Gemischtes

Bundesregierung verfehlt eigenes Ziel bei Ladestationen

Die Zahl der Ladepunkte für Elektro-Autos ist gestiegen, erreicht aber nicht die von der Bundesregierung erwünschte Anzahl.
30.07.2018 17:10
Lesezeit: 1 min

Die Zahl der öffentlichen Ladepunkte für Elektro-Autos in Deutschland ist laut eines Berichts des Bundesverbands für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)  in der Zeit von Juni 2017 bis Juni 2018 von 10.700 auf 13.500 gestiegen. Dies entspricht einem Zuwachs von 26 Prozent. Die Ladepunkte verteilen sich auf 6.700 Ladesäulen. Rund 1.750 der 13.500 Ladepunkte sind Schnellader. Das entspricht einem Anteil von 13 Prozent.

Um die Elektromobilität in Deutschland in Schwung zu bringen, reicht die Steigerung jedoch bei weitem nicht aus. Im Februar hatte die Bundesregierung das Ziel ausgegeben, dass bis 2020 100.000 neue Ladepunkte entstehen sollen, davon ein Drittel Schnelladesäulen.

Marktbeobachter hegen starke Zweifel, dass dieses Ziel erreicht wird. Laut einer Studie der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) haben zwar mehr als drei Viertel aller Energieversorgungs-Unternehmen bereits Ladestationen eingerichtet. Es handelt sich jedoch nur um vereinzelte Exemplare, und die Bereitschaft zu Investitionen im größeren Stil ist eher gering. Eine Studie der Münchener Unternehmensberatung TCW hat ergeben, dass der Betrieb von Ladestationen kaum rentabel ist und von vielen Aufstellern primär als Marketing-Instrument und zur Imagepflege genutzt wird. Das von den Autobauern BMW, Daimler, Ford und VW geplante „Ionity“-Projekt, das den Bau von 400 Schnelladesäulen entlang der europäischen Hauptachsen vorsieht, ist alles andere als flächendeckend.

Mittlerweile wird die Idee laut, Fördergelder umzuschichten. Von den 600 Millionen Euro, die die Bundesregierung als Anreizprämien für den Kauf von E-Autos zur Verfügung gestellt hat, sind bislang erst 100 Millionen abgerufen worden. Die noch nicht ausbezahlte halbe Milliarde Euro soll in Zukunft auch dafür verwendet werden, die Einrichtung von Ladestationen zu fördern, so der Vorschlag von Marktbeobachtern.

Die Anzahl der privaten Ladestationen beträgt zwischen 50.000 und 70.000. In ihrem Koalitionsvertrag vom Februar dieses Jahres hatten CDU und SPD folgendes vereinbart: „Den Einbau von Ladestellen für Elektrofahrzeuge von Mieterinnen und Mietern sowie Wohnungseigentümerinnen und Wohnungseigentümern werden wir rechtlich erleichtern“. Die Idee, einen Rechtsanspruch auf einen solchen Einbau zu schaffen, ist allerdings schon wieder vom Tisch. Der Grund: Die überwiegende Zahl der Hausanschlüsse verfügt nicht über die notwendigen Kapazitäten, um mehrere Ladestationen mit Strom zu versorgen. Private Ladestationen können allerdings auch nur bedingt als Stimulus wirken, da – angesichts der derzeit begrenzten Reichweite von Elektro-Autos – bei längeren Strecken die Nutzung von öffentlichen Ladeeinrichtungen unumgänglich ist.

Weitere Meldungen aus dem Tech-Report der DWN finden Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...