, die traditionell Spitzenreiter in Sachen Innovationen sind. Demnach kamen 32 Prozent der maßgeblichen Einführungen von neuen Produkten oder Technologien in der globalen Automobilindustrie vergangenes Jahr von Daimler, BMW oder aus dem Volkswagen-Konzern.

18 Prozent kamen aber schon aus China. 2015 waren es noch neun Prozent. „Damit entwickeln sich die chinesischen Automobilhersteller zunehmend zu Innovationstreibern, die insbesondere in den Zukunftsfeldern wie E-Mobilität und Vernetzung Schlüsselkompetenzen aufbauen“, erklärte CAM-Direktor Stefan Bratzel. Hinter China kommt Japan mit einem Anteil von 17 Prozent gefolgt von den USA mit elf Prozent. Beide verloren somit drei bis vier Prozentpunkte im Vergleich zu 2016.

Insgesamt untersuchte die Studie die Innovationen von 35 Automobilkonzernen weltweit. Diese brachten demnach 1223 relevante fahrzeugtechnische Neuerungen hervor, ein Rückgang von zwölf Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Unter den gewerteten Innovationen befanden sich fast 150 Weltneuheiten. Beispiele sind etwa die gesteigerte Reichweite des elektrisch angetriebenen Tesla Model S, ein „Staupilot“ von Audi sowie ein neues Parkassistenzsystem von BMW.

Dabei beobachtet Bratzel eine Verschiebung der Entwicklung weg von der Fahrleistung hin zu mehr Komfort und Sicherheit. Es zeige sich auch eine Spezialisierung der Hersteller. Tesla und Renault hätten ihre Stärken bei in Serie verfügbaren Elektroautos. VW, Daimler und BMW seien bei Hybriden und seriell verfügbaren Assistenzsystemen führend. Chinesische Hersteller wiederum seien auf fast allen Gebieten innovativ.

Der Autoexperte Felix Kuhnert von der Unternehmensberatung PwC arbeitete bei der Studie mit dem CAM zusammen. Ihm fiel die hohe Zahl der erst wenige Jahre alten chinesischen Hersteller auf, die mit ihren Entwicklungen die Branche aufwirbeln. Früher hätten die deutschen Hersteller über eine Plagiatskultur in China geklagt. „Nun allerdings fangen chinesische Konzerne an, westlichen Herstellern nicht mehr nur nachzueifern, sondern sie mit eigenen Innovationen offen herauszufordern.“

Ein Beispiel dafür sei der Hersteller NextEV, der 2017 fast 50 Innovationen beisteuerte und in Kürze sein erstes Serienfahrzeug auf den Markt bringen will. Dieses wird eines von 84 verschiedenen Elektrofahrzeugen sein, die in China bis 2020 produziert werden. In Deutschland werden es laut PwC nur 29 sein. Der Durchbruch des Elektromotors und des autonomen Fahrens könnte laut Kuhnert eine neue „Gründer-Ära“ im Fahrzeugbau einleiten. „Beispiele wie Tesla oder die aufstrebenden chinesischen Auto-Startups deuten schon zunehmend darauf hin.“

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