Politik

Krise in Argentinien: Chef der Zentralbank tritt zurück

Die Krise in Argentinien spitzt sich zu: Der Chef der Zentralbank ist überraschend zurückgetreten. Zehntausende gingen gegen den IWF auf die Straße.
25.09.2018 17:01
Lesezeit: 2 min

Argentinien wechselt mitten in den Verhandlungen mit dem IWF erneut den Notenbankchef aus. Der erst seit Juni amtierende Zentralbank-Präsident Luis Caputo reichte am Dienstag bei Staatschef Mauricio Macri seinen Rücktritt ein. In einer Erklärung der Notenbank wurden dafür persönliche Gründe angeführt. In Medienberichten war zuletzt von wachsenden Spannungen zwischen Wirtschaftsminister Nicolas Dujovne und Caputo die Rede. Zum neuen Notenbankchef wurde der Ökonom und Vize-Wirtschaftsminister Guido Sandleris ernannt, der als rechte Hand Dujovnes gilt.

Die Nachricht platzte mitten in die abschließenden Gespräche des wirtschaftlich angeschlagenen südamerikanischen Staates mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF), von dem sich Argentinien eine Kreditlinie in Höhe von 50 Milliarden Dollar erhofft. Die Wirtschaft ächzt unter hohen Zinsen. Zugleich hat der Peso zum Dollar in diesem Jahr bereits rund die Hälfte seines Wertes eingebüßt. Nach dem Bekanntwerden des Wechsels an der Notenbankspitze ging es mit der Landeswährung weiter bergab. Sie gab zu Handelsbeginn um 4,6 Prozent zum Dollar nach. Auch an der Börse reagierten die Investoren verunsichert. Der Leitindex Merval in Buenos Aires fiel um mehr als zwei Prozent.

Am Vorabend des geplanten Generalstreiks waren in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires zehntausende Demonstranten auf die Straße gegangen, um gegen die Sparpolitik von Präsident Mauricio Macri zu protestieren. In Sprechchören und auf Bannern warfen sie Macri am Montagabend (Ortszeit) auf dem Platz vor dem Präsidentenpalast vor, das Land dem Spardiktat des Internationalen Währungsfonds (IWF) auszuliefern. Für Dienstag ist ein Generalstreik geplant, der das gesamte Land lahmlegen soll. Der Präsident schloss ein Einlenken aus.

Schulen, Behörden, Banken und Teile von Krankenhäusern sollen am Dienstag geschlossen bleiben. Der öffentliche Personenverkehr dürfte stillstehen. Auch die Fluglotsen wollen sich an dem Ausstand beteiligen, weswegen viele Fluggesellschaften ihre Flüge gestrichen haben.

Argentinien steckt derzeit in einer Wirtschafts- und Währungskrise. Macri handelte deswegen mit dem IWF Hilfskredite aus. Argentinien verpflichtete sich im Gegenzug zu weiteren harten Einsparungen, gegen die sich in der Bevölkerung viel Unmut regt.

Macri kündigte am Montag bei einem Besuch in New York eine weitere Zusammenarbeit mi dem IWF an. "Eine Staatspleite in Argentinien werden wir nicht zulassen", sagte er. "Wir arbeiten mit dem IWF-Team, und wir werden Vertrauen wiederherstellen." Sein Sanierungskurs werde dazu führen, "dass die Inflation und unser Bedarf an externer Hilfe dramatisch sinken".

Arbeitsminister Dante Sica kritisierte den geplanten Generalstreik. Dieser treffe Argentinien in einer Zeit, "in der die Wirtschaftsleistung immer noch sinkt und wir einen Aufschwung brauchen", sagte Sica. Seine Regierung werde dennoch mit den Gewerkschaften im Gespräch bleiben.

Der argentinische Peso hat seit Beginn des Jahres bereits 50 Prozent an Wert zum Dollar eingebüßt. Grund ist vor allem die beunruhigende Entwicklung der Inflation. Im Juli betrug sie fast 20 Prozent, bis zum Jahresende könnten es 30 Prozent sein. Das Land steht außerdem am Rande einer Rezession und hat ein hohes Haushaltsdefizit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...