Finanzen

Schweizer Banken verlieren an Bedeutung

Die Schweizer Banken verlieren an wirtschaftlicher Bedeutung und damit auch an gesellschaftlicher und politischer Macht.
24.02.2019 18:39
Lesezeit: 1 min

Die Bedeutung der Banken für den Wirtschafts-Standort Schweiz nimmt kontinuierlich ab. Vor 20 Jahren gab es in der Schweiz fast 400 Banken, heute sind es nur noch knapp 250 (ein Rückgang von mehr als einem Drittel). Die drei Großbanken „Julius Bär“, Credit Suisse und UBS verloren dieses Jahr 41, 38 beziehungsweise 32 Prozent ihres Börsenwerts. Besonders hart hat es in den vergangenen Jahren die Credit Suisse getroffen: Sie musste innerhalb von drei Jahren einen Wertverlust von rund 50 Prozent hinnehmen (60 Milliarden Franken im Jahr 2015 verglichen mit 30 Milliarden heute). Der Anteil der Banken am Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging von 2007 bis 2017 von 13,34 auf 9,25 Prozent zurück (ein Rückgang von beinahe exakt 30 Prozent).

Auch die Zahl der Beschäftigten nimmt ab: 1991 standen bei den Banken noch 118.000 Menschen in Lohn und Brot, heute sind es noch 93.000 (ein Rückgang von 21 Prozent). Seit 2013 sind jedes Jahr im Durchschnitt 2.000 Stellen im Bankensektor verloren gegangen. Immerhin scheint sich der Abbau zu verlangsamen: Laut dem „Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes“ (AGV) planen die Banken zwar weitere Stellenkürzungen, allerdings sollen in den nächsten Jahren nur noch 600 bis 700 Jobs gestrichen werden. Gründe für den Stellenwegfall sind zum einen die Verlagerung ins lohnkostengünstigere Ausland, zum anderen die Digitalisierung. Dabei kommt es zu dem Kuriosum, dass gleichzeitig altgediente Mitarbeiter entlassen werden (vor allem Ältere, deren IT-Kenntnisse in der Regel vergleichsweise gering ausgeprägt sind) und gleichzeitig neue eingestellt werden sollen, (primär im Bereich Informatik, aber auch in der Vermögensverwaltung), deren Rekrutierung sich allerdings als schwierig erweist.

In Zeiten eines schleichenden Bedeutungs- und damit Machtverlusts der Schweizer Finanzindustrie steht diese nicht mehr so geschlossen zusammen wie früher. Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) agierte seit ihrer Gründung im Jahr 1912 fast ein Jahrhundert lang als machtvolles Sprachrohr einer Branche, in der die partikularen Interessen des einzelnen Mitglieds den gemeinschaftlichen Interessen entweder untergeordnet waren beziehungsweise – in aller Regel – mit ihnen übereinstimmten. Diese Zeiten gehören jedoch der Vergangenheit an. Die Großbanken sind an guten Bedingungen für ihr Auslandsgeschäft interessiert, die Regionalbanken an guten Bedingungen für Geschäfte mit inländischen Kunden. Die Privatbanken sorgen sich primär um ausbleibende Kunden und die gleichzeitig steigenden Kosten für Digitalisierung und Regulierung. Geschlossen als Interessengruppe aufzutreten, fällt den Schweizer Geldhäusern angesichts dieser Gemengelage zunehmend schwer.

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