Zentralbanken weltweit haben ihre Goldkäufe im vergangenen Jahr deutlich verstärkt, wie aus Daten des World Gold Council (WGC) hervorgeht.
Dem Bericht zufolge stiegen die Netto-Goldkäufe der Zentralbanken demnach im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 74 Prozent auf 651,5 Tonnen. Dabei soll es sich um den stärksten jemals gemessenen Zuwachs und den zweithöchsten jemals vom WGC gemessenen Gesamtumfang handeln.
Auf Nachfrage der Deutschen Wirtschaftsnachrichten, welche Rolle die Erhöhung der Goldreserven bei Notenbanken spiele, sagte der Leiter der Kapitalmarktanalyse-Abteilung der Baader Bank, Robert Halver: “Diese Methode dient vor allem als letzter Rettungsanker für den Fall, dass es zu einem Zusammenbruch des Finanzsystems kommt. Dies erklärt, warum die internationalen Notenbanken seit Platzen der Immobilienblase 2008 mit anschließender Schuldenkrise Gold in physischer Form verstärkt anhäufen, nachdem sie seit den 70er-jahren ihre Bestände kontinuierlich abbauten.”
Die Goldnachfrage privater Investoren stieg im Vergleich zum Vorjahr nur um 4 Prozent auf rund 4.345 Tonnen. Die Schmucknachfrage nach Gold lag mit 2.200 Tonnen im Wesentlichen auf dem Niveau des Vorjahres. Die Nachfrage nach Goldbarren und Münzen stieg im vergangenen Jahr um 4 Prozent auf 1.090 Tonnen.
Goldgedeckte börsennotierte Fonds und ähnlichen Produkte verzeichneten im Jahr 2018 nur einen moderaten Nettozufluss von 68,9 Tonnen, ein Rückgang von 67 Prozent gegenüber 2017. Gold, das im Technologiesektor verwendet wurde, erreichte im Jahr 2018 einen Wert von 334,6 Tonnen. Das ist nur 1 Prozent mehr als im Vorjahr, beeinflusst unter anderem durch Faktoren wie ein langsameres Smartphone-Umsatzwachstum.
Bemerkenswert ist, dass vergangenes Jahr nicht nur Gold-afine Staaten wie Russland, China und die Türkei das Edelmetall verstärkt kauften, sondern auch Zentralbanken aus Osteuropa:
Russland, Kasachstan und die Türkei machten im Jahr 2018 zwar wieder einen großen Teil der weltweiten Nachfrage aus. Ihr Anteil an den Gesamtkäufen sank jedoch auf 58 Prozent (von 94 Prozent im Jahr 2017). Ungarn tätigte einen der größten Einkäufe seiner Geschichte und verzehnfachte seine Goldreserven im Oktober auf 31,5 Tonnen. Die Reserven des Landes stiegen dadurch auf den höchsten Stand seit fast 30 Jahren. Begründet wurden die Käufe von der Notenbank mit der Funktion, welche Gold als Absicherung gegen zukünftige strukturelle Veränderungen im internationalen Finanzsystem sowie bei riskanten Kreditgeschäften ausübt.
Auch Polens Goldreserven stiegen im Jahr 2018 um rund 25 Prozent gegenüber Vorjahr auf rund 25,7 Tonnen.
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Zentralbanknachfrage im Jahr 2018 waren die Nettoankäufe in Indien. Die monatlichen Käufe begannen im März und zogen in der zweiten Jahreshälfte an. Insgesamt stiegen die Goldreserven um 40,5 Tonnen. Dies ist das höchste jährliche Wachstum seit dem Kauf von 200 Tonnen aus dem Internationalen Währungsfonds im Jahr 2009.
Die Mongolei gab bekannt, dass sie im Jahr 2018 22 Tonnen Gold gekauft habe, entsprechend ihrem Ziel. Dies entspricht einer Steigerung von 10 Prozent gegenüber den Käufen des Jahres2017. Einer der Treiber dieses Wachstums war eine fünfmonatige Kampagne, bei der Bergleute und Einzelpersonen ermutigt wurden, ihr Gold an die Zentralbank zu verkaufen.
Im September erklärte die irakische Zentralbank, sie habe die niedrigeren Goldpreise für den Kauf von 6,5 Tonnen genutzt. Dies war die erste jährliche Erhöhung seit 2014 und führte zu einer Gesamtgoldreserve von 96,3 Tonnen, was 6,7 Prozent der gesamten Reserven entspricht.
Auch der staatliche Ölfonds Aserbaidschans (SOFAZ) ist im vergangenen Jahr wieder auf dem Goldmarkt aktiv geworden. Die Goldreserven wuchsen um fast 50 Prozent gegenüber Ende 2017. 7 Im Dezember 2018 genehmigte Präsident Ilham Aliyev aktualisierte Anlagerichtlinien, nach denen SOFAZ bis zu 10 Prozent seines Portfolios in Gold investieren könnte. Derzeit macht Gold 4,3 Prozent des Portfolios aus.