Die Zahl der Krankentage wegen psychischer Probleme hat sich in nur zehn Jahren mehr als verdoppelt. Während es im Jahr 2007 noch rund 48 Millionen Fehltage wegen psychischer oder Verhaltensstörungen gab, waren es 2017 schon 107 Millionen, wie es in einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Linken-Anfrage heißt. Besonders betroffen waren demnach das Gesundheits- und Sozialwesen sowie das Gastgewerbe.
Zwar ging die Zahl der Krankentage wegen psychischer Probleme zwischen 2016 und 2017 leicht um zwei Prozent zurück - insgesamt bedeutet der Anstieg von 2007 zu 2017 aber ein Plus von 123 Prozent, wie aus der am Dienstag veröffentlichten Anfrage hervorgeht. Die Produktionsausfallkosten und der Ausfall an Bruttowertschöpfung, die auf psychische und Verhaltensstörungen zurückzuführen sind, stiegen in dem Zeitraum von 12,4 auf 33,9 Milliarden Euro an - damit verdreifachten sie sich fast.
Männer kamen der Antwort zufolge auf eine deutlich höhere Zahl an psychisch bedingten Krankheitstagen als Frauen. Ältere Beschäftigte meldeten sich häufiger aus psychischen Gründen krank als jüngere.
Besonders stark betroffen waren demnach das Gesundheits- und Sozialwesen sowie das Gastgewerbe. Belastet fühlen sich die Arbeitnehmer dort häufig durch einen starken Termin- und Leistungsdruck, verschiedene Arbeiten, die gleichzeitig betreut werden müssen sowie durch die Anforderung, sehr schnell zu arbeiten. Das trifft besonders auf die Gastronomie zu.
Der Antwort zufolge stieg zwischen 2007 und 2017 auch die Zahl der Renteneintritte wegen verminderter Erwerbsfähigkeit aufgrund psychischer Störungen von rund 53.900 auf mehr als 71.300. Die Zahlen basieren auf Sozialversicherungsdaten und Berechnungen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Angaben für das Jahr 2018 lagen demnach noch nicht vor.
"Viele Arbeitgeber fahren auf Verschleiß: Starker Druck, hohe Flexibilität - immer schneller, immer mehr", kritisierte die arbeitspolitische Sprecherin der Linken, Jutta Krellmann, die gemeinsam mit weiteren Abgeordneten die Anfrage gestellt hatte. Der ökonomische Schaden werde dabei "größer und größer". Die Bundesregierung müsse nun endlich handeln, forderte die Linken-Politikerin. Nötig seien eine Anti-Stress-Verordnung sowie flächendeckende Arbeitsschutzkontrollen.