Die Rendite auf italienische Staatsanleihen ist am Dienstag auf das höchste Niveau seit 2014 gestiegen. Im frühen europäischen Handel stieg die Rendite auf 10-jährige Staatsanleihen um 10 Basispunkte auf 3,401 Prozent. Dies markierte den vierten Anstieg an vier Handelstagen und brachte die Rendite auf den höchsten Stand seit März 2014. Der Spread gegenüber deutschen Bundesanleihen, der von den Anlegern als Indikator für die Nachfrage nach italienischen Schuldtiteln beobachtet wird, stieg auf 2,963 Prozent Punkte, von 2,823 Punkten am Montag und Tiefs von Ende September von etwa 2,3 Punkten. Die in Mailand gehandelten Aktien erlitten ebenfalls einen Rückschlag, sodass der FTSE-MIB-Wert im Morgenhandel um 1,4 Prozent zurückging. Italiens Banken gehörten zu den stärksten Verlierern in Europa: UniCredit verlor 3,2 Prozent, UBI Banca verlor 3,7 Prozent und Intesa Sanpaolo 2,7 Prozent.
Für Irritationen sorgten Aussagen des Lega-Ökonomen Claudio Borghi: "Ich bin ehrlich überzeugt davon, dass Italien die meisten seiner Probleme lösen würde, wenn es eine eigene Währung hätte", sagte Borghi am Dienstag in einem Radiointerview laut Reuters. Der Wirtschaftswissenschaftler Borghi gilt als Euroskeptiker und sitzt dem Haushaltsausschuss des Unterhauses vor.
Allerdings hatte Borghi zuvor mehrfach erklärt, dass Italien keine Absichten habe, aus dem Euro auszutreten - zuletzt im Interview mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten.
Beim Eurogruppen-Treffen in Luxemburg waren die Haushaltspläne der neuen Regierung in Rom am Montag auf Ablehnung gestoßen. Die Budgetziele hätten Fragen und Sorgen ausgelöst, sagte Eurogruppen-Chef Mario Centeno. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mahnte: "Wir müssen mit Italien strikt und fair umgehen, um eine weitere Krise zu vermeiden.
EU-Vize-Kommissionspräsident Valdis Dombrovskis drängt Italien zu einer Überarbeitung der umstrittenen Haushaltspläne. Diese seien derzeit nicht in Übereinstimmung mit den EU-Regeln des Wachstums- und Stabilitätspakts, sagte Dombrovskis am Dienstag vor einem Treffen der EU-Finanzminister in Luxemburg. Die Kommission sei offen für Gespräche und versuche, die Regierung in Rom von einem regelkonformen Staatsbudget zu überzeugen. Italiens Vize-Regierungschef Luigi Di Maio hatte zuvor gesagt, die Regierung aus seiner Fünf-Sterne-Bewegung und der Lega halte an ihrem Defizitziel von 2,4 Prozent für das kommende Jahr fest.
Auch aus Deutschland kommt Kritik. "Die Regierung der Populisten und Rechten in Italien spielt mit der Zukunft des eigenen Landes", sagte der SPD-Fraktionsvize Achim Post am Dienstag. Keinem Italiener sei damit gedient, wenn die Regierung in Rom das Land in eine Verschuldung treibe, die das Vertrauen der europäischen Partner und der Finanzmärkte erschüttere. "Wenn die italienische Regierung nicht bereit ist, ihre jüngsten Verschuldungspläne zu entschärfen, wird die EU-Kommission handeln müssen", fordert Post.
Der SPD-Politiker forderte die Handelnden in der EU auf, die nächsten Tage dafür zu nutzen, "mit der italienischen Regierung Tacheles zu reden und zu einer tragfähigen Lösung zu kommen". Einen politischen Rabatt für "finanzpolitischen Radikalismus" dürfe es nicht geben.