Finanzen

Russische Investoren ziehen sich aus Zypern zurück

Russische Investoren verlassen aufgrund der US-Sanktionen Zypern. Das Bankengeschäft mit Russen geht drastisch zurück.
13.01.2019 17:26
Lesezeit: 3 min

Russische Bankkunden ziehen sich aufgrund der Anti-Geldwäsche-Regeln zunehmend aus Zypern zurück. Dies berichtet Bloomberg unter Berufung auf Kyriakos Iordanou, den Generaldirektor des Instituts der Wirtschaftsprüfer auf Zypern.

Nach Angaben der Notenbank von Zypern sanken die von Ausländern außerhalb des Euro-Währungsgebiets gehaltenen Bankeinlagen - vorwiegend russische - Ende November auf 7,1 Milliarden Euro. Ende 2012 lag diese Summe noch bei 21,5 Milliarden Euro.

Die russische En + Group hatte am 2. November 2018 angekündigt, dass sie beabsichtigt, ihren Hauptsitz von Jersey (eine Insel unter dem britischen Kronbesitz) nach Russland  - und nicht nach Zypern - zu verlegen. Der Eigentümer der EN + Group ist der russische Milliardär Oleg Deripaska.

Viktor Vekselberg, der sich wie Deripaska auf der US-Sanktionsliste befindet, ist über seine Firma Lamesa Investments, die eine Tochtergesellschaft der Renova-Gruppe ist, der größte Anteilseigner der Bank of Cyprus. Im April 2018 wurden alle Dollarbank-Konten von Unternehmen, die von Renova kontrolliert werden, eingefroren. Dies umfasst ein Volumen zwischen 1,5 und 2,0 Milliarden US-Dollar, meldet der englischsprachige Dienst von Reuters.

Der Abfluss russischer Gelder von der Insel markiert die Umkehrung eines Trends, der nach dem Fall der Sowjetunion einsetzte und sich beschleunigte, als Zypern der Europäischen Union 2004 beitrat und 2008 den Euro einführte. Russische Investoren bevorzugten Zypern aufgrund des Steuersystems und seiner Stabilität, die durch die EU-Mitgliedschaft gewährleistet wurde.

"Das zypriotische Wirtschaftsmodell hat sich bereits geändert und hat sich zu einem Modell entwickelt, das weniger von Strohfirmen und ausländischen Einlagen abhängt", sagte der griechische Finanzminister Harris Georgiades in einem Interview mit Bloomberg. Die Insel „hat sich darauf konzentriert, ein neues Geschäft mit Substanz mit einer körperlichen Präsenz und einer realen Aktivität und Beschäftigung" aufzubauen.

Das auf Russland bezogene Geschäft in Zypern erwirtschaftete 2017 ein Bruttoeinkommen von etwa 2,2 Milliarden Euro, was einem wirtschaftlichen Output von elf Prozent entspricht. Nach Angaben von Fiona Mullen, Direktorin der in Nikosia ansässigen Sapienta Economic, lag dieser Anteil im Jahr 2012 noch bei 14 Prozent. "Der Tourismus ist jetzt größer als das Bankwesen. Sie sehen also eine etwas andere Mischung aus Russen (...) Es gibt immer noch das alte Geld, aber  es gibt auch viele Russen aus der Mittelschicht, die Urlaub auf Zypern machen", so Mullen.

Das neue Bankgeschäft aus Russland ist "begrenzt", meint Iordanou. Die Mitglieder seiner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft suchen nach Möglichkeiten aus anderen Ländern wie China, Indien, dem Nahen Osten und Afrika.

Im November 2018 trat eine Direktive der Notenbank von Zypern in Kraft, die es den Kreditgebern nur begrenzt ermöglicht, mit Tarnfirmen zusammenzuarbeiten. Das macht viele russische Unternehmen nach Aussagen von Iordanou "nicht bankfähig".

Zwei russische Geschäftsleute, die seit über einem Jahrzehnt auf Zypern Konten führen, gaben an, dass sie in den vergangenen Monaten von ihren Banken kontaktiert wurden. Diese forderten Dokumente aus den vergangenen Jahren, um die Quellen ihrer Bankeinlagen ausfindig zu machen. Die beiden russischen Geschäftsleute konnte die erforderlichen Dokumente nicht zur Verfügung stellen. Sie mussten ihre Konten schließen.

"Zyperns Banken benötigen jetzt viele Papiere. Es ist sehr schwierig, jetzt ein neues Konto zu eröffnen", sagt Alexander Ryazanov, ehemaliger stellvertretender Vorstandsvorsitzender von Gazprom, der auf Zypern ein Immobiliengeschäft hat und seit vielen Jahren mit zypriotischen Banken zusammenarbeitet.

Moneyval, der der Expertenausschusses des Europarates für die Bewertung von Maßnahmen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung ist, führt eine weitere Evaluierung zypriotischer Maßnahmen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung durch. Die Ergebnisse werden im Mai 2019 erwartet.

Für die Bank of Cyprus, den größten Kreditgeber des Landes, machen russische Bankeinlagen 5,7 Prozent der gesamten Einlagen aus. Im Jahr 2014 lag dieser Anteil noch bei 9,9 Prozent.

Obwohl die Maßnahmen der Notenbank nicht speziell auf Russen abzielen, "kann man argumentieren, dass diese Gruppe stärker betroffen ist als andere", so Demetris Taxitaris, Generaldirektor der in Zypern ansässigen Beratungsfirma MAP S.Platis.

Trotzdem gibt es nach wie vor russische Geschäftsleute, die in Zypern aktiv sind.  Dazu gehören Victor Rashnikov, Eigentümer der Magnitogorsk Iron & Steel Works PJSC, Vladimir Lisin, der seine Beteiligung an Novolipetsk Steel PJSC durch eine in Zypern ansässige Holdinggesellschaft kontrolliert, und Vladimir Potanin, Präsident von MMC Norilsk Nickel PJSC, einem Hersteller von raffiniertem Nickel.

Evgeny Kogan, ehemaliger Direktor des Zentrums für den Schutz von Anteilseignern und Investoren-Rechten auf Zypern, sagt, dass zypriotische Banken auch von sich aus kein großes Interesse mehr an "russischen Geldern" haben. Kogan wörtlich: "Angesichts der Sanktionen und der Verschärfung der Compliance ziehen die Banken in Zypern es vor, nicht mit russischen Geldern und russischen Kunden Geschäfte zu machen -  selbst nicht mit denjenigen, die seit Jahren Konten bei zypriotischen Banken führen. Russische Kunden werden schädlich."

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