Wirtschaft

Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele klassische Berufe verschwinden. Welche Qualifikationen künftig über Beschäftigung oder Jobverlust entscheiden, zeigt eine neue Analyse des Weltwirtschaftsforums.
15.11.2025 13:43
Lesezeit: 3 min
Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
Umweltwissen und KI-Kompetenzen scheinen den Arbeitsmarkt 2030 laut Umfrage zu bestimmen. (Foto: dpa)

Technologischer Wandel, KI und grüne Transformation verändern den Arbeitsmarkt bis 2030

Der Weltwirtschaftsbericht Future of Jobs Report 2025 des Weltwirtschaftsforums beschreibt die Trends, die den globalen Arbeitsmarkt bis 2030 grundlegend verändern werden. Fünf Schlüsselfaktoren bestimmen laut der Studie die Zukunft der Arbeit.

1. Technologischer Wandel

86 Prozent der befragten Arbeitgeber erwarten, dass Künstliche Intelligenz (KI) den größten Einfluss auf die Wirtschaft haben wird. Die Nachfrage nach Kompetenzen im Bereich der KI wächst weltweit rapide.

2. Wirtschaftliche Unsicherheit

Jeder zweite Arbeitgeber äußert Besorgnis über steigende Lebenshaltungskosten, höhere Preise und anhaltende Inflation. 42 Prozent der Befragten sehen im verlangsamten Wirtschaftswachstum eine zentrale Gefahr.

3. Geopolitische Spannungen

Drei von zehn Unternehmen befürchten, dass instabile geopolitische Verhältnisse und zunehmende Konflikte ihr Geschäft direkt beeinflussen. Als Reaktion darauf passen Regierungen weltweit ihre Handels-, Investitions-, Subventions- und Steuerstrategien an. Laut der Welthandelsorganisation (WTO) haben sich zwischen 2020 und 2024 die globalen Handelsbeschränkungen verdoppelt.

4. Demografischer Wandel

Zwei gegensätzliche Prozesse prägen derzeit die Bevölkerungsstruktur: In wohlhabenden Ländern sinkt die Geburtenrate, während die Lebenserwartung steigt, was die Zahl der Erwerbstätigen schrumpfen lässt. In einkommensschwächeren Staaten wächst hingegen der Anteil junger Erwerbspersonen. Diese Verschiebung setzt alternde Gesellschaften unter Druck. Vier von zehn Arbeitgebern erwarten, dass der demografische Wandel die Arbeitsmärkte in den nächsten fünf Jahren massiv verändern wird.

5. Grüne Transformation

Fast die Hälfte der befragten Unternehmen plant Investitionen, um den CO₂-Ausstoß zu reduzieren. Nachhaltige Geschäftsmodelle erfordern neue Qualifikationen und treiben die Kosten. Laut Prognosen wird die Zahl der Stellenausschreibungen, in denen grüne Kompetenzen gefordert sind, bis 2030 um 22 Prozent steigen.

Weltweite Entwicklung der Beschäftigung

In den kommenden fünf Jahren sollen weltweit 170 Millionen neue Arbeitsplätze entstehen, während rund 92 Millionen wegfallen. Das bedeutet ein Nettozuwachs von sieben Prozent oder rund 78 Millionen Jobs. „Natürlich werden mehr Stellen in Bereichen wie Informationstechnologie, Nachhaltigkeit und Künstlicher Intelligenz geschaffen, während andere Berufe durch Automatisierung verschwinden. Insgesamt entstehen jedoch mehr Arbeitsplätze, als verloren gehen“, erklärt Adelė Meškinytė, Kommunikationsleiterin bei Emplonet. Am stärksten wachsen laut Prognosen Berufe in den Bereichen Datenanalyse, Finanztechnologie, KI und Robotik. Dagegen verschwinden Tätigkeiten, die sich leicht automatisieren lassen: etwa bei Postdiensten, Bankkassen oder Datenerfassung.

Bis 2030 gilt:

  • 41 Prozent der Beschäftigten müssen ihre Qualifikationen nicht erweitern,
  • 29 Prozent sollten sich innerhalb ihres Berufs weiterbilden,
  • 19 Prozent werden umgeschult und versetzt,
  • 11 Prozent erhalten voraussichtlich keine Weiterbildung.

Europas Herausforderung: Qualifikationslücken und Fachkräftemangel

Für viele europäische Länder nennen Arbeitgeber drei Hauptfaktoren des Wandels:

  1. steigende Lebenshaltungskosten (55 Prozent, global 50 Prozent),
  2. alternde und schrumpfende Bevölkerung (51 Prozent, global 40 Prozent),
  3. zunehmende Verbreitung digitaler Technologien (49 Prozent, global 60 Prozent).

83 Prozent der Unternehmen im Land sehen den Fachkräftemangel und fehlende Kompetenzen als größte Hürde für die wirtschaftliche Transformation (globaler Durchschnitt: 63 Prozent).

86 Prozent planen daher, in Umschulungen und Weiterbildung zu investieren. Sechs von zehn Arbeitgebern wollen zudem Programme zur Talentförderung und Karriereentwicklung ausbauen.

Bis 2030 gelten folgende Fähigkeiten als entscheidend: analytisches Denken (89 Prozent), Resilienz und Flexibilität (80 Prozent), Führungskompetenz (64 Prozent), Neugier (64 Prozent) und technologische Bildung (59 Prozent). Besonders gefragt werden Kenntnisse in Künstlicher Intelligenz (95 Prozent), Cybersicherheit (83 Prozent) und Digital Literacy (79 Prozent).

Arbeiten 2030: Warum ohne KI- und Umweltwissen niemand bestehen wird

Auch in Deutschland verdichten sich die Anzeichen einer strukturellen Qualifikationskrise. Besonders der Mittelstand kämpft mit dem Mangel an IT-Fachkräften, Ingenieuren und Experten für KI und Automatisierung. Laut einer aktuellen Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft wird Deutschland bis 2030 rund 3,1 Millionen Fachkräfte vor allem in digitalen und technischen Berufen fehlen.

Während sich US-amerikanische Unternehmen aggressiv mit KI-Spezialisten eindecken, hinken europäische Bildungssysteme und Weiterbildungsprogramme hinterher. Sollte die EU die digitale und grüne Transformation verschlafen, droht eine dauerhafte Verschiebung der Wettbewerbsfähigkeit zugunsten der USA und Asiens.

Der Arbeitsmarkt der Zukunft wird durch Technologie, Demografie und Nachhaltigkeit geprägt. Künstliche Intelligenz ersetzt zwar Tätigkeiten, schafft aber insbesondere in Datenanalyse, Energieeffizienz und grüner Industrie zugleich neue Berufsfelder. Wer früh in Weiterbildung und Qualifikationsprogramme investiert, kann den Wandel als Chance nutzen. Europa und Deutschland stehen dabei vor einer entscheidenden Dekade: Zwischen digitaler Führungsrolle und strukturellem Abstieg entscheidet sich, wer die Arbeitswelt von morgen gestaltet.

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