Politik

Rohstoffe und Energie: Warum Nordkorea für die USA wichtig ist

Lesezeit: 5 min
13.06.2018 00:21
Die USA verfolgen mit ihrer Nordkorea-Politik handfeste wirtschaftliche Interessen.
Rohstoffe und Energie: Warum Nordkorea für die USA wichtig ist

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die deutsche Wirtschaft hofft nach dem Gipfeltreffen von US-Präsident Donald Trump mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un auf Geschäftschancen in dem bisher stark abgeschotteten Land. "Auch die deutsche Wirtschaft erhofft sich durch einen Friedensprozess und eine politische Annährung eine Öffnung des nordkoreanischen Marktes", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Viele der rund 500 deutschen Firmen, die in Südkorea tätig seien, stünden "im Prinzip in den Startlöchern". Allerdings warnte der Experte mit Blick auf die Gipfelergebnisse: "Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben." Noch sei vieles vage. Man könne nicht von konkreten Geschäftsmöglichkeiten sprechen.

Bei ihrem historischen Treffen am Dienstag in Singapur haben sich Trump und Kim auf den Abbau aller Atomwaffen auf der koreanischen Halbinsel geeinigt. Im Gegenzug garantieren die USA für die Sicherheit des kommunistischen Landes und setzen ihre gemeinsamen Militärmanöver mit Südkorea aus. Die Sanktionen bleiben vorerst in Kraft. Viele Details sind aber noch offen.

Auch wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen für Geschäfte in Nordkorea unsicher bleiben dürften, arbeiteten internationale Organisationen wie die Weltbank bereits an Plänen, wie sie Investitionen in dem Land mitfinanzieren könnten, erläuterte Treier. Er forderte Deutschland auf, ebenfalls zu überlegen, wie solche Projekte gefördert werden könnten. Treier verwies in diesem Zusammenhang auf die Expertise der staatliche Förderbank KfW und die staatlichen Hermes-Exportabsicherungen für Geschäfte in risikoreichen Staaten.

Deutschland muss jedoch, wie China und Russland, zusehen, dass die USA bei Investitionen in Nordkorea nicht die Nase vorn haben. US-Präsident Donald Trump hatte nach seinem Treffen mit dem nordkoreanischen Präsidenten Kim die wirtschaftlichen Interessen seines Landes betont und die Chancen im Bereich der Immobilienentwicklung genannt.

Tatsächlich geht es in Nordkorea allerdings um weit mehr als nur um Immobilien oder Tourismus.

Bodenschätze in Nordkorea

Nach Angaben des Magazins Quartz befinden sich in Nordkorea Bodenschätze im Wert von sechs Billionen US-Dollar. Zudem gibt es eine große Vielfalt an Bodenschätzen, die noch nicht erschlossen wurden. Dazu zählen Eisen, Gold, Magnesit, Zink, Kupfer, Kalkstein, Molybdän und Graphit.

Doch der Economist berichtet, dass ein südkoreanischen Recherche-Institut den Wert der Bodenschätze in Nordkorea im Jahr 2012 auf zehn Billionen US-Dollar geschätzt haben soll.

Die nordkoreanische Bergbauindustrie ist einer der wichtigsten Teile der Wirtschaft Nordkoreas. Die Produktion des Mineralsektors ist aufgrund des Mangels an Elektrizität, Material, Ausrüstung, veralteten Anlagen und mangelhafter Wartung begrenzt. Nach Angaben der Bank of Korea sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Nordkoreas im Jahr 2009 um 0,9 Prozent. Ebenso sank der Wert der Bergbauproduktion 2009 um 0,9 Prozent. Die Eisenerzproduktion betrug 2008 5.316.000 Tonnen und sank 2009 auf 4.955.000 Tonnen. Die Kohleproduktion stieg 2009 um 440.000 Tonnen, berichtet das Nautilus Institute. Nordkoreas Minenbetriebsraten waren bisher sehr niedrig. Die Musan-Eisenerzmine war 2006 mit einer Kapazität von etwa 30 Prozent und die Daeheung-Magnesitmine war 2007 mit einer Kapazität von 60 Prozent in Betrieb. Es ist wahrscheinlich, dass die durchschnittliche Betriebsrate der bestehenden Minenanlagen unter 30 Prozent der fälligen Kapazität lag. Ausschlaggebend dafür sind eine eingeschränkte finanzielle Unterstützung und ein Mangel an Produktionstechnologie und an einer guten Infrastruktur.

