Politik

Renditen für italienische Staatsanleihen steigen

Lesezeit: 2 min
02.10.2018 12:39
Die Diskussion um das italienische Haushaltsdefizit sorgt für Bewegung im Bond-Markt.
Renditen für italienische Staatsanleihen steigen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Italien  

Die Rendite auf italienische Staatsanleihen ist am Dienstag auf das höchste Niveau seit 2014 gestiegen. Im frühen europäischen Handel stieg die Rendite auf 10-jährige Staatsanleihen um 10 Basispunkte auf 3,401 Prozent. Dies markierte den vierten Anstieg an vier Handelstagen und brachte die Rendite auf den höchsten Stand seit März 2014. Der Spread gegenüber deutschen Bundesanleihen, der von den Anlegern als Indikator für die Nachfrage nach italienischen Schuldtiteln beobachtet wird, stieg auf 2,963 Prozent Punkte, von 2,823 Punkten am Montag und Tiefs von Ende September von etwa 2,3 Punkten. Die in Mailand gehandelten Aktien erlitten ebenfalls einen Rückschlag, sodass der FTSE-MIB-Wert im Morgenhandel um 1,4 Prozent zurückging. Italiens Banken gehörten zu den stärksten Verlierern in Europa: UniCredit verlor 3,2 Prozent, UBI Banca verlor 3,7 Prozent und Intesa Sanpaolo 2,7 Prozent.

Für Irritationen sorgten Aussagen des Lega-Ökonomen Claudio Borghi: "Ich bin ehrlich überzeugt davon, dass Italien die meisten seiner Probleme lösen würde, wenn es eine eigene Währung hätte", sagte Borghi am Dienstag in einem Radiointerview laut Reuters. Der Wirtschaftswissenschaftler Borghi gilt als Euroskeptiker und sitzt dem Haushaltsausschuss des Unterhauses vor.

Allerdings hatte Borghi zuvor mehrfach erklärt, dass Italien keine Absichten habe, aus dem Euro auszutreten - zuletzt im Interview mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten.

Beim Eurogruppen-Treffen in Luxemburg waren die Haushaltspläne der neuen Regierung in Rom am Montag auf Ablehnung gestoßen. Die Budgetziele hätten Fragen und Sorgen ausgelöst, sagte Eurogruppen-Chef Mario Centeno. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mahnte: "Wir müssen mit Italien strikt und fair umgehen, um eine weitere Krise zu vermeiden.

EU-Vize-Kommissionspräsident Valdis Dombrovskis drängt Italien zu einer Überarbeitung der umstrittenen Haushaltspläne. Diese seien derzeit nicht in Übereinstimmung mit den EU-Regeln des Wachstums- und Stabilitätspakts, sagte Dombrovskis am Dienstag vor einem Treffen der EU-Finanzminister in Luxemburg. Die Kommission sei offen für Gespräche und versuche, die Regierung in Rom von einem regelkonformen Staatsbudget zu überzeugen. Italiens Vize-Regierungschef Luigi Di Maio hatte zuvor gesagt, die Regierung aus seiner Fünf-Sterne-Bewegung und der Lega halte an ihrem Defizitziel von 2,4 Prozent für das kommende Jahr fest.

Auch aus Deutschland kommt Kritik. "Die Regierung der Populisten und Rechten in Italien spielt mit der Zukunft des eigenen Landes", sagte der SPD-Fraktionsvize Achim Post am Dienstag. Keinem Italiener sei damit gedient, wenn die Regierung in Rom das Land in eine Verschuldung treibe, die das Vertrauen der europäischen Partner und der Finanzmärkte erschüttere. "Wenn die italienische Regierung nicht bereit ist, ihre jüngsten Verschuldungspläne zu entschärfen, wird die EU-Kommission handeln müssen", fordert Post.

Der SPD-Politiker forderte die Handelnden in der EU auf, die nächsten Tage dafür zu nutzen, "mit der italienischen Regierung Tacheles zu reden und zu einer tragfähigen Lösung zu kommen". Einen politischen Rabatt für "finanzpolitischen Radikalismus" dürfe es nicht geben.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...