Die britische Industrie hat im Januar ihre Lagerbestände aus Furcht vor einem chaotischen Austritt aus der EU so kräftig aufgestockt wie noch nie. Das teilte das Institut IHS Markit am Freitag zu seiner monatlichen Unternehmensumfrage mit.
Trotz dieses Schubs wuchs die Industrie aber so langsam wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex fiel um 1,4 auf 52,8 Punkte. Von Reuters befragt Ökonomen hatten lediglich mit einem Rückgang auf 53,5 Zähler gerechnet. Das Barometer hielt sich aber über der Marke von 50, ab der Wachstum signalisiert wird.
"Trotz des vorübergehenden Schubs durch vorgezogene Käufe der Kunden und der Bemühungen zum Aufbau der Lagervorräte blieben die zugrundeliegenden Trends bei Produktion und Auftragseingang bestenfalls schwach", sagte Markit-Experte Rob Dobson. So stagnierten die Exportaufträge, wohl eine Folge der weltweiten Konjunkturabkühlung. Zudem bauten die Betriebe Stellen ab. Die Industrie trägt etwa zehn Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes bei.
Großbritannien plant, die EU Ende kommenden Monats zu verlassen. Zu welchen Bedingungen, ist allerdings noch unklar. Die Brexit-Verunsicherung hinterlässt beispielsweise in der britischen Autoindustrie tiefe Spuren. Die Fahrzeugproduktion ging im vergangenen Jahr nach Angaben des Branchenverbands um mehr als neun Prozent zurück und markierte damit das stärkste Minus seit der Rezession während der Bankenkrise 2008/2009.