Politik

Carlos Ghosn nach Verhaftung vor Rausschmiss bei Nissan

Nach seiner Festnahme in Japan wegen Vorwürfen der Veruntreuung droht dem lange erfolgreichen Automanager Carlos Ghosn der Rausschmiss bei gleich mehreren Autobauern.
19.11.2018 17:55
Lesezeit: 1 min

Ghosn, der auch Chef des französischen Unternehmens Renault ist, wurde am Montag in Tokio nach einer Befragung durch die Staatsanwaltschaft festgenommen. Der japanische Autobauer Nissan wirft ihm jahrelanges "Fehlverhalten" bei der Angabe seiner Einkünfte sowie die private Nutzung von Firmengeldern vor.

Nissan erklärte am Montag, der Autobauer habe nach anonymen Hinweisen vor einigen Monaten eine interne Untersuchung gestartet und festgestellt, dass Ghosn "viele Jahre lang" seine Einkünfte in Wertpapierberichten an die Börse in Tokio falsch angegeben habe. Der Konzern wirft ihm außerdem in mehreren weiteren Punkten "Fehlverhalten" vor - unter anderem die Privatnutzung von Firmenkapital.

Die Untersuchung richtete sich auch gegen den ranghohen Nissan-Manager Greg Kelly, auch ihm wirft der Autobauer Fehlverhalten vor. "Beide Männer wurden nach meiner Kenntnis heute Abend festgenommen", sagte der Geschäftsführer von Nissan, Hiroto Saikawa, bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Der Verwaltungsrat tagt nun am Donnerstag und will dann über die Trennung von seinem Vorsitzenden entscheiden. Saikawa sprach von einer "dunklen Seite der Ghosn-Ära". Zu viel Macht sei einem einzigen Menschen übertragen worden.

Ghosn ist auch Chef des französischen Autobauers Renault, außerdem führt er die Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz an. Auch der japanische Autobauer Mitsubishi will dem Verwaltungsrat vorschlagen, Ghosn als dessen Vorsitzenden abzusetzen. Das Unternehmen werde "eine eigene interne Untersuchung" starten, um herauszufinden, ob sich Ghosn auch bei Mitsubishi Motors der Veruntreuung schuldig gemacht habe, hieß es in einer Erklärung.

In Japan war die Börse bereits geschlossen, in Paris stürzte die Renault-Aktie nach der Nachricht der Vorwürfe gegen Ghosn zwischenzeitlich allerdings um zwölf Prozent ab. Der Verwaltungsrat von Renault will nun seinerseits auch "so schnell wie möglich" tagen. Das Gremium erklärte in Paris, es erwarte "präzise Informationen" von dem Konzernchef.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte zu den Entwicklungen, der Staat werde "als Aktionär über die Stabilität der Allianz und der Gruppe wachen". Der französische Staat hält rund 15 Prozent an Renault. Gewerkschaftsvertreter bei Renault äußerten sich besorgt über die Affäre. Es dürfe keine Lücke an der Firmenspitze entstehen, erklärte ein Vertreter der Gewerkschaft CFE-CGC.

Ghosn ist seit 2005 Vorstandschef von Renault und gilt als einer der erfolgreichsten Manager Frankreichs. Mit Nissan pflegt Renault schon seit 1999 eine enge Partnerschaft. Im April 2017 gab Ghosn die Konzernführung von Nissan ab, blieb aber Vorsitzender des Verwaltungsrats des Autobauers. Bei Mitsubishi ist er ebenfalls Präsident des Verwaltungsrats.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump will "echtes Ende": Diplomatie oder einen Kriegseintritt der USA?
17.06.2025

Trumps vorzeitiges Verlassen des G7 Gipfels in Kanada hat viele Fragen offen gelassen. Reporter die Trump auf seiner Rückreise begleitet...

DWN
Politik
Politik Kriegswaffe Hunger? Israel greift erneut Menge bei Gaza-Hilfszentrum an
17.06.2025

Das israelische Militär hat erneut wartende Menschen in der Nähe eines Verteilzentrums für humanitäre Hilfsgüter im Gazastreifen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Slowenien verliert Glanz: Deutsche Firmen zweifeln am Standort
17.06.2025

Deutschlands Wirtschaft verliert das Vertrauen in Slowenien: Hohe Kosten, politische Unsicherheit und Reformstau treiben Firmen in Richtung...

DWN
Technologie
Technologie Starlink gegen den Rest der Welt: Wem gehört der Orbit?
17.06.2025

Während Elon Musk mit Starlink das All kolonisiert, stolpern Amazon, China und Europa hinterher. Geht es im neuen Weltraumrennen wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis bricht aus: Folgt nun eine Rallye bis 50 US-Dollar?
17.06.2025

Anfang Juni hat der Silberpreis die magische Marke von 35 US-Dollar pro Unze geknackt und hält sich seitdem beständig darüber. Damit ist...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Aus Alt wird Auto: EU will Rohstoffe besser nutzen- Mehr Recycling im Auto
17.06.2025

Autos bestehen aus wertvollen Rohstoffen – und viele davon lassen sich wiederverwenden. Damit in Europa künftig mehr Recyclingmaterial...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis vor dem Absturz? Citi warnt vor Ende der Rekordrally
17.06.2025

Der Goldpreis steht auf wackligen Füßen: Nach einem Höhenflug von über 30 % warnt Citigroup vor dem Absturz – kommt jetzt der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft ESG-Wende: Banken öffnen sich für Rüstungsfinanzierung
17.06.2025

Lange galten Rüstungsfirmen als tabu für ESG-Investoren – jetzt vollzieht die deutsche Finanzwelt offenbar eine Kehrtwende. Sicherheit...