Forscher der Max-Planck-Gesellschaft haben in Zusammenarbeit mit australischen Kollegen eine Software entwickelt, die den Charakter von Menschen an ihren Augen erkennt. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) brachten die Forscher der Software bei, festzustellen, ob und bis zu welchem Grad eine Person folgende Eigenschaften aufweist: neurotisch, verträglich, extrovertiert, gewissenhaft, neugierig. Der Aufwand, den die Wissenschaftler dafür betreiben mussten, war verhältnismäßig gering: Sie filmten die Augenbewegungen von 50 Studenten, die sich als Versuchspersonen zur Verfügung gestellt hatten, auf ihrem zehnminütigen Weg über den Universitäts-Campus. Anschließend ließen sie die Studenten noch eine Reihe von Fragebögen ausfüllen, die Psychologen für Persönlichkeitstests verwenden. Zum Schluss fütterten sie die Software mit den Kamera-aufnahmen sowie den Ergebnissen der Fragebögen.
„Mit unseren Augen erfassen wir nicht nur die Umgebung, sie sind auch ein Fenster zu unserer Seele“, sagt Andreas Bulling vom Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken. Und weiter: „Die Augen verraten, wer wir sind, wie wir uns fühlen und was wir machen.“
Die gewonnenen Erkenntnisse könnten genutzt werden, um sie auf Roboter zu übertragen, so dass diese sich menschenähnlicher verhalten, so Bulling. Diese Roboter „würden dann auf eine viel natürlichere Weise mit Menschen kommunizieren und wären dadurch effizienter und flexibler einsetzbar“.
Gesichtserkennung durch Roboter können sowohl von Regierungen zur Überwachung ihrer Bürger als auch von Unternehmen zur Durchleuchtung ihrer Kunden genutzt werden. So hat die Bundesregierung am Berliner Bahnhof Südkreuz die Gesichter von Passanten von Video-Kameras aufnehmen und biometrisch auswerten lassen. Und der chinesische Online-Händler Alibaba ist dabei, eine Technik zu entwickeln, mit deren Hilfe Bezahlvorgänge per Gesichtserkennung authentifiziert werden.
Die neue Technik lasse sich eben – wie die meisten Erfindungen – zum Wohl oder Übel der Menschen einsetzen, so Bulling. Wie sie genutzt wird, „muss gesellschaftlich und auch gesetzlich geregelt werden“.
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