Politik

Umsturz-Versuch in Venezuela: Russland warnt den Westen

Lesezeit: 2 min
24.01.2019 11:35
Russland hat den Westen vor einer Militärintervention beim laufenden Umsturzversuch in Venezuela gewarnt.
Umsturz-Versuch in Venezuela: Russland warnt den Westen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Russland hat das Verhalten westlicher Länder im Zusammenhang mit dem laufenden Versuch eines Staatsstreichs in Venezuela kritisiert, berichtet AFP. Die Ereignisse in dem südamerikanischen Land "zeigen klar die Haltung der progressiven internationalen Gemeinschaft gegenüber dem internationalen Recht, der Souveränität und der Nicht-Einmischung in die innenpolitischen Angelegenheiten eines Landes, in dem sie einen Machtwechsel anstreben", erklärte Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa am Donnerstag im Online-Netzwerk Facebook.

Für die russische Regierung bleibt Maduro der rechtmäßige Präsident Venezuelas. Eine Einmischung von außen sei inakzeptabel, sagt Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Erklärungen von US-Regierungsvertretern, die eine Militärintervention andeuteten, seien sehr gefährlich.

In Venezuela hatte sich der oppositionelle Parlamentspräsident Juan Guaidó am Mittwoch bei Massenprotesten gegen den Staatschef Nicolás Maduro zum Interimspräsidenten erklärt. Er erhielt umgehend die Unterstützung von US-Präsident Donald Trump und einer Reihe lateinamerikanischer Staaten. EU-Ratspräsident Donald Tusk erklärte, er setze auf eine einheitliche Position der EU-Mitgliedstaaten zur "Unterstützung der demokratischen Kräfte" in Venezuela.

In einer Stellungnahme, die den Deutschen Wirtschaftsnachrichten vorliegt, sagt US-Außenminister Mike Pompeo: “Die Vereinigten Staaten erkennen Juan Guaido als neuen Interimspräsidenten von Venezuela an und unterstützen nachdrücklich seine mutige Entscheidung, diese Rolle gemäß Artikel 233 der venezolanischen Verfassung zu übernehmen, um  die Demokratie in Venezuela wiederherzustellen. Präsident Trump sagte: ,Die Venezolaner haben sich mutig gegen Maduro und sein Regime ausgesprochen und Freiheit und Rechtsstaatlichkeit gefordert.’ Das venezolanische Volk hat lange genug unter der katastrophalen Diktatur von Nicolas Maduro gelitten (...) Die Vereinigten Staaten unterstützen Präsident Guaido bei der Errichtung einer Übergangsregierung, während das Land sich auf freie und faire Wahlen vorbereitet. Wir fordern alle Venezolaner auf, diesen demokratischen Prozess, wie er in der Verfassung von 1999 vorgesehen ist, friedlich zu unterstützen. Wir werden eng mit der rechtmäßig gewählten Nationalversammlung zusammenarbeiten, um den Übergang Venezuelas zur Demokratie und Rechtsstaatlichkeit im Einklang mit der Interamerikanischen Demokratischen Charta zu erleichtern. Die Vereinigten Staaten sind auch bereit, den Menschen in Venezuela unter den gegebenen Umständen humanitäre Hilfe zu leisten (...) Wir wiederholen unseren Aufruf an die venezolanischen Militär- und Sicherheitskräfte, die Demokratie zu unterstützen und alle venezolanischen Bürger zu schützen.”

China spricht sich gegen eine Einflussnahme von außen und gegen Sanktionen aus. So etwas mache die Lage normalerweise komplizierter und trage nicht dazu bei, die eigentlichen Probleme zu lösen, sagt eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking. "China unterstützt die Bemühungen der venezolanischen Regierung, die Souveränität, Unabhängigkeit und Stabilität des Landes zu schützen."

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan versicherte Maduro unterdessen telefonisch seine Unterstützung. "Bruder Maduro, halte den Kopf hoch, die Türkei bleibt an deiner Seite", habe Erdogan seinem venezolanischen Kollegen gesagt, erklärte Präsidentschaftssprecher Ibrahim Kalin.

Am Montag war ein Aufstandsversuch von 27 Soldaten gegen Maduro gescheitert. Die Situation in dem Land hatte sich seitdem verschärft. Bei Protesten und Unruhen kamen am Dienstag und Mittwoch nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Beobachtungsstelle für soziale Konflikte (OVCS) mindestens 13 Menschen ums Leben.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärt auf Twitter, er zolle den Hunderttausenden Venezolanern Respekt, die für Freiheit auf die Straße gegangen seien. Die EU habe die Demokratie in Venezuela seit Maduros "illegaler Wahl" unterstützt.

Die Europäische Union erklärt, die Rufe des venezolanischen Volkes nach Demokratie dürften nicht ignoriert werden. Die Bevölkerung habe das Recht, friedlich zu demonstrieren, ihre Regierung frei zu wählen und über ihre Zukunft zu entscheiden. Bürgerrechte, Freiheit und Sicherheit von Guaido müssten respektiert werden. Eine explizite Anerkennung Guaidos als neuen Präsidenten spricht die EU nicht aus.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres fordert die Konfliktparteien in Venezuela zu Mäßigung und Gesprächsbereitschaft auf. Sie müssten die Spannungen abbauen und auf einen politischen Dialog setzen, um einen Ausweg aus der Krise zu finden, sagt ein UN-Sprecher. Zudem mahnt Guterres eine unabhängige und transparente Untersuchung zu den Berichten über Todesopfer bei den Protesten gegen Präsident Nicolas Maduro an.

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hatte am Mittwoch den Abbruch der diplomatischen Beziehungen seines Landes zu den USA bekannt gegeben. "Ich habe entschieden,  die diplomatischen und politischen Beziehungen zur imperialistischen Regierung der Vereinigten Staaten abzubrechen", sagte der Staatschef. "Raus! Weg aus Venezuela. Hier herrscht Würde, verdammt", fügte er hinzu.

Maduro gab dem diplomatischen Corps der USA 72 Stunden zum Verlassen des Landes. Beide Staaten haben bereits seit 2010 keinen Botschafter in den jeweiligen Hauptstädten mehr.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...