Die USA sind der weltweit attraktivste Standort für das produzierende Gewerbe. Das ist das Ergebnis einer umfangreichen Studie, welche die Unternehmensberatung „Ingenics“ (Ulm) alle zwei Jahre durchführt. Bei der 2017 veröffentlichten Studie hatte Deutschland noch den ersten Rang belegt. Die Bundesrepublik ragt zwar weiterhin in den Kategorien „politische Stabilität/Rechtssicherheit“, „Infrastruktur“ sowie „Zugang zu Industriepartnern und Zulieferern“ heraus, fiel jedoch aufgrund ihrer hohen Arbeits- und Produktionskosten sowie bei ihren vergleichsweise niedrigen Werten bei der Digitalisierung auf den zweiten Rang zurück. Auch in der Kategorie „Humankapital“ schneidet Deutschland - trotz seines traditionell hohen Ausbildungsniveaus sowohl seiner Akademiker als auch seiner Facharbeiter - nicht so gut ab. Der Grund: Es gibt teilweise nicht genügend Mitarbeiter - Stichwort Fachkräftemangel.
Der Ranking-Erste USA schnitt - genau wie Deutschland - in allen Kategorien ordentlich ab. Dass sich die Amerikaner vom zweiten auf den ersten Rang verbessern konnten, liegt an den von der Trump-Regierung erlassenen Steuererleichterungen, den sinkenden Energiepreisen sowie der intensiven Förderung der Digitalisierung. Ingenics schreibt: „Die Arbeits- und Rahmenbedingungen haben sich nirgends ähnlich gut entwickelt wie in den USA. Neben akzeptablen Arbeitskosten werden in fast allen Bereichen die Akzente gesetzt, von denen Unternehmen profitieren.“ Ingenics-Vorstandsmitglied Andreas Hoberg sagt: „Außer der Regierung in Washington, die die Industrie entschieden unterstützt, indem sie die Rahmenbedingungen optimiert, haben auch viele Bundesstaaten begonnen, den Industrie-Sektor zu stärken.“
Auffallend ist, dass sich fast alle untersuchten asiatischen Staaten verbessern, während die traditionellen westeuropäischen Industriestaaten auf der Stelle treten beziehungsweise - im Falle Großbritanniens sowie Kanadas - sogar deutlich verschlechtern. Eine besonders starke Entwicklung hat Malaysia durchgemacht, das besser als jedes andere asiatische Land abschneidet (Japan und Korea wurden nicht untersucht) und sich problemlos mit einer ganzen Reihe von europäischen Staaten messen kann.
China schneidet überraschend schwach ab. Zwar punktet die Volksrepublik in den Kategorien Digitalisierung und Humankapital (das Land bildet immer mehr Wissenschaftler und Facharbeiter aus), bekommt jedoch schlechte Noten für die nach wie vor äußert starken Einfluss der Politik aufs wirtschaftliche Geschehen und den kaum vorhandenen Patentschutz. Noch weitaus weniger überzeugen kann die - angeblich - kommende Superwirtschaftsmacht Indien, die in keiner einzigen Kategorie überdurchschnittlich abschneidet und vor allem aufgrund ihrer äußerst miserablen Infrastruktur im Ranking abfällt.
Für die Studie wurden sieben Standort-Faktoren untersucht:
1. Recht und Politik (politische Stabilität, Regulierung, Kriminalität und Korruption, rechtliches Umfeld)
2. Markt (Absatz-Chancen, Regulierung)
3. Infrastruktur
4. Produktionskosten (Arbeitskosten, Energiepreise)
5. Humankapital (Qualifikationen, Verfügbarkeit)
6. Zugang zu Industriepartnern und Zulieferern
7. Digitalisierung und Innovation
Das Ergebnis des Gesamtrankings:
1. USA (7,31)
2. Deutschland (7,10)
3. Großbritannien (6,87)
4. Frankreich (5,98)
5. Tschechische Republik (5,84)
6. Malaysia (5,70)
7. Kanada (5,43)
8. China (5,42)
9. Polen (5,05)
10. Indien (4,36)
11. Indonesien (4,30)
12. Thailand (4,26)
13. Mexiko (3,82)
14. Vietnam (2,85)
15. Brasilien (2,83)