Am Donnerstag hat ein Bericht des "Wall Street Journal" bei den Aktien der Deutschen Bank zu einem Absturz von sechs Prozent geführt. Wie die Zeitung unter Berufung auf Insider berichtete, stufte die US-Notenbank Fed das amerikanische Geschäft der Deutschen Bank bereits vor einem Jahr als "in schwierigem Zustand" ein. Ein solcher Tadel sei selten, führe zu einer kurzen Leine der Aufseher und habe mit dazu geführt, dass das Geldhaus sich dazu entschlossen habe, Teile des riskanteren Investmentbankings zurückzufahren.
Laut WSJ ist der sogenannte "Troubled Condition"-Status eine der schwächsten Bewertungen, die die Fed als Aufsichtsbehörde über die Großbanken vergibt. In der Konsequenz habe die Deutsche Bank wichtige Personalentscheidungen zu US-Managern mit der Notenbank abstimmen müssen. Ein Fed-Sprecher wollte sich der Zeitung zufolge nicht dazu äußern.
Die Deutsche Bank in Frankfurt erklärte, sie äußere sich grundsätzlich nicht zur Kommunikation mit einzelnen Aufsichtsbehörden. Ein Sprecher betonte allerdings: "Die Muttergesellschaft des Deutsche-Bank-Konzerns, die Deutsche Bank AG, ist sehr gut kapitalisiert und verfügt über erhebliche Liquiditätsreserven. Die Einheiten, die in dem Artikel genannt werden, sind drei spezifische US-Töchter – DB USA Corp, Deutsche Bank Trust Corporation und Deutsche Bank Trust Company Americas, unsere wichtigste US-Tochter." Letztere habe eine sehr robuste Bilanz. "Wir haben bei früherer Gelegenheit bekannt gegeben, dass unsere Regulatoren in einigen Bereichen Schwächen identifiziert haben mit Bezug auf unsere Kontrollen und die Infrastruktur." Die Bank arbeite weiterhin entschlossen daran, die festgestellten Schwächen im US-Geschäft zu beseitigen.
Beruhigen konnte das die Anleger nicht. Mit einem Minus von sechs Prozent war die Deutsche-Bank-Aktie mit Abstand größter Dax-Verlierer. Sie notierte am Nachmittag bei 9,27 Euro. Auch an der Wall Street sackten die Papiere ab.
Der unabhängige Finanz-Experte Achim Dübel sieht dagegen in den immer wiederkehrenden Negativ-Meldungen über deutsche Banken den Versuch, die Banken als Wettbewerber ihrer angelsächsischen Kollegen unter Druck zu setzen. Allerdings sieht Dübel die Lage bei der Deutschen Bank differenziert und bezieht sich dabei auf einen Barclays Report, der die Probleme der Bank analysiert. Dübel sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten: "Es ist schon erstaunlich, dass eine deutsche Großbank ausgerechnet bei den Finanzierungskosten den Wettbewerbern hinterherläuft." Dübel sieht in der aktuellen Debatte "Nachwirkungen der Krise 2016, als vom Zusammenbruch der Bank die Rede war". Die Folgen seien "Downgrades, mangelnde Profitabilität, zu hohe Leverages" sowie "auf der Funding-Seite neben dem drohenden bail-in von senior unsecured z.T. auch viel zu aggressiv strukturiertes und deshalb teueres Hybrid (AT1)".