Der interne Sicherheitsdienst des Europäischen Auswärtigen Dienstes (EAD) in Brüssel hat europäische Diplomaten und Militärs eindringlich gewarnt, dass sie das Ziel von Spionage durch russische und chinesische Geheimdienste seien.
Laut der Warnung des Sicherheitsdienstes befinden sich in Brüssel „rund 250 chinesische und 200 russische Spione“, sagten EU-Diplomaten der WELT. Die Diplomaten wurden nach eigenen Angaben auch vor dem Betreten bestimmter Lokale im EU-Viertel gewarnt.
Zu den von der Spionage betroffenen Lokalen gehören ein beliebtes Steakhouse und ein Café in unmittelbarer Fußnähe zum Hauptgebäude der Europäischen Kommission (Berlaymont) und zum Dienstgebäude des EAD.
Laut dem internen Sicherheitsdienst arbeiten Chinas und Russlands Agenten in Brüssel vor allem in den Botschaften oder Handelsvertretungen ihrer Länder. In Brüssel ist es ein offenes Geheimnis, dass die Attachés, die Diplomaten von außerhalb der EU bei Empfängen in Botschaften begleiten, häufig Undercoveragenten sind.
Spektakulär war ein Spionagefall aus dem Jahr 2003. Damals fand man am Sitz des Europäischen Rates, dem Justus-Lipsius-Gebäude, wo damals die Regierungschefs und die jeweiligen Fachminister tagten, in den Übersetzerkabinen kleine Spionageboxen.
Mit den Boxen sollten die Gespräche in den deutschen, britischen, spanischen und französischen Delegationen abgehört werden. In Verdacht gerieten damals die USA und Israel. Beweise konnten jedoch nicht erbracht werden.
Neben russischen und chinesischen Agenten sollen in Brüssel vor allem auch Agenten aus den USA und Marokko tätig sein. Zudem verstärke China derzeit seine Spionageaktivitäten in Europa, sagten litauische Nachrichtendienste vor wenigen Tagen.
In ihrem Jahresbericht heißt es: „Mit zunehmenden wirtschaftlichen und politischen Ambitionen Chinas in Litauen und anderen Nato- und EU-Ländern werden die Aktivitäten der chinesischen Geheim- und Sicherheitsdienste zunehmend aggressiver.“
Zudem würden chinesische Dienste versuchen, litauische Bürger für Spionageaktivitäten zu rekrutieren und Litauens Standpunkte zu Themen wie der Unabhängigkeit Tibets und Taiwans zu beeinflussen.