Politik

Trump rät Großbritannien, die EU verklagen

Lesezeit: 2 min
15.07.2018 11:35
US-Präsident Trump hat den Briten eine harte Gangart gegen die EU vorgeschlagen.
Trump rät Großbritannien, die EU verklagen

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Donald Trump hat der britischen Premierministerin Theresa May gesagt, sie solle die EU verklagen, statt zu verhandeln. Das sagte May der BBC. Der US-Präsident hatte am Freitag auf einer gemeinsamen Pressekonferenz gesagt, dass er May einen Vorschlag gemacht habe, aber sie habe ihn zu "brutal" gefunden. Auf die Frage von Andrew Marr von der BBC, was er gesagt habe, antwortete May: "Er sagte mir, ich sollte die EU verklagen - nicht in Verhandlungen gehen."

May warnt vor einem Scheitern ihrer Pläne zum Austritt des Landes aus der EU. Es müsse ganz klar sein, was nun auf dem Spiel stehe, betonte May in einem Beitrag für die Zeitung "Mail on Sunday". "Wenn wir das nicht tun, riskieren wir, am Ende ganz ohne Brexit dazustehen."

Der EU-Austritt ist für Ende März 2019 geplant. Vor allem die Wirtschaft fürchtet, dass bis dahin kein Abkommen mit der EU über die Konditionen gelingt. May hatte vergangene Woche ihre Pläne für einen unternehmensfreundlichen Brexit vorgestellt, kämpft aber mit Widerstand in ihrer Partei. Auf Protest hatten Brexit-Minister David Davis und Außenminister Boris Johnson ihre Ämter aufgegeben. Sie vertreten die Auffassung, dass die Regierung der EU inzwischen zu weit entgegenkommen wolle.

Demgegenüber unterstrich May in dem Zeitungsartikel, dass ihr Land in den Verhandlungen mit der Gemeinschaft einen festen Standpunkt einnehmen werde. "Unsere Brexit-Vereinbarung ist nicht irgendeine lange Wunschliste, aus der die Verhandler aussuchen und auswählen dürfen", machte sie deutlich. "Es ist ein kompletter Plan mit eine Reihe von Konsequenzen, die nicht verhandelbar sind."

Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft warnen vor einem zu sorglosen Umgang mit dem britischen EU-Austritt. "Selbst wenn sich die britische Regierung jetzt bewegt: Die Unternehmen müssen auch für den Fall planen, dass es zu keiner Einigung kommt", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang, der "Welt am Sonntag". Auch der Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Thilo Brodtmann, warnte: "Es ist dringend geboten, sich auf den Brexit vorzubereiten und dabei auch mit dem Worst Case zu rechnen." Der EU-Austritt ist für Ende März 2019 geplant. Die britische Premierministerin Theresa May hatte vergangenen Woche ihre Pläne für einen unternehmensfreundlichen Brexit vorgestellt, kämpft aber mit Widerstand in ihrer Partei.

Brodtmann kritisierte, im deutschen Maschinenbau passiere zu wenig, wohl auch weil die Geschäfte in Großbritannien noch weitgehend stabil liefen. "Möglicherweise kaufen manche Kunden im Augenblick auf Vorrat ein. Etliche Unternehmen scheinen sich dadurch in Sicherheit zu wiegen, allen voran im Mittelstand." Er fügte hinzu: "Der Brexit ist ein solch großer Unsinn, dass viele Unternehmen wohl nach wie vor hoffen, es kann so schlimm nicht werden, weil die EU eine harte Landung für die Wirtschaft nicht zulassen wird. Aber davor kann ich nur warnen."

Laut BDI ist der Maschinenbau in seiner Sorglosigkeit keine Ausnahme. Immerhin steige langsam aber das Interesse. Das sei auf entsprechenden Seminaren und Kongressen zu sehen, sagte Lang. Wobei die Teilnehmer dort vorwiegend konsumierten und vergleichsweise wenig nachfragten – weil sie schlicht noch nicht so tief im Detail seien, wie man beim BDI vermute: "Etliche Unternehmen beginnen jetzt mit einer Situationsanalyse. Damit sind wir zumindest weiter als vor ein paar Monaten."


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...