Finanzen

Öl-Krieg zwischen Iran und den USA gefährdet Straße von Hormuz

Die Auseinandersetzung zwischen den USA und dem Iran könnte dazu führen, dass mit der Straße von Hormuz eine für den globalen Öl-Transport zentrale Seestraße blockiert wird.
05.07.2018 22:12
Lesezeit: 4 min

Am Mittwoch hat der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarde (IRGC), Ismail Kowsari, mit einer Blockade der Straße von Hormuz gedroht. The Times of Israel zitiert Kowsari: “Wenn sie den iranischen Ölexport stoppen wollen, lassen wir keine Öllieferung durch die Straße von Hormuz laufen.”

Der Kommandeur der Revolutionsgarden bestätigte die Drohung seines Landes zur Blockade der Straße von Hormuz erneuert, einer der wichtigsten Schifffahrtsrouten der Welt. "Wir werden dem Feind klar machen, dass entweder alle die Straße von Hormuz benutzen können oder niemand", sagte Mohammed Ali Dschafari am Donnerstag der Nachrichtenagentur Tasnim. Am Vortag hatte bereits ein anderer Kommandeur der Militäreinheit mit dem Schritt gedroht. Auch Präsident Hassan Ruhani hatte ihn zuvor angedeutet.

Am Montag hatte Brian Hook aus dem US-Außenministerium nach Angaben von Bloomberg angekündigt: “Unser Ziel ist es, den Druck auf das iranische Regime zu erhöhen, indem wir seine Einnahmen aus dem Verkauf von Rohöl auf Null reduzieren. Wir sind bereit, mit Ländern zusammenzuarbeiten, die ihre Importe von Fall zu Fall reduzieren, aber wie bei unseren anderen Sanktionen wollen wir keine Verzichtserklärungen oder Lizenzen gewähren.”

Am Donnerstagmorgen lag der Ölpreis für die richtungsweisende Nordseesorte Brent bei 77,98 US-Dollar pro Barrel. Um 9.38 Uhr ging der Preis um 0,23 Prozent auf 77,80 US-Dollar zurück, berichtet die türkische Wirtschaftszeitung Dünya Gazetesi. Zeitgleich lag der Ölpreis für die US-amerikanische Sorte WTI bei 73,87 US-Dollar pro Barrel. Nach dem Aufruf des US-amerikanischen Präsidenten Trump an die OPEC-Staaten, den Ölpreis zu senken, war beim Ölpreis ein Abwärtstrend zu beobachten. Trump hatte diese Forderung in einer Twitter-Meldung vom 4. Juli eingebracht.

Die Straße von Hormuz

Die iranische Marine hatte im Februar 2017 eine Militärübung unter dem Namen „Velayat 95“ durchgeführt, berichtet die türkische Zeitung Yeni Şafak. Bei der Übung kamen U-Boote, Kriegsschiffe und Helikopter zum Einsatz. Sie fand exakt in den Gewässern von Bab al-Mandab bis zur Straße von Hormuz statt. Durch diese Meerenge verläuft die weltweit wichtigste Seestraße für den internationalen Öl- und Containerhandel. Die iranische Marine testete auch ihre Unterschall-Seezielflugraketen „Nasr“ und „Dehlaviyeh“. Das sagte der iranische Verteidigungsminister Hossein Dehghan am Sonntag.

Anfang Februar hatte US-Präsident Donald Trump als eines seiner ersten Amtshandlungen wegen iranischer Raketentests weitere Sanktionen gegen den Iran verhängen lassen. Die US-Regierung vertritt den Standpunkt, dass die Regierung in Teheran damit UN-Resolutionen und ihre Verpflichtungen verletzen würde, die sich aus dem Atom-Abkommen herleiten.

Jede Konfrontation mit dem Iran birgt auch die Gefahr, die USA in einen Konflikt zu ziehen. Der Iran hatte bereits in der Vergangenheit gedroht, die Straße von Hormuz zu kappen, falls das Land einem Angriff ausgesetzt wird, so Geopolitical Futures (GF). Innerhalb eines derartigen Szenarios würde dies die Ölexporte im Nahen Osten beeinträchtigen. Allerdings würde die US-Navy einen derartigen Schritt nicht akzeptieren. Eine Reaktion in der Straße von Hormuz würde folgen.

