Politik

Christen in Syrien hoffen auf Rückkehr nach der Vertreibung

Die syrisch-russische Operation auf Idlib wird die Rückkehr von syrischen Christen ermöglichen. Christliche Würdenträger setzen sich für ein Ende der Sanktionen gegen Syrien ein.
04.09.2018 00:23
Lesezeit: 2 min

Kurz nach der Amtseinführung von US-Präsident Trump im vergangenen Jahr wurde er in einem Interview mit CBN News nach der anhaltenden Notlage der syrischen Christen gefragt. Er sagte, dass christliche Flüchtlinge unter seiner Verwaltung Vorrang hätten.

Statistiken des „Refugee Processing Center“ des US-Außenministeriums zeigen, dass in den vergangenen acht Monaten des aktuellen Jahres nur neun syrische Christen in die USA einreisen durften, berichtet der Religion News Service. Ein offener Brief, der Anfang dieses Monats von mehreren einflussreichen evangelikalen Organisationen veröffentlicht wurde, darunter die National Association of Evangelicals, die Southern Baptist Ethics und Religious Liberty Commission, World Relief und die National Hispanic Christian Leadership Conference, drängt die US-Regierung auf eine jährliche Obergrenze von mindestens 75.000 Flüchtlingen für das kommende Jahr. „In der ersten Hälfte des Jahres 2016, wurden 1.574 christliche Flüchtlinge aus der Region zugelassen, aber in der ersten Hälfte des Jahres 2018 haben die USA nur 23 zugelassen, was einem Rückgang von 98,5 Prozent entspricht“, stellen die Organisationen in ihrem Brief fest.

Die syrisch-russische Operation auf die Söldner-Provinz Idlib spielt auch aus Sicht der syrischen Christen eine wichtige Rolle. Im März 2015 hatte die Al-Nusra-Front die Stadt Idlib in der gleichnamigen Provinz erobert. Bald darauf begannen sie, Priester zu entführen, Kirchen zu entweihen und syrische Christen zu vertreiben. Die Organisation Christian Solidarity International (CSI) berichtete im Juli 2015, dass in der Stadt Idlib 1.300 syrische Christen lebten. Die Al-Nusra-Front habe die meisten vertrieben oder getötet. Zurückgeblieben seien nur noch zwei syrische Christen. In Bezug auf die von den Regierungstruppen zurückeroberten Gebiete, zu denen auch die Stadt Homs gehört, führt der Economist aus: „Kirchen wurden aufwendig restauriert; Ein großes Kruzifix hängt über der Hauptstraße. 'Bräutigam des Himmels', verkündet eine Werbetafel mit einem Foto eines christlichen Soldaten, der im siebenjährigen Konflikt getötet wurde. In ihren Predigten loben orthodoxe Patriarchen Assad für die Rettung einer der ältesten christlichen Gemeinschaften der Welt.“ Ob die syrisch-christliche Existenz in die Provinz Idlib erneut einkehren kann, hängt davon ab, ob die syrisch-russische Operation erfolgreich verläuft, oder nicht. Die USA, Frankreich und Großbritannien hatten zuvor verkündet, dass sie gegen die Operation sind.

Ein weiteres Problem, dass das Leben der syrischen Christen und Muslime beeinträchtigt sind die Wirtschaftssanktionen gegen Syrien. Die christlich-arabischen Würdenträger Johannes X. von Antiochien, Gregor III. Laham und Mar Ignatius Aphrem II. forderten bereits im Jahr 2016 von der internationalen Gemeinschaft einen sofortigen Stopp der Sanktionen gegen Syrien. Sie forderten die internationale Gemeinschaft auf, die „Belagerung des syrischen Volkes zu beenden”, da Sanktionen die Isolation Syriens vorantreiben und die Ärmsten der Armen treffen würden. In der Erklärung hieß es: „Obwohl das Hauptziel der Verhängung dieser Sanktionen politischer Natur ist, betrifft ihr Einfluss das Leben des gesamten syrischen Volkes, insbesondere der Armen und der Arbeiterklasse (...) die soziale Situation und die Armut und das Leid der syrischen Bevölkerung nehmen ständig zu. Daher erheben wir, die drei Patriarchen, die in Damaskus leben, wo wir das Leid der syrischen Bevölkerung spüren, (...) unsere Stimme in diesem humanitären Appell und fordern die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen auf der Grundlage der Menschenrechtscharta und anderer internationaler Pakte.“

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