Politik

SPD legt sich fest: „Maaßen muss gehen“

Die SPD sieht keine Zukunft für Verfassungsschutzpräsident Maaßen.
17.09.2018 00:59
Lesezeit: 1 min

SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil geht nicht davon aus, dass die Kanzlerin und die Union den umstrittenen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen im Amt belassen werden. Mit Blick auf das für Dienstag vereinbarte Treffen der Koalitionsspitzen sagte Klingbeil am Sonntagabend in der ZDF-Sendung «Berlin direkt»: «Ich bin mir sicher, das Ergebnis wird sein, dass Herr Maaßen gehen muss.» Auf die Frage, ob die SPD andernfalls die Koalition verlassen werde, erwiderte Klingbeil ausweichend, er glaube nicht, dass es soweit komme, «dass die Union an Maaßen festhält».

Der Verfassungsschutzpräsident ist wegen seiner Äußerungen zu fremdenfeindlichen Vorfällen in Chemnitz massiv in die Kritik geraten. «Da ist Vertrauen verloren gegangen, und deswegen muss Herr Maaßen gehen, die Kanzlerin hat das jetzt zu entscheiden», sagte Klingbeil. Die SPD sei «entschlossen». Sie habe deutlich gemacht, dass jemand, der den Inlandsgeheimdienst leitet und sich «zum Stichwortgeber für rechte Verschwörungstheoretiker gemacht hat», nicht mehr im Amt zu halten sei.

Mit denselben Worten hatte SPD-Chefin Andrea Nahles am Wochenende ihrer Gewissheit Ausdruck verliehen und gesagt: «Maaßen wird gehen.»

Am Dienstag wollen Kanzlerin Angela Merkel, CSU-Chef und Bundesinnenminister Horst Seehofer sowie die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles erneut über eine Lösung des Konflikts beraten. Merkel und auch Seehofer, der Maaßen mehrfach sein Vertrauen ausgesprochen hatte, rechnen nach eigenen Angaben nicht damit, dass die große Koalition an dem Konfliktzerbrechen wird.

Die Neue Zürcher Zeitung kommentiert den Vorgang:

«Nachdem Maaßen seine Äußerungen präzisiert hatte, wirkten seine Überlegungen allerdings durchaus plausibel: Seine Kritik, wonach die Medien ein Video, das höchstwahrscheinlich einen Angriff auf Ausländer in Chemnitz zeigt, allzu rasch und bedenkenlos weiterverbreitet haben, ist absolut berechtigt: Ein Twitter-Nutzer namens «Antifa Zeckenbiss» ist keine vertrauenswürdige Quelle, schon gar nicht, wenn seine wahre Identität unbekannt ist.

Die Kritik an Maassen ist in weiten Teilen überzogen, doch den Anlass dafür hat er seinen Gegnern selbst geliefert: Das «Bild»-Interview hätte einem erfahrenen Spitzenbeamten wie ihm in dieser Form nicht unterlaufen dürfen, zumal er den Text gegenlesen konnte.

Vor einem Koalitionsbruch und darauffolgenden Neuwahlen dürften SPD und Union angesichts ihrer Umfragewerte zurückschrecken. Sollte Hans-Georg Maassen nicht von sich aus gehen, wird einer der Koalitionspartner sein Gesicht verlieren. Sein Abgang in den kommenden Tagen, Wochen oder Monaten, ob freiwillig oder nicht, erscheint unvermeidlich.»

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Meta trainiert KI mit Ihren Daten – ohne Ihre Zustimmung. So stoppen Sie das jetzt!
09.05.2025

Ab dem 27. Mai analysiert Meta öffentlich sichtbare Inhalte von Facebook- und Instagram-Nutzern in Europa – zur Schulung seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Silicon Valley wankt: Zölle, Zoff und zerplatzte Tech-Träume
08.05.2025

Während Europa auf seine Rezession zusteuert und China seine Wirtschaft auf staatlicher Kommandobasis stabilisiert, gibt es auch im sonst...

DWN
Panorama
Panorama Verkehrswende: Ariadne-Verkehrswendemonitor zeigt Entwicklung auf
08.05.2025

Wie sich die Verkehrswende in Deutschland aktuell entwickelt, ist nun auf einer neuen Onlineplattform des Potsdam-Instituts für...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation bewältigen: 7 Strategien für finanzielle Stabilität, weniger Belastung und einen nachhaltigeren Lebensstil
08.05.2025

Wer die eigenen Ausgaben kennt, kann gezielt handeln. So behalten Sie die Kontrolle über Ihr Geld. Mit Budgetplanung und klugem Konsum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau: Bedeuten die Trump-Zölle das Ende einer deutschen Schlüsselindustrie?
08.05.2025

Der Maschinenbau befindet sich seit Jahren im Dauerkrisenmodus. Nun droht die fatale Zollpolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump zum...

DWN
Politik
Politik Anti-Trump-Plan: Halbe Milliarde Euro für Forschungsfreiheit in Europa
08.05.2025

Während US-Präsident Trump den Druck auf Hochschulen erhöht, setzt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf gezielte Anreize...

DWN
Technologie
Technologie Bitkom-Umfrage: Deutsche kritisieren Abhängigkeit von KI-Anbietern aus dem Ausland
08.05.2025

Die Bevölkerung in Deutschland verwendet zunehmend Anwendungen auf Basis künstlicher Intelligenz. Gleichzeitig nimmt die Sorge über eine...

DWN
Politik
Politik Migrationspolitik: Wie die Neuausrichtung an den deutschen Außengrenzen aussehen könnte
08.05.2025

Das Thema illegale Migration und wer bei irregulärer Einreise an deutschen Landesgrenzen zurückgewiesen wird, beschäftigt die Union seit...