Die Straße von Hormuz ist nicht der einzige Weg, durch den Saudi-Arabien Öl exportiert. Riad kann auch Öl über das Rote Meer durch die Bab al-Mandab-Straße in den Süden oder über den Suezkanal im Norden exportieren. Die Blockade der Straße von Hormuz würde allerdings zu einem drastischen Anstieg der Ölpreise führen.

GF zufolge könnte der Iran auch zeitgleich die pro-iranischen schiitischen Gruppen in der Region aktivieren. Der Iran verfüge über kampfstarke schiitische Milizen im Irak. Sollten diese aktiviert werden, um beispielsweise auch Basra, die die wichtigste Hafenstadt des Irak ist, zu blockieren, würde dies ebenfalls zu einem Anstieg der Ölpreise führen.

Drohungen in der Vergangenheit

Ali Khamanei, geistliches Oberhaupt des Iran, hatte bereits im Jahr 2006 mit einer Blockade der Schifffahrtswege gedroht. Das Washington Institute for Near East Policy (WINEP) zitiert Khamanei: “Wenn die Amerikaner einen falschen Schritt in Richtung Iran machen, wird die Verschiffung von Energieträgern definitiv in Gefahr geraten.

WINEP führt aus: “Etwa ein Dutzend Öl-Tanker verlassen den Persischen Golf täglich durch die Straße von Hormuz. Eine ähnliche Anzahl leerer Tankschiffe kommt hinzu. Die ausgehenden Tanker tragen etwas weniger als 20 Prozent des täglichen Ölbedarfs der Welt, dessen Bedeutung zunimmt, wenn man bedenkt, dass diese Fracht etwa 40 Prozent des weltweit gehandelten Öls ausmacht. Jede Störung der Schifffahrt hätte daher unmittelbare Auswirkungen auf die Weltölpreise. (In zunehmendem Maße transportieren einige der Tankschiffe verflüssigtes Erdgas [LNG], dessen Nachfrage besonders in Asien steigt. Der Golfstaat von Katar ist der weltweit größte Exporteur von LNG). Wenn die Straße von Hormuz für die Schifffahrt gesperrt wäre, wären die alternativen Routen nicht ausreichend. Saudi-Arabien wäre in der Lage, einen Teil seiner Produktion über seine eigene transarabische Halbinsel zu exportieren, und die Vereinigten Arabischen Emirate könnten für den größten Teil ihrer Produktion eine kürzlich fertiggestellte Strecke zum Golf von Oman nutzen. Aber alle Exporte aus Kuwait, den irakischen Feldern im Süden, Katar und vermutlich Iran selbst könnten ihre Märkte nicht erreichen.”

Der US-Analyst Michael Rubin führt in einem Gastbeitrag des Commentary Magazines aus dem Jahr 2016 aus, dass es nur zwei Gründe geben würde, warum der Iran von Zeit zu Zeit mit der Schließung der Straße von Hormuz droht. Zum einen versuche der Iran mit dieser Rhetorik, den Ölpreis zu erhöhen. Rhetorik alleine reiche nicht aus, um den Ölpreis nachhaltig zu erhöhen. Allerdings habe der Iran durch eine kurzfristige Erhöhung des Ölpreises die Möglichkeit, einige hundert Millionen Dollar mehr einzunehmen, was angesichts der wirtschaftlichen Lage des Landes hilfreich sein könnte. Zum anderen wolle der Iran mit derartigen Aussagen seine angebliche Stärke gegenüber den USA demonstrieren. Rubin wörtlich: “Es liegt nicht im Interesse des Iran, die Straße von Hormuz zu schließen: Sie müssen Benzin genauso importieren, wie sie Öl exportieren müssen.”