Die Hauptminen in Nordkorea sind die Goldminen Sangnong, Holdong, die Kupfermine Hyesan Mine, die Zinkmine Geomdeok, die Magnesitmine Daeheung, die Eisenerzminen Musan und Oryong, die Graphitmine Jeongchon, die Anthrazitmine Jikdong, die Anthrazitkohlemine Gogeonwon und die Tantalmine Apdong. Das Nautilus Institute führt aus: “Viele Minen, darunter große Magnesit-, Eisenerz- und Zinkminen, befinden sich im Umkreis von 120 Kilometer von Dancheon City und produzieren mehr als 20 Arten von Mineralien. Im Jahr 2007 wurde von den beiden Koreas im Dancheon-Gebiet eine gemeinsame Minenuntersuchung durchgeführt. Die Daeheung-Magnesit-Mine und die Geomdeok-Zink-Minen wurden bewertet. Dem Bericht zufolge arbeitete die Daeheung-Mine mit Tagebau- und Untertagebau-Methoden. Die Ressourcen des Bergwerks beliefen sich auf 826 Millionen Tonnen Erz. Im Jahr 2006 wurden 427.000 Tonnen Erz gefördert. Im Jahr 2008 führte Südkorea eine Machbarkeitsstudie durch, die ergab, dass das Projekt wirtschaftlich rentabel sein könnte. Die Minenuntersuchung der Geomdeok-Zinkmine ergab, dass die Ressourcen der Mine 266 Millionen Tonnen Erz aufweisen.”

Die Foreign Policy Association führt aus: “Nordkorea beherbergt nach China die zweitgrößten Magnesit-Reserven der Welt, die auf 490 Millionen Tonnen geschätzt werden”.

Südkoreanische Unternehmen haben bereits im Jahr 2010 angekündigt, in Nordkorea investieren zu wollen, um die dortigen Bodenschätze zu erschließen. Die Nachrichtenagentur Yonhap berichtet: “Die SM Group meldete, dass sie eine Task Force eingerichtet habe, um die Bodenschätze des Landes, insbesondere Eisenerz, zu überprüfen. Die Gruppe sagte, ihr Besitz an der einzigen betriebsfähigen Eisenerzmine Südkoreas verschaffe ihr einen Vorteil gegenüber anderen (...) Nordkoreas Eisenerzvorkommen werden auf 50 Milliarden Tonnen im Wert von rund 213 Billionen Won (197,7 Milliarden US-Dollar) geschätzt.

Neben den Ressourcen haben Unternehmen wie Keangnam Enterprises Co. und Dong Ah Construction Industrial angekündigt, dass sie im Baugeschäft des Nordkoreas Fuß fassen wollen, sobald alle Sanktionen aufgehoben sind (...) Neben mittelständischen Unternehmen hat der große Mischkonzern Lotte ein Team gegründet, das die Geschäftsbeziehungen nicht nur mit Nordkorea, sondern auch mit Russland und China ausbauen kann.”

Energienetz in Nordkorea

Die Stromproduktion in Nordkorea läuft hauptsächlich über den Betrieb von vier Staudämmen (Der Supung-Damm, der Taipingwan-Damm, der Weiyuan-Damm und der Yunfeng-Damm). Hinzu kommen weitere neun Dämme mit einem geringeren Leistungsniveau. Das Wasserkraftwerk Sodusu 1-3 ist in Betrieb und das Wasserkraftwerk Anbyon wurde noch nicht komplett fertiggestellt.

Es kamen auch Berichte auf, wonach Nordkorea ihre nukleare Einrichtung “Yongbyon Nuclear Scientific Research Center” dazu nutzt, um Strom zu produzieren. Allerdings spielt die nukleare Einrichtung keine besonders große Rolle.

“Der Reaktor mit einer Leistung von 5 MWe (Megawatt elektrisch) hat entweder intermittierend auf einem niedrigen Niveau gearbeitet oder ist nicht in Betrieb. Die bemerkenswerte Ausnahme war im Dezember 2016 und im Januar 2017, als die thermischen Muster auf ein höheres Betriebsniveau hindeuteten”, so das Energieportal 38 North.

Zu den thermischen Kraftwerken, die in Betrieb sind, gehören Pukchang (betrieben mit Anthrazit), Chongjin (betrieben mit Braunkohle), Pjöngjang (betrieben mit Kohle), Sunchon (betrieben mit Kohle), Ungi (betrieben mit Erdöl) und Chonchonang (betrieben mit Kohle). In Teilbetrieb befindet sich das thermische Kraftwerke Pjöngjang Ost (betrieben mit Kohle), so das Nautilus Institute in einer Studie.

USA und Nordkorea

US-Außenminister Mike Pompeo hatte im Mai gesagt, dass die US-Regierung es US-Unternehmen erlauben würde, Investitionen in Nordkorea vorzunehmen, wenn Nordkorea sein Atomwaffenprogramm annulliert. Der Guardian berichtet: “,Privatwirtschaftliche Amerikaner, nicht die US-Steuerzahler, könnten ,dazu beitragen, das Energienetz aufzubauen’. Die Amerikaner könnten auch mit Investitionen in Infrastruktur und Landwirtschaft helfen, um die nordkoreanische Bevölkerung zu ernähren.”

