Politik

EU und Großbritannien streben Freihandel an

Lesezeit: 2 min
22.11.2018 18:35
In einem Dokument haben Großbritannien und die EU einige Prinzipien für die Zeit nach dem Austritt niedergeschrieben. Die Ansätze sind allerdings sehr vage und allgemein.
EU und Großbritannien streben Freihandel an

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Alice Ritchie und Damon Wake von der AFP berichten:

Kurz vor ihrem Sondergipfel haben sich die EU und Großbritannien grundsätzlich auf die künftige Ausgestaltung ihrer Beziehungen nach dem Brexit verständigt. Beide Seiten streben nach dem britischen EU-Austritt eine "ehrgeizige" und "tiefe" Partnerschaft an, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Erklärungsentwurf. Die britische Premierministerin Theresa May warb vor dem Unterhaus in London, ihre Regierung habe die "bestmögliche Vereinbarung" ausgehandelt.

Die Erklärung zu den künftigen Beziehungen lege den Rahmen für spätere Verhandlungen über eine "ehrgeizige, breite, tiefe und flexible Partnerschaft" fest, heißt es in dem 26-seitigen Dokument der Unterhändler Großbritanniens und der EU. Genannt werden darin unter anderem die Bereiche Handel, Wirtschaft, Strafverfolgung, Strafjustiz, Außenpolitik, Sicherheit und Verteidigung.

Im Wirtschaftsbereich ist die "Schaffung eines Freihandelsgebiets" ohne Zölle, Abgaben und mengenmäßige Beschränkungen das Ziel. Inwieweit Zoll- oder sonstige Kontrollen nötig sein werden, sei von den "Verpflichtungen des Vereinigten Königreichs" in den künftigen Verhandlungen abhängig, hieß es. Beide Seiten wollten hier "so ehrgeizig wie möglich" sein.

Die Erklärung zu den künftigen Beziehungen sei laut EU-Kommission bereits "grundsätzlich auf politischer Ebene vereinbart", schrieb EU-Ratspräsident Donald Tusk im Kurznachrichtendienst Twitter. Nun müssten die Staats- und Regierungschefs bei ihrem Sondergipfel am Sonntag in Brüssel noch zustimmen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte beim Deutschen Arbeitgebertag: "Wir sind schon ein Stück voran gekommen." Sie werde "alles daran setzen", ein Abkommen zu erreichen. Aus Diplomatenkreisen hieß es, Deutschland und Frankreich seien sich einig, dass bei dem Sondergipfel nicht mehr verhandelt werden sollte, sondern die Beschlusstexte bereits fertig sein müssten.

May informierte ihr Kabinett in einer eilig anberaumten Telefonkonferenz über das Verhandlungsergebnis. Am Nachmittag pries sie das Ergebnis im britischen Unterhaus als "bestmögliche Vereinbarung" an. "Alle unsere Anstrengungen müssen nun darauf gerichtet sein, diesen Prozess in Zusammenarbeit mit unseren europäischen Partnern zu einem endgültigen Abschluss zu bringen", sagte die Premierministerin.

Zum Streit um Gibraltar sagte May, dass die britische "Souveränität" über das Territorium auch nach dem Brexit "geschützt" werde. Außerdem betonte sie die Chance, dass technologische Kontrollmöglichkeiten die umstrittene Auffanglösung (backstop) für Nordirland überflüssig machen könnten. Diese sieht vor, dass die britische Provinz nach der Übergangsphase in der EU-Zollunion bleibt und weite Teile der Bestimmungen des Binnenmarktes übernimmt.

In London erntete May umgehend Widerspruch. Der Erklärungsentwurf "macht aus dem Brexit kompletten Unsinn", kritisierte ihr Ex-Außenminister Boris Johnson den Deal. Der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, bekräftigte im Unterhaus, dass seine Partei nicht für die Vereinbarungen stimmen werde. "Das ist der unüberlegte Brexit, den wir alle befürchtet haben - ein Sprung in die Dunkelheit."

Großbritannien tritt Ende März 2019 aus der EU aus. In der vergangenen Woche hatten sich die Unterhändler beider Seiten bereits auf einen 585 Seiten langen Austrittsvertrag geeinigt. Laut EU-Kommission müssen die Fragen zum britischen Territorium Gibraltar auf der iberischen Halbinsel und zu den Fangrechten von EU-Fischern in britischen Gewässern aber noch gelöst werden.

Dafür ist laut einem Kommissionssprecher noch bis Sonntag Zeit. Womöglich werden diese Fragen in Zusatzprotokollen oder Ergänzungstexten geklärt. Spanien erhebt Anspruch auf Gibraltar und fordert seit Tagen die Festschreibung eines Veto-Rechts bei allen künftigen Entscheidungen zu dem Gebiet.

Einig wurden sich die Unterhändler bereits über die Frage, um welchen Zeitraum die nach dem Brexit geplante Übergangsphase einmalig verlängert werden könnte, in der Großbritannien noch im EU-Binnenmarkt und in der Zollunion bleibt. Sie endet regulär Ende 2020 und kann nach dem neuen Entwurf von Artikel 132 des Austrittsvertrags nun maximal bis Ende 2022 verlängert werden.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag zum Handelsstart mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Europäische Unternehmen sehen düstere Aussichten in China
10.05.2024

Die jährliche Geschäftsklimaumfrage der EU-Handelskammer in Peking zeigt, dass europäische Unternehmen ihre Wachstumschancen in China so...