Das Begin-Sadat Center (BESA) führt in einer Analyse aus dem Jahr 2012 aus: “Als Reaktion auf die geplanten härteren Sanktionen erklärte der Iran, dass er die Straße von Hormuz abriegeln würde - obwohl Teheran sich anschließend von dieser Aussage distanzierte, nachdem die USA verkündeten, dass sie die Meerenge gewaltsam wieder öffnen würden (...) Wenn härtere Sanktionen verhängt würden (, was im Jahr 2018 erfolgt ist, Anm. d. Red.) und der Iran die Meerenge schließen würde, würden die USA höchstwahrscheinlich Gewalt einsetzen, um nicht nur die Meerenge wieder zu öffnen, sondern auch die iranischen Atomanlagen zu zerstören. Wenn die iranische Führung rational ist, blufft sie und sie würde die Straße von Hormuz nicht schließen.”

Der ehemalige Chef der US-Notenbank, Alan Greenspan, erläuterte dem Guardian im Jahr 2007 die Wichtigkeit der Straße von Hormuz. Saddam Hussein habe versucht, die Straße von Hormuz zu kontrollieren, um somit die Öllieferungen aus dem Nahen Osten zu kontrollieren. Wenn dies passiert wäre, wären die Auswirkungen für den Westen “verheerend” gewesen. Hussein hätte nur eine tägliche Lieferung von fünf Millionen Barrel blockieren müssen, um die “industrielle Welt in die Knie zwingen”. Großbritannien und die USA hätten aus diesem Grund Hussein gestürzt. “Aus einem rationalen Blickwinkel kann ich nicht verstehen, warum wir nicht nennen, was offensichtlich ist, und in der Tat eine vollständig vertretbare Präventivposition darstellt”, so Greenspan.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Ausblick: Deutscher Aktienmarkt weiterhin im Zoll-Chaos – Berichtssaison nimmt Fahrt auf
28.04.2025

Der weltweite Zollstreit dürfte auch in der kommenden Woche das Geschehen am deutschen Aktienmarkt prägen. "Aktuell ist alles an der...

DWN
Politik
Politik Friedensforschungsinstitut Sipri: Weltweite Militärausgaben erreichen neues Rekordhoch
28.04.2025

Die weltweiten Militärausgaben haben 2024 erneut ein Rekordhoch erreicht. Laut dem Friedensforschungsinstitut Sipri summierten sich die...

DWN
Politik
Politik Neue Bundesregierung: Union stellt Personal für Ministerposten vor
28.04.2025

Rund eine Woche vor der geplanten Wahl von Friedrich Merz zum Kanzler der neuen Bundesregierung wollen CDU und CSU ihre Besetzung der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der Seeweg kann zur neuen Umweltroute werden – so sieht das neue Klimapaket aus
28.04.2025

Die internationale Schifffahrt galt lange als Klimasünder mit Sonderstatus. Nun ändert sich das grundlegend: Die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen „Hart arbeiten – das ist alles“: Wie Nvidia zum Börsenliebling wurde
28.04.2025

Vom Tellerwäscher zum Tech-Tycoon – wie Jensen Huang mit eiserner Disziplin Nvidia zur KI-Supermacht machte und nun gegen die Schatten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Teslas versteckter Goldesel wankt – Emissionsrechte geraten ins Visier des Boykotts
27.04.2025

Teslas Einnahmequelle aus dem Emissionshandel schrumpft durch sinkende Verkaufszahlen, politische Boykotte und steigende Konkurrenz.

DWN
Finanzen
Finanzen Geldpolitik ohne Zentralbank: Wie Solana über Inflation abstimmen lässt
27.04.2025

Ohne Leitzins, aber mit Weitblick: Die Solana-Community entscheidet selbst über Inflation und Ertragsverteilung. Zwei aktuelle...

DWN
Technologie
Technologie Gesundheit wird Geschäft: Apple verkauft mit der Apple Watch Hoffnung – nicht nur Technologie
27.04.2025

Die Apple Watch feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Doch unter dem glänzenden Aluminium-Gehäuse der meistverkauften Smartwatch der Welt...