Ebenfalls im Mai sagte der nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Trump, John Bolton, dem Sender ABC News: “Ich denke, wir sind bereit, uns so schnell wie möglich für Handel und Investitionen mit Nordkorea zu öffnen”. Allerdings müsse Nordkorea zeigen, dass das Land es mit der “Denuklearisierung” ernst meint.

CNBC berichtet: “Jede mögliche US-Investition in Nordkorea hätte eine legitimierende Wirkung und könnte nach Angaben von Geoffrey See, dem Gründer von Choson Exchange, die Beratung von Technologie und Unternehmertum aus dem Silicon Valley umfassen.”

In der vergangenen Woche sagte Pompeo nach Angaben des Wall Street Journal: “Wir freuen uns, mit ihnen (den Nordkoreanern, Anm. d. Red.) Technologie, Wissen, Unternehmertum, Bemühungen zu teilen, um Systeme aufzubauen.”

Nordkorea und Iran

Nordkorea ist der wichtigste Partner des Iran, wenn es um ballistische Raketen und Atom-Deals geht, berichtet das Begin-Sadat Center. Seit Jahrzehnten, also seit der islamischen Revolution 1979 - helfen die Nordkoreaner den Iranern beim Bau von Raketen und Transferieren das Know-How.

Nach einem Bericht von Reuters sollen nordkoreanische Experten den Iranern dabei geholfen haben, ballistische Raketen zu entwickeln. Der Iran weist diesen Vorwurf zurück.

Ein südkoreanischer Geheimdienstmitarbeiter sagte der Nachrichtenagentur Yonhap, dass das „Hauptquartier des nordkoreanischen Waffenhandels“ im Nahen Osten Kairo sei. Dies sei der einzige Weg, um an Devisen zu kommen. Die Devisengeschäfte werden vom nordkoreanischen „Office 39“ abgewickelt. Das Büro beschäftigt sich mit allen finanziellen Transaktionen, so die Washington Post.

Im Jahr 2010 veröffentliche Wikileaks Informationen, wonach Nordkorea auch Teile für den Bau von ballistischen Raketen in den Iran liefert. Nach einem Leal wird das Material von Nordkorea über China in den Iran geliefert. „Der Iran ist einer der wichtigsten Raketenkunden Nordkoreas. Seit den späten 1980er Jahren exportiert Nordkorea komplette Scud B- und Scud C-Raketen - , sowie ihre Produktionstechnologie  - in den Iran“, heißt es in einer Depesche.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Immobilien
Immobilien Immoscout: Vorsichtige positive Signale auf dem Immobilienmarkt
19.03.2024

Stark ansteigende Kreditzinsen und Baukosten haben den Kauf eines Eigenheims für viele in den vergangenen Jahren unerschwinglich gemacht....

DWN
Finanzen
Finanzen Fundamentale Aktienanalyse - so bewertet man Wertpapiere richtig
18.03.2024

Die fundamentale Aktienanalyse ist ein unverzichtbares Instrument für jeden Investor, der Wertpapiere nicht nur verstehen, sondern auch...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Umfrage: Sehr viele Deutsche sorgen sich vor weiteren Energiepreissprüngen
18.03.2024

Die Menschen in Deutschland haben einer Umfrage zufolge Sorgen vor weiteren Energiesprüngen und allgemeinen Preissteigerungen - trotz der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Airbus-Jubiläum: 50 Jahre Linienflüge im Airbus - Boeing hat Wettkampf quasi verloren
18.03.2024

Kein Hersteller baut so gute und so viele Flugzeuge wie Airbus. Eine Erfolgsgeschichte, an die sich Frankreich und Deutschland gerade in...

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenaufsicht: Mehrzahl der Geldinstitute kann kräftigen Gegenwind überstehen
18.03.2024

In Deutschland und Europa ist das Gros der Geldhäuser gut kapitalisiert. Die Krise an den Märkten für Büro- und Handelsimmobilien...

DWN
Technologie
Technologie Verhandelt Apple mit Google über KI-Technologie?
18.03.2024

Gibt es bald Googles KI auf Apples iPhones? Laut gut informierten Kreisen verhandelt Apple angeblich mit Google über die Integration von...

DWN
Panorama
Panorama ifo-Institut und EconPol Europe: Wirtschaftsforscher fordern mehr Energie-Zusammenarbeit in Europa
18.03.2024

Wirtschaftswissenschaftler appellieren an die EU, im Zusammenhang mit ihrer Energiepolitik aus der aktuellen Energiekrise zu lernen und mit...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Arbeiten ohne Grenzen: Was beim Homeoffice im Ausland zu beachten ist
18.03.2024

Arbeiten über Grenzen hinweg: Ein Trend, der immer beliebter wird - und große Chancen bietet, wenn Sie steuer